Wie wird der Winter? Die Wetter-Auguren widersprechen sich wie jedes Jahr aufs Neue. Die Prognosen reichen von „normal bis leicht zu mild“ (wetterprognose-wettervorhersage.de) bis „Die Wahrscheinlichkeit für einen neuen XXL-Winter hat deutlich zugenommen“ (wetter.net). Doch wie wird er nun, der Winter 2013/2014? Uns unterstützte wie immer Diplom-Meteorologe Dr. Jurik Müller. Der Kenner und Autor von Bauernregeln gab uns wichtige Hinweise aus der Natur.
Entscheidend ist mit dem 1. Dezember der Eligiustag. „Fällt auf Eligius ein kalter Wintertag, die Kälte noch vier Wochen dauern mag“, so eine passende Regel. Wenn der kalt ist, dann droht in 70 Prozent der Fälle auch ein zu kalter Dezember und mit hoher Wahrscheinlichkeit eine weiße Weihnacht. „Als Ursache schlägt hier auf jeden Fall die Erhaltungsneigung der Großwetterlage über die gesamte Adventszeit hinweg zu Buche. Das nährt nicht zu Unrecht bei Wintersportlern, Schneefreaks und Freunden weißer Festtage die Hoffnung, dass Frost und Schnee dem Heiligabend und den beiden Weihnachtstagen ihren Stempel aufdrücken werden“, so Müller. Nun war der 1. Dezember in Deutschland alle andere als kalt, sondern eher überdurchschnittlich warm und teils sonnig.
Also schlechte Chancen auch für eine weiße Weihnacht? „Der Traum von einer weißen Weihnacht wird zumeist jedoch durch die Realität einer grünen Weihnacht ernüchtert“, so der Agrarmeteorologe. „Schuld daran ist eine Mitte des letzten Dezemberdrittels auftretende, durch Zustrom milder Meeresluft aus Südwest bis West gekennzeichnete Witterungsperiode, während der sogar in den höheren Lagen der Mittelgebirge ein zumindest teilweises Abschmelzen der Schneedecke erwartet werden muss. Dieser als Weihnachtstauwetter bekannte statistische Regelfall tritt mit einer Wahrscheinlichkeit von immerhin 72 Prozent auf.“
Bibiana oder der 2. Dezember wäre der nächste wesentliche Tag für eine Winterwetterprognose. „Lässt Bibiana schon Schnee und Eis am Hoftor sich türmen, wird’s weiter bis Roman (28.02.) schneien und stürmen“. Von Schnee oder gar Stürmen war am 2. Dezember jedoch nichts zu spüren. Also auch eher ein normaler und keineswegs zu kalter Winter wie die letzten fünf Jahre?
„Sankt Barbara, deren Namenstag am 4. Dezember begangen wird, beschert uns keinen größeren Erkenntniszuwachs, auch wenn es heißt: „Schwirren um Barbara noch Mücken, wird’s Christkind Eisblumen vom Fenster pflücken“, weiß Müller. Mücken sind schon lange keine mehr unterwegs. Dafür sorgte eine Frostperiode im November. Leider, so Müller, sei die Trefferquote des von ihm verfassten Reimes nicht sehr hoch, so dass die Vorhersage weißer Festtage eine sehr unsichere Angelegenheit bleibt. Eine Tipp für passenden Weihnachtsschmuck hat er dennoch: „Wer an Barbara Kirschzweige bricht, erfreut sich an Blüten im Kerzenlicht“. Um den Tag der heiligen Barbara geschnittene Zweige zum Beispiel von Forsythien, Süßkirschen, Pflaumen und Schlehen kann man in der Vase um Weihnachten zur Blüte bringen. Normalerweise erhöht ein natürlicher Kälteschock die Blühbereitschaft der Barbarazweige.
Nun zum Niklaustag (6. Dezember): „Lässt Nikolausregen die Bäche ansteigen, ächzt grimmig der Januarfrost in den Zweigen“. Ergiebige Regenfälle waren nicht zu verzeichnen, Niederschläge jedoch schon. Meist stellt sich nach einem milden und verregneten ersten Dezemberdrittel sogar ein überdurchschnittlich temperierter Hochwinter ein. Immerhin geht es längerfristigen Prognosen zufolge nach Sankt Nikolaus peu á peu mit den Temperaturen in den Keller.
Die Dezembertage helfen also nicht wirklich weiter. Also ein Blick zurück auf den Herbst. „Wie Sankt Kathrein (25. November) waltet, sich das Wetter im Februar gestaltet“. An diesem Tag war es eher mild und regnerisch. Bezieht man diese Regel auf die Frage: ‚Trocken oder nass?’, dann trifft sie mit einer Zuverlässigkeit von ungefähr 70 Prozent zu. So folgt trockenem Wetter um den Katharinentag in acht von zehn Fällen ein niederschlagsarmer Februar. Herrscht dagegen regnerisches Wetter um Sankt Kathrein, so zeichnet sich in sechs von zehn Fällen der Februar durch ein überdurchschnittliches Niederschlagsangebot aus. Spricht für einen feuchten Februar.
Hoffnung auf einen besseren Winter mache, so Müller, die alte Bauernregel „Fängt der August mit Hitze an, bleibt sehr lang die Schlittenbahn“. Zwar sage der Volksmund, dass heißen Hundstagen ein langer weißer Winter folgt. „Das stimmt aber nur unter der Bedingung, dass die ersten sieben Tage des Monats August, sich durch eine mittlere tägliche Höchsttemperatur von 25 Grad und mehr auszeichnen.“ Sei das der Fall, so folgt im kommenden Winter mit einer Wahrscheinlichkeit von 60 Prozent, eine über der Norm gelegene Zahl von Tagen mit einer Schneedecke von mindestens 1 cm Höhe.
Leider warf der Spruch „Ist der September lind, wird der Winter ein Kind“ alle Hoffnungen auf einen schneereichen und kalten Winter wieder in den Brunnen. Das gilt auch für die Spruchweisheiten: „Scheiding (September) zu mild, schwachen Winters Bild“ und „Wenn der Herbstmond (September) mild ins Land geht, lauer Westwind den Winter über weht“.
Müllers Fazit:
„Wahrscheinlich bekommen wir einen stinknormalen Winter mit einem Wechselspiel von milden und eisigen Abschnitten. Dabei kann es auch zu strengen bis sehr strengen Nachtfrösten kommen. Witterungsabschnitte mit Schnee, aber auch mit Regen in Gestalt von Schmuddelwetter werden wohl dem Winter ihren Stempel aufdrücken.“
Geschrieben für brennstoffspiegel.de
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