An den Börsen dieser Welt wird alles gehandelt, was handelbar ist. Aktien, Rohstoffe, Getreide und auch Strom. Die Frage „Wie funktioniert die Börse?“ lässt sich recht einfach beantworten. Ein Anbieter möchte sein Handelsgut zu einem bestimmten Preis verkaufen und bietet es an der Börse zum Kauf an. Ist der Preis realistisch, wird sich ein anderer Marktteilnehmer finden, der ihn bezahlt. Ist der Preis nicht realistisch, muss er nach unten korrigiert werden. Sind viele Anbieter am Markt, sinkt der Preis, kommt es zu einer Verknappung, steigt er. Für Aktien oder Getreide mag das leicht nachvollziehbar sein. Wie kann dies aber mit Strom funktionieren?
Die Strombörse ist ein organisierter Markt
Es gibt in Europa mehrere Strombörsen. Die Leipziger Energie-Börse (EEX – European Energy Exchange) ging aus einer Fusion mit der Frankfurter Strombörse im Jahr 2002 hervor. Es handelt sich bei der Leipziger Börse um eine öffentlich-rechtliche Institution, die der Börsenaufsicht untersteht. Leipzig dient dem Handel mit Strom aus Deutschland, den Niederlanden und Österreich. Bislang ist es nicht gelungen, den Vorschlag der EU, eine einheitliche europäische Strombörse zu schaffen, umzusetzen. Zu Beginn der Liberalisierung wurde der Preis für Strom anhand der Grenzkosten festgelegt.
Dies entsprach aber nicht den Vorstellungen, dass ein Markt jederzeit flexibel reagieren muss, um größtmögliche Effizienz zu erzielen. Vor diesem Hintergrund kam es zu Gründung mehrerer Strombörsen. Der Strom wird dort in abgegrenzten Mengen gehandelt. Damit ist es möglich, einen Überblick über den tatsächlichen Preis zu erhalten. Durch die Bündelung von Angebot und Nachfrage sinken wiederum die Transaktionskosten, was sich positiv auf die Endpreise auswirkt.
Verbraucher beeinflussen den Handel
Der Strompreis in Leipzig ergibt sich aber nicht nur aus dem Angebot und der Nachfrage der Lieferanten und Händler. Das Verbraucherverhalten, das beispielsweise zu Spitzenkapazitäten zu bestimmten Uhrzeiten führt, beeinflusst den Preis ebenfalls. Die Händler müssen sowohl kurzfristige Kapazitäten einsetzen, als auch langfristige Kontingente bereitstellen. Wie an anderen Börsen auch, wird Strom auch als Termingeschäft gehandelt. Die Wetterprognosen stellen bei der Preisbildung ebenfalls einen Faktor dar. Deutet sich beispielsweise eine Periode mit kaum vorhandenem Wind oder völliger Windstille an, müssen die Stromlieferanten Strom „horten“, um das Produktionsdefizit der Windparks zu kompensieren.
Diesen Prognosen kommt eine immer größere Bedeutung zu, da sie es ermöglichen, die optimal zu kaufende Menge im Vorfeld zu definieren. Damit eine Preissicherung erzielt werden kann, müssen die Verkaufserlöse mindestens die Grenzkosten decken. Diese variieren jedoch je nach Form der Stromerzeugung. Wasserkraftwerke bieten die niedrigsten Grenzkosten. Der Preis für dort erzeugten Strom lässt sich daher am Besten kalkulieren.
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