Unser Gesprächspartner Werner Posch, CEO von neovoltaic. Foto; neovoltaic

PV-​Anlagen: Umrüstung zur Eigen­nutzung sinnvoll

von | 5. Februar 2016

In unserem vierten Teil zu PV-​Speichern sprechen wir heute mit Werner Posch, Geschäfts­führer des öster­rei­chi­schen Spei­cher­her­stellers neovoltaic. Er hält eine Umrüstung von vorhan­denen PV-​Anlagen, die bisher der Einspeisung dienten, bei sinkender Vergütung zur Eigen­nutzung generell für sinnvoll.

Ab wann erwarten Sie den breiten wirt­schaft­lichen Durch­bruch für Stromspeichersysteme ?
Der Durch­bruch wird zu jenem Zeitpunkt erfolgen, an dem die Kosten für den Zyklus die Kosten einer vom Netz bezogenen kWh unter­schreiten (5 ct bis 10 ct). Dies wird einem Preis pro kWh Spei­cher­ka­pa­zität von 300 bis 600 Euro der Fall sein, bei ange­nom­menen Zyklen von 6.000 über die Lebens­dauer. Wir rechnen, dass diese Endkun­den­preise inkl. MwSt. am oberen Ende 2017 und am unteren Ende 2021 erreichen werden können.

Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Strom­speicher gegenüber Wärme­spei­chern, etwa der Power-​to-​Heat-​Technologie, die ja auch über­schüs­sigen PV-​Strom in Form von Warm­wasser speichern könnte?
Die Flexi­bi­lität ist ungleich höher mit Strom­spei­chern, ebenso kann durch das zur Verfügung stehende Netz Über­schuss­energie aufge­nommen werden. Ist jedoch eine sinnvolle Kombi­nation aus Wärme- und Strom­speicher anzustreben.

Welche grund­le­genden Unter­schiede sehen Sie zwischen der blei­ba­sierten und der Lithium-​basierten Speichertechnologie?
Ener­gie­dichte, Lebens­dauer und Kosten pro Zyklus sprechen hier eindeutig für Lithium-​Technologie. Blei-​basierte Systeme weisen zwar den Vorteil vieler Jahre Erfahrung auf, dieser Vorteil verschwindet jedoch mit zuneh­mender Verbreitung der Lithium-Systeme.

Welche der Spei­cher­op­tionen – Haus­speicher oder Orts­netz­speicher – halten Sie grund­sätzlich für effektiver?
Es ist davon auszu­gehen, dass Orts­netz­speicher grund­sätzlich effek­tiver arbeiten, aller­dings benötigt es dafür kommunale Treiber, die dem Indi­vi­dua­lismus entgegen wirken müssten und das funk­tio­niert vielfach nicht. Ein örtlicher Swimming Pool wäre ener­ge­tisch effek­tiver, trotzdem bauen sich viele Menschen ein privaten Pool.

In welchem Fall halten Sie die Nach­rüstung von PV-​Anlagen mit Speichern zur Eigen­ver­wendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?
Die Nutzung der dezentral produ­zierten Energie vor Ort ist immer sinnvoll. Damit wird die lokale Wert­schöpfung vergrößert.

Welche Lösungen bieten Sie dafür an?
Wir haben dafür einfach zu reali­sie­rende Nachrüst-Speichersysteme.

Gibt es dafür bereits Refinanzierungs-Rechnungen?
Refi­nan­zie­rungs­rech­nungen bei Spei­cher­sys­temen enthalten immer die große Unbe­kannte „zukünftige Kosten der Energie“. Daneben haben Sie bei einer Eigen­ver­brauchs­anlage nicht nur monetäre Kompo­nenten zu berück­sich­tigen, wie Sicherheit bei Netz­ausfall oder einfach das gute Gefühl momentan selbst produ­zierten Strom zu verbrauchen – das hat definitv Wert, findet sich jedoch in keiner Refi­nan­zie­rungs­rechnung wieder.


Der erste Teil dieser Serie, „PV-​Speicher: Durch­bruch hat bereits statt­ge­funden”, findet sich hier.

Der zweite Teil, „PV-​Speicher: Egal ob Blei oder Lithium – alle Batterien sind gut“, ist hier zu lesen.

Im dritten Teil geht es unter anderem darum, dass große Preis­sen­kungen bei den Speichern nicht mehr möglich sind.

Ein Beitrag meiner Blogger-​Kollegen von energie​-experten​.org zur Fort­führung der PV-​Speicherförderung auch in diesem Jahr findet sich hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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