In unserer Serie zu den PV-Speichern sprechen wir heute mit Matthias Benz, bis 2015 Marketing-Manager bei der Deutschen Energieversorgung GmbH. Er bricht eine Lanze für die Bleibatterie und für die Nachrüstung von bestehenden PV-Anlagen mit Speichern – vorausgesetzt, sie wurden nicht vor 2012 errichtet.
Ab wann erwarten Sie den breiten wirtschaftlichen Durchbruch für Stromspeichersysteme?
Der startet gerade aktuell. Wir erwarten für 2016 ein deutliches Marktwachstum. Das ist der geringeren EEG-Vergütung und den Strompreiserhöhungen geschuldet. Das sind Signale, die sehr positiv für den Markt sind. Je Größer der GAP zwischen Einspeisevergütung und Strompreis, um so besser für den Speichermarkt. Eine Grenze für den Durchbruch sehen wir bei 750 Euro /kWh und 20 Cent je kWh pro Ladezyklus. Bei 3.500 bis 4.500 Zyklen kann man sogar 15 Cent erreichen.
Welche Vorteile haben aus Ihrer Sicht Stromspeicher gegenüber Wärmespeichern, etwa der Power-to-Heat-Technologie, die ja auch überschüssigen PV-Strom in Form von Warmwasser speichern könnte?
Wenn ich abends meinen Herd oder die Playstation einschalten will, nützt mir Warmwasser wenig, deswegen ist ein Stromspeicher immer besser, weil universaler. Warmwasserspeicher sind eher am Morgen relevant.
Welche grundlegenden Unterschiede sehen Sie zwischen der bleibasierten und der Lithium-basierten Speichertechnologie?
Blei hat den Vorteil einer sehr erprobte Technologie. Die gibt es seit 100 Jahren. Das wird immer gern als antiquiert bezeichnet, aber kaufen Sie sich einen Porsche, der hat immer noch eine Bleibatterie drin. Sie hat den Vorteil der technologischen Reife. In sie ist viel Entwicklungsarbeit reingeflossen. Letztlich weiß man, was man hat. Zudem kann man sie zu über 90 % recyceln. Das ist sehr nachhaltig. Es nützt ja nix, in Erneuerbare zu investieren, und dann Lithium nicht entsorgen können. Zudem ist es billiger und sicher. Und es kann nicht brennen
Die Vorteile von Lithium liegen in der kompakteren Bauweise, der höheren Energiedichte, dem niedrigeren Gewicht. Die Speicherleistung brutto ist nahezu netto, sie kann bis 90 % entladen werden, bei Blei sind es nur bis 50 %. Und sie ist wartungsfrei. Viele Kunden wünschen sich Lithium meist wegen der Kompaktheit. Das ist immer nicht ganz rational, denn die Batterie steht meistens im Keller. da kommt es auf einen halben Quadratmeter mehr eher nicht an. Zudem sind Lithiumbatterien langlebiger. Man kann aber noch nicht sagen, was in 15 oder 18 Jahren ist.
Welcher Systeme haben Sie für die verschiedenen Wohnungsgrößen im Angebot?
Wir bieten Batterien mit Kapazitäten 4 kWh bis 15 kWh netto. Darüber hinaus 30 kWh für kleine Gewerbeanwendungen – das ist unsere größte.
Welche der Speicheroptionen – Hausspeicher oder Ortsnetzspeicher – halten Sie grundsätzlich für effektiver?
Je dezentraler, desto besser. Denn dann kann man Speicher exakt auf die PV-Größe und den Hausverbrauch auslegen, die Speicher sind dann nicht überdimensioniert.
In welchem Fall halten Sie die Nachrüstung von PV-Anlagen mit Speichern zur Eigenverwendung für sinnvoll, die bisher nur für die Einspeisung ausgelegt waren?
Aktuell sind Nachrüstungen für Anlagen ab 2012 sinnvoll. Bei Anlagen ab 2004 oder später lohnt sich ein Speicher tatsächlich nicht, weil die Vergütung zu hoch ist. Mit steigendem Strompreis jedoch rückt die Speicherparität immer weiter in die Vergangenheit. Wir sehen zudem in den kommenden Jahren Anlagen, wo die Vergütung ausläuft. Dann lohnt sich eventuell eine Umrüstung. Das ist aber nur individuelle beurteilbar. Theoretisch könnte man alle Anlagen nachrüsten.
Alle bisherigen Beiträge der PV-Speicher-Serie finden sich hier.
Ein Beitrag über die Meldefristen zum Eigenverbrauch von PV-Strom findet sich hier bei meinen Energieblogger-Kollegen von Photovoltaik-Forum.
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