Ein Energieblogger hat nie Urlaub, nicht mal auf Madeira. Ganz so schlimm ist es zwar nicht, aber dennoch ist es interessant, wie der „Blumentopf im Atlantik“ seine Energie erzeugt. Immerhin liegt die afrikanische Küste gut 600 km entfernt, das europäische Festland mit Mutterland Portugal gar rund 1000 km. Leitungsgebundene Energien machen da wenig Sinn.
Wer schon mal auf Madeira war, wird von der Topografie überrascht sein. Vom Strand auf 0 Meter über Normal Null sind es bis ins Inselinnere auf gut 1.800 Metern gerade mal 5 Kilometer. Das entspricht einem Gefälle von knapp 30 Prozent. Da Madeira mitten im Atlantik und im Einfluss des Nordostpassats liegt, verfügt es auch über genügend Niederschlag. Regen und Gefälle lassen auf Wasserkraft schließen. Tatsächlich betreibt der einheimische Energieerzeuger EEM 9 Wasserkraftwerke, die rund um die Insel verteilt sind. Allerdings tragen sie nur zu rund 13 Prozent zur Stromerzeugung der Insel bei.
Nordostpassat hört sich nach Wind an. Und tatsächlich weht der hier regelmäßig. Allerdings kann man aufgrund der steilen Berge und des generellen Hochgebirgscharakters auf Madeira nicht überall Windräder hin bauen. Die stehen auf der einzigen Hochebene der Insel, auf der Paul da Serra in über 1000 Metern Höhe. Immerhin tragen sie zu 8 Prozent zur elektrischen Energieerzeugung bei. Eine weitere, aber weitaus geringere Rolle spielen Müllverbrennung und Photovoltaik.
Doch der übergroße Anteil des Stroms wird mit Heizöl erzeugt, das via Tankschiffe auf die Inselkommt. Ein Kraftwerk von EEM westlich der Inselhauptstadt von Funchal und privates nahe der ehemaligen Walfängerhochburg Canical steuern so 73,1 Prozent des auf Madeira benötigten Stroms bei. Wenig überraschend bei der hohen Energiedichte sowie seiner guten Lager- und Transportfähigkeit.
Auf Madeira muss übrigens niemand mit Heizöl heizen. Selbst im Januar wird es tagsüber nie kühler als 19 °C. Und im Hochgebirge wissen sich die Bewohner mit Holzöfen zu helfen.
Eher überraschend ist jedoch der geringe Anteil der Wasserkraft, obwohl das Wasser Madeira prägt. Schließlich ziehen sich vom Inselinneren die Levadas, also Bewässerungsgräben, durch die ganze Insel und sorgen vor allem im regenarmen Süden für ausreichend Wasser. Diese werden jedoch für die Energieerzeugung überhaupt nicht genutzt, da ihr Gefälle zum Generatorenantrieb offensichtlich nicht ausreicht. Das ist wenigen, extra angelegten Leitungssträngen vorbehalten, die mit deutlich größerem Gefälle direkt aus den Hochgebirgen zu den deutlich tiefer gelegenen Generatoren in Küstennähe führen.
Vorschaubild: Heizöl-Kraftwerk auf Madeira westlich von Funchal. Foto: Urbansky
Wow, wirklich interessant die Zahlen zur Stromerzeugung auf Madeira. Auch ich hätte gedacht das aufgrund von Regen und dem Gefälle verstärkt auf Wasserkraft gesetzt wird.…. VG!
Ja, Paul, das hätte ich ursprünglich auch angenommen. Letztlich ist wohl auch auf den Hochebenen zu wenig Platz für Wasserspeicher. Was hingegen gut ginge, wäre – weil ewiger Sommer – Solarenergie.