Foto: Urbansky

EWE wird allei­niger Chef bei VNG

von | 15. März 2014

Die Nachricht schlug in der Gaswirt­schaft gestern ein wie eine Bombe: Die EWE aus Oldenburg, bisher Haupt­ak­tionär der Verbundnetz Gas AG aus Leipzig, wird die Anteile von Wintershall über­nehmen und damit zum Mehr­heits­eigner aufsteigen (s. Pres­se­mit­teilung unten).

Damit kommt ein seit 2002 laufender Prozess langsam zum Ende. Die EWE übernahm damals Anteile der Ruhrgas, die diese aufgrund der Fusion mit E.ON abgeben musste. Ziel des Bundes­kar­tell­amtes bei dem Deal (der ursprünglich nur mit einer Minis­ter­er­laubnis durch den damaligen Minister Wolfgang Clement zustande kam) war es, eine vierte Kraft am Markt der Gasim­por­teure (neben der Ruhrgas noch Wintershall und RWE) aufzu­bauen. Deswegen dürfte die derzeitige Zustimmung der Kartell­wächter keine Frage sein.

Zwischen­zeitlich verlor die EWE die Lust auf die VNG. Ein Verkauf an die EnBW, die bisher nur ein kümmer­liches Gasge­schäft betreibt, stand im Raume. Zudem zerstritten sich die Aktionäre über die Strategie der VNG, insbe­sondere über deren Enga­gement als Erdgas­för­derer in der norwe­gi­schen Nordsee. Das führe schließlich zum Affront, Brinker als Vertreter des Mehr­heits­ak­tionärs vom Vorsitz des Aufsichts­rates abzu­wählen. Das war 2007. Ihm folgte –kleiner Trep­penwitz – Karsten Heuchert von Wintershall, der heute als Vorstands­vor­sit­zender eben jede VNG führt.

Die Verzö­gerung, ob nun gewollt oder erzwungen, spielt Brinker nun in die Hände. Die VNG hat mit dem Kauf von goldgas nun ein eigenes Endver­brau­cher­ge­schäft und entspricht damit noch besser dem Portfolio der EWE, die ähnlich aufge­stellt ist. Mit der Mehrheit der Aktien und dem wohl kommenden Verkauf der Anteile von Erfurt sowie Dresden, die bisher in der VUB gemeinsam mit anderen Kommunen eine Sperr­mi­no­rität der Aktionäre halten, kann die EWE, wenn auch nicht sofort, so doch absehbar, die gesamte Macht in der Braun­straße über­nehmen. Inwieweit die „Nach­haltige Entwicklung“ , wie es der EWE-​Chef verlauten ließ, dann noch von Leipzig ausgeht, bleibt abzuwarten.

Pres­se­mit­teilung der EWE

EWE plant Kauf der VNG-​Anteile von Wintershall

Nach­haltige Entwicklung der VNG AG weiter im Fokus

Oldenburg, 14. März 2014. Die EWE AG plant, die Akti­en­an­teile der Wintershall an der VNG Verbundnetz Gas AG zu kaufen. Eine entspre­chende Verein­barung haben die beiden Unter­nehmen heute getroffen. Wintershall hält derzeit 15,79 Prozent der Aktien an der VNG, EWE 47,9 Prozent. Mit der Über­tragung der Anteile würde EWE Mehr­heits­ak­tionär des Leipziger Gastransport- und ‑handels­un­ter­nehmens. Die Trans­aktion bedarf der Zustimmung der Kartell­be­hörden. Zudem steht sie unter Gremi­en­vor­be­halten in den beiden Häusern und dem Vorbehalt der Zustimmung der VNG-​Hauptversammlung. Wintershall konzen­triert sich seit zwei Jahren zunehmend auf das Upstream-​Geschäft. In Folge dessen trennt sich das Unter­nehmen auch vom eigenen Erdgasspeicher- und Handelsgeschäft.

EWE-​Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Brinker verwies auf die guten Gespräche zwischen den beiden Unter­nehmen. Dass EWE nach der inten­siven Suche nach einem Käufer für seine VNG-​Anteile nun weitere Anteile dazukaufe, begründet er so: „Mit einer Übernahme der Wintershall-​Anteile würden wir die Möglichkeit erhalten, gemeinsam mit den übrigen Aktio­nären Zukunfts­op­tionen der VNG zu disku­tieren. Wir erweitern damit unsere Hand­lungs­mög­lich­keiten“, erklärt Brinker. Er kündigte gleich­zeitig an, dass EWE nun den Dialog mit allen Betei­ligten inten­si­vieren wolle. Dazu gehörten Mitar­beiter und Anteils­eigner der VNG sowie Landes­po­li­tiker. „Wir möchten uns ein Bild zu den unter­schied­lichen Stand­punkten machen, um die besten Optionen für eine weitere und nach­haltige Entwicklung der VNG zu finden. Zu diesem Dialog lade ich herzlich ein“, betonte Brinker.

Zum Kaufpreis und den Zeitpunkt für den Abschluss der Akti­en­über­tragung äußerten sich die Unter­nehmen nicht. Sie verwiesen darauf, dass das Bundes­kar­tellamt und die jewei­ligen Unter­neh­mens­gremien der Trans­aktion noch zustimmen müssen. So muss beispiels­weise die Haupt­ver­sammlung der VNG Verbundnetz Gas AG dem Akti­en­verkauf von Wintershall an EWE mehr­heitlich zustimmen. Wintershall und EWE verfügen zusammen über eine solche Mehrheit.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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