Foto: Sven Geitmann

Kommt die Brenn­stoff­zelle für den Heizungskeller?

von | 21. April 2014

Auf Messen ist sie seit Jahren präsent – im heimi­schen Keller eher weniger: Die Brennstoffzellen-​Heizung. Brenn­stoff­spiegel sprach mit dem Experten Sven Geitmann über die derzeitige Situation und die zukünf­tigen Markt­chancen dieser gleich­zeitig Strom und Wärme erzeu­genden Technologie.

Brenn­stoff­spiegel: Welches sind aus Ihrer Sicht die welt- und deutsch­landweit führenden Entwickler von Brenn­stoff­zel­len­technik im Heizungsmarkt?

Sven Geitmann: Aus meiner Sicht sind in Deutschland insbe­sondere die Firmen Baxi Innotech, Ceramic Fuel Cells (CFC) und Hexis zu nennen, weil diese drei Firmen in den vergan­genen Jahren konti­nu­ierlich an der BZ-​Technik gear­beitet haben und somit über die meisten Erfah­rungen in diesem Bereich verfügen. Darüber hinaus sind auch Bosch Ther­mo­technik, elcore, inhouse5000, Vaillant und Viessmann in der Bundes­re­publik aktiv, wobei Buderus, Vaillant und Viessmann zwischen­zeitlich pausiert haben, nachdem ihr anfäng­liches Konzept einer Eigen­ent­wicklung nicht aufge­gangen ist.

Welche Geräte sind bereits marktreif?

Das BlueGen-​Gerät von CFC befindet seit einigen Monaten auf dem Markt und wird zumindest in Nordrhein-​Westfalen bereits instal­liert, weil dort ein Landes­för­der­pro­gramm den Einbau unter­stützt. Seit Oktober 2013 fördert Hessen solche Heiz­geräte. Sachsen hat ebenfalls ein Programm ange­kündigt. Im April nächsten Jahres will Viessmann das Brennstoffzellen-​BHKW Vitovalor 300‑P, das gemeinsam mit Panasonic an den euro­päi­schen Markt angepasst wurde, anbieten. Andere Geräte werden derzeit noch im Rahmen der Demons­tra­ti­ons­vor­haben callux und ene.field im Feld getestet. Diese sollen dann ab 2016 kommer­ziell verwertet werden.

Wie sehen realis­ti­scher Weise die Chancen für eine breite Markt­ein­führung aus?

Allen Herstellern ist klar, dass Heiz­geräte für Ein- und Mehr­fa­mi­li­en­häuser einfach zu instal­lieren und auch einfach zu warten sein müssen, damit sowohl der Einbau als auch der Betrieb möglichst problemlos verlaufen. Hier geht es also um den zuver­läs­sigen Betrieb, der natürlich sicher­ge­stellt sein muss. Die Verbraucher werden aber im ersten Schritt Brenn­stoff­zellen nur dann ernsthaft als Heizgerät in Erwägung ziehen, wenn die hohen Herstel­lungs­kosten über ein Markt­ein­füh­rungs­pro­gramm gesenkt werden, so wie es bei anderen Tech­no­logien in der Vergan­genheit ebenfalls der Fall war. Ohne ein degressiv gestal­tetes Förder­instrument wird diese Technik kaum eine Chance haben.

Welche Vermark­tungs­stra­tegien werden derzeit von den Herstellern gefahren?

Die Hersteller hoffen derzeit auf solch ein staat­liches Förder­pro­gramm, das im Anschluss an das derzeit noch laufende Nationale Inno­va­ti­ons­pro­gramm Wasserstoff- und Brenn­stoff­zel­len­tech­no­logie (NIP), das nur für F&E‑Aktivitäten sowie Demons­tra­ti­ons­vor­haben gedacht ist, den Markt­ein­tritt unter­stützt. Dafür werden bereits vorbe­rei­tende Gespräche auf poli­ti­scher Ebene geführt, damit im Haushalt der neuen Regierung gleich die entspre­chenden Gelder einge­plant werden. CFC, die bisher als einziger Hersteller markt­reife Produkte anbieten, hatten bis Anfang 2013 mit sanevo einen eigenen Vermark­tungs­partner, der aller­dings aufgrund von Finan­zie­rungs­pro­blemen des spani­schen WhisperGen-​Herstellers insolvent gegangen ist. Nun läuft der Verkauf bei dem deutsch-​australischen Unter­nehmen nach Auskunft von CFC-​Geschäftsführer Frank Obernitz im Direkt­ver­trieb, wobei jedes Gerät ein eigenes Projekt darstellt, wie er sich ausdrückte. Die großen deutschen Heiz­ge­rä­te­her­steller wie etwa Vaillant und Viessmann bauen ganz auf ihre bereits bestehenden Vertriebs- und Handwerkernetze.

Sehen Sie den Markt eher im Beheizen oder Kühlen größerer Einheiten oder gibt es auch Möglich­keiten für Ein- oder Zweifamilien- sowie Reihenhäuser?

Hier muss im Bereich statio­närer Anlagen ganz klar unter­schieden werden zwischen den Mikro-​KWK-​Anlagen, die für Ein- oder Mehr­fa­mi­li­en­häuser und teils auch für gewerblich genutzte Immo­bilien konzi­piert sind, und den Brenn­stoff­zel­len­kraft­werken, die früher unter dem Namen „HotModule“ von MTU Fried­richs­hafen und heute von FuelCell Energy gebaut werden. Für beide Bereiche gibt es einen großen Markt, wobei ich mich hier zunächst nur auf die Mirko-​KWK-​Anlagen im niedrigen Kilo­watt­be­reich bezogen habe. Je nach Hersteller und einge­setzter Tech­no­logie sind diese Anlagen strom- oder wärme­ge­führt, so dass in Abhän­gigkeit vom jewei­ligen Anwen­dungsfall indi­vi­duell geprüft werden muss, welche Technik jeweils am effi­zi­en­testen und am sinn­vollsten ist. Die Entwicklung in Japan, wo bereits über 50.000 Mikro-​KWK-​Anlagen instal­liert sind, zeigt aber, dass hier durchaus ein großes Interesse besteht.

Geschrieben für Brenn­stoff­spiegel und Mine­ral­öl­rund­schau, Ausgabe 12/​2013.

Der komplette Beitrag ist nur in der Print­ausgabe zu lesen.

Foto:S ven Geitmann

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...