Vergangene Woche legten die Ölpreise binnen 72 Stunden um 18 Prozent zu (ICE Brent vom 29.1. zum 3.2.2015 von 49 auf 57 US-Dollar je Fass). Analysten sehen den Bodensatz erreicht. Und tatsächlich behauptet sich Brent (ebenso wie sein amerikanische Pendant WTI) seitdem auf diesem Niveau und konnten sogar noch leicht zulegen.
Nach Angaben des Branchendienstes Commerzbank Commodity Research (CCR) waren vor allem aktuelle Zahlen des amerikanischen Öldienstleisters Baker Hughes dafür ausschlaggebend. Der konstatierte einen Rückgang der aktiven Ölbohrungen in der um 94 Prozent gegenüber der Vorwoche – der stärkste Rückgang seit 1987.
So langsam scheint sich für die Saudis also die Politik des billigen Öls zu lohnen. Zwar hat niemand aus dem Königreich erklärt, die US-Schieferöl-Förderer vom Markt zu drängen – und mit ihnen auch die europäischen Explorer, die ebenfalls mit finanziellen Problemen zu kämpfen haben. Aber genau das scheint derzeit zu passieren. Die Förderkosten der Fracker werden mit 30 bis 50 Dollar je Fass angegeben. Selbst bei 30 Dollar wäre keine lukrative Marge drin, bei 50 Dollar hingegen wird aktuell nur Verlust erwirtschaftet.
Doch ob diese Rechnung tatsächlich aufgeht, steht auf einem ganz andren Blatt. Fracking ist eine Förderrevolution. Die Felder können nach Bedarf, insbesondere bei einem höheren Preisniveau, schnell angefahren werden, quasi als Förderung on demand. Bei der traditionellen Bohrmethode ist dies viel schwieriger. Ein einmal geschlossenes Loch lohnt sich konventionell kaum nochmals zu erschließen. Die aktuellen Betreiber müssten nur eine Lösung finden, wie sie die fehlenden Einnahmen für einen gewissen Zeitraum überbrücken. Doch auch hierfür wird es eine Lösung geben. So gesehen ist keineswegs sicher, dass die US-Öl-Fracker vom Markt verschwinden. Stattdessen könnten sich in Nordamerika neue Allianzen bilden insbesondere zwischen dem Finanzkapital, Claimbesitzern und Fördertechnik-Dienstleistern, die flexibel auf Angebot und Nachfrage bei akzeptablen Preisen reagieren.
Und diese könnte es schon bald wieder geben. CCR sieht zwar für dieses Jahr einen mageren Durchschnittspreis von 61 Dollar je Fass. Im nächsten Jahr soll dieser aber wieder auf 78 Dollar klettern. Gewiss ist dies nicht. Auch die Saudis haben eine langen Atem und könnten die Politik der Ölschwemme noch eine Weile fortsetzen. Kolportiert wird hingegen ein Angebot, dass die Saudis bereit wären ihre Förderung zu drosseln, würde Russland im Gegenzug den syrischen Diktator Assad fallen lassen. Denn auch die Russen leiden unter fallenden Preisen, da sie einen Großteil ihres Staatshaushaltes mit Rohstoffexporten finanzieren. So gesehen würden sie ihren Erzfeind, die Amerikaner, wieder mit ins Ölpreisboot holen.
Vorschaubild: Ölförderung beim OPEC-Mitglied Libyen. Foto: ENI
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