Dieselfilter. Foto: Hatsukari715 / Wikimedia

Abgas­skandal: Auto­in­dustrie will an Diesel festhalten

von | 23. Januar 2017

Wenig über­ra­schendes förderte der Abgas-​Untersuchungsausschuss des Bundes­tages zu Tage, der am Donnerstag mehrere Wissen­schaftler und Vertreter der Auto­mo­bil­in­dustrie anhörte – und das 15 Stunden lang. Tenor: Die Diesel­tech­no­logie bleibe mindestens mittel­fristig unver­zichtbar, um die Klima­ziele zu erreichen, so Auto-​Cheflobbyist und VDA-​Chef Matthias Wissmann. 

Benzin ist nicht besser?

Altbe­kanntes Argument für die steile These: Benziner stößen im Vergleich zum Diesel um 10 bis 15 5 mehr CO2 aus. Geschenkt, dass es bei dem Abgas­skandal ja darum eher nicht ging, sondern um Stick­oxide. Aller­dings: Für kleine Fahrzeuge, so Wissmann, sei es in den nächsten zehn Jahren immer schwerer, die „Diesel­po­pu­lation“ für die Kunden bezahlbar zu halten. Ansonsten wusste auch er von nichts, ähnlich wie Ex-​VW-​Chef Martin Winterkorn, dessen Unwissen ja schon durch die Medien geisterte.

Doch auch sonst kam wenig Neues, dafür viel Larmoyanz von den 8 Zeugen. Daimler-​Cheflobbyist Eckart von Klaeden beklagte immer kürzere Vorlauf­zeiten neuer Vorgaben aus der EU. Es gebe eine Asyn­chro­nität zwischen Entwicklung und Produktion einer­seits sowie immer kürzer werdender euro­päi­scher Gesetz­gebung. Bei der RDE-​Gesetzgebung hatte Daimler wie auch der VDA die Sorge, dass die Vorstel­lungen der EU-​Kommission nicht zu erfüllen seien. Deshalb hatte sich der Konzern mit einem Schreiben auch ans Kanz­leramt gewandt.

EU-​Verordnung schwammig

Andreas Dindorf, Leiter für Fragen der Typge­neh­migung bei Opel, beklagte, dass die EU-​Verordnung von 2007 sehr unpräzise sei und recht­fer­tigte so eigenen Test­ab­wei­chungen. Demnach muss die Abgas­nach­be­handlung bei „normalen” Betriebs­zu­ständen funk­tio­nieren, kann aber aus Gründen des Motor­schutzes abge­schaltet werden. Immerhin – Opel hat sich, wie andere Hersteller auch, zur Nach­rüstung bereiterklärt.

Die Existenz von illegalen Abschalt­ein­rich­tungen wie im Fall VW war dem Experten unbekannt. „Um Gottes Willen, was machen die da”, habe er gedacht. Unter­stützung bekam er von Moto­ren­ex­perten Georg Wacht­meister, der ebenfalls fand, dass die EU-​Vorschrift „schwammig” formu­liert sei. Er vertei­digte, dass das Verkehrs­mi­nis­terium und Kraftfahrt-​Bundesamt abgesehen von VW, nicht zu Nach­rüs­tungen gezwungen habe, sondern auf Frei­wil­ligkeit setzte. Rechtlich hätte man wohl nicht gegen die Hersteller gewonnen, sie aber ein bisschen bei der Ehre gepackt.


Bis zur Ablösung des Diesels durch E‑Mobilität ist es ein weiter Weg und wohl nicht der einzige. Energieblogger-​Kollege Tobias Bucher beschreibt seinen Frust auf der Suche nach einer passenden Ladesäule hier auf seinem Blog der Ener­gie­spar­meister.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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