In ihrer gestern veröffentlichten Studie „Schieferöl und Schiefergas in Deutschland – Potenziale und Umweltaspekte“ hat die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) erstmals alle aus geologischer Sicht relevanten Gesteinsformationen für Schieferöl und Schiefergas erfasst – sprich jenen Gesteinsschichten, denen man Gas und Öl nur mittels Fracking entlocken kann.
Bei 7 der betrachteten Formationen wurde ein Schiefergas- bzw. Schieferöl-Potenzial identifiziert. Die größten Potentiale sind im norddeutschen Becken – und hier vor allem im Posidonienschiefer in einer Tiefe von mehr als 1000 Meter – zu erwarten.
Bedeutende Gas-Reserven
Die Studie befasst sich ebenfalls erstmals mit den hiesigen Schieferöl-Ressourcen ermittelt. Demnach schlummern von Rügen bis Zugspitze 13 bis 164 Millionen Tonnen Rohöl, das in etwa der Größenordnung der konventionellen Erdölreserven (also derzeit förderbar – 31 Millionen Tonnen) und Ressourcen (derzeit noch nicht wirtschaftlich förderbar – 20 Millionen Tonnen) entspricht. Zum Vergleich: Deutschland braucht jährlich etwa 100 Millionen Tonnen Rohöl.- Alles zusammen würde also gerade mal eine halbjährlichen Bedarf decken.
Interessanter wird’s beim Erdgas. Die Reserven, also nach derzeitigem technischen Stand wirtschaftlich förderbar, werden auf 320 bis 2030 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Schiefergesteinen beziffert. Gegenüber der Vorgänger Studie von 2012 haben sich die Ressourcen leicht verringert. Die Größenordnung dieser als nicht-konventionell bezeichneten Vorkommen übersteigt damit allerdings weiterhin deutlich Deutschlands konventionelle Erdgasreserven und ‑ressourcen von rund 90 bzw. 110 Milliarden Kubikmeter (inklusive Tight Gas). Zum Vergleich: Der Erdgasverbrauch in Deutschland liegt in einem durchschnittlichen Jahr ungefähr bei knapp 100 Milliarden Kubikmetern. Die Reserven wären also durchaus bedeutend.
Probleme mit Lagerstättenwasser
Bliebe noch das Problem Fracking, denn ohne diese umstrittene Technologie wären diese Mengen nicht zu fördern. Der Studie nach ist zumindest das Trinkwasser nicht gefährdet. Erdbeben seien aufgrund der geologischen Besonderheiten auch auszuschließen. Probleme könne es hingegen beim Lagerstättenwasser geben, also jene Flüssigkeit, die durch das Fracken aus großen Tiefen nach oben kommt und schwer kontaminiert ist.
Ob die Studie einen wesentlichen Einfluss auf die aktuelle Gesetzgebung hat, ist offen. Ein Gesetz liegt aktuell im Bundestag zur Abstimmung. Bis 2018 läuft ein Moratorium, wonach Fracking nur zu wissenschaftlichen Zwecken erlaubt sein soll. Dann muss neu entschieden werden. Doch die politischen Rahmenbedingungen sind schlecht. In allen Parteien finden sich Gegner der Technologie. Bleibt es dabei, wird Deutschland über kurz oder lang komplett abhängig von Erdgaslieferungen insbesondere aus Russland und Norwegen sein. Zudem ist nach wie vor die Frage nicht geklärt, ob sich Fracking hierzulande wirtschaftlich betreiben lässt, insbesondere vor dem Hintergrund fallender Rohstoffpreise.
0 Kommentare