Erdgas, hier die Anlandestation von Nord Stream in der Lubminer Heide nahe Greifswald, ist der große Gewinner beim fossilen Energiemix 2035. Foto: Nord Stream

BP-​Prognose: 2035 noch 75 % Fossile

von | 1. Februar 2017

Wenn ein Öl- und Gaskonzern eine Prognose zum zukünf­tigen Ener­gie­ver­brauch abgibt, muss man sich nicht wundern, wenn fossile Ener­gie­träger dabei gut wegkommen. Dennoch sollte man es sich mit diesen Prognosen, wie sie regel­mäßig von Exxon, Shell und BP erstellt werden, nicht zu leicht machen. Denn sie dienen auch konzern­intern der Strategie, auf welche Ener­gie­träger man in Zukunft setzen muss und welche Inves­ti­tionen dafür gemacht werden müssen. Sie müssen also in gewisser Weise belastbar sein

Quelle: BP Europa SE/BP plc Energiemix weltweit bis 2035

Quelle: BP Europa SE/​BP plc

BP sieht in seinem Ausblick auf das Jahr 2035 (BP Energy Outlook 2035) gut 75 % der Ener­gie­ver­sorgung bei Kohle, Ol und Gas. Zum Vergleich: 2015 waren es noch 86 %. Am Gesamt­ver­brauch der Fossilen wird das jedoch nichts ändern, er wird nicht absinken, sondern sogar wieder ansteigen, weil der weltweite Ener­gie­hunger um 30 % steigen wird. Innerhalb der Fossilen wird Platz 2 von Kohle auf Gas übergehen, das insbe­sondere durch den Ausbau von Verflüssigungs-​Kapazitäten für LNG ein globaler Markt ähnlich wie beim Öl werden wird. Derzeit ist Gas durch die pipe­lin­ege­bundene Logistik immer noch ein regio­naler Markt.

Hier nun die prognos­ti­zierte Entwicklung der Ener­gie­träger im Einzelnen:

Öl

Die Nachfrage nach Öl wird um jährlich 0,7 % steigen. Dieser Wert wird sich über den Unter­su­chungs­zeitraum aller­dings wohl schritt­weise verringern. Der Verkehrs­sektor wird dabei weiterhin der bedeu­tendste Verbraucher von Öl bleiben. Sein Anteil am welt­weiten Verbrauch wird 2035 bei nahezu 60 % liegen. Die nicht durch Verbrennung bestimmte Nutzung von Öl, insbe­sondere in der Petro­chemie, wird aller­dings bis zu den frühen 2030er Jahren der wich­tigste Faktor für das Nach­fra­ge­wachstum beim Öl werden.

Erdgas

Der Verbrauch an Erdgas wird, im Vergleich mit Öl und Kohle, bis 2035 am schnellsten wachsen und zwar um durch­schnittlich 1,6 % pro Jahr. Bis 2035 wird Erdgas einen größeren Anteil am Primär­ener­gie­ver­brauch besitzen als Kohle und damit die Kohle als zweit­wich­tigsten Ener­gie­träger ablösen. Die Förderung von Shale Gas wird zwei Drittel des Anstiegs der Gasver­sorgung ausmachen, bedingt durch die steigende Förderung in den USA. Das Wachstum von LNG, ange­trieben durch erhöhte Versor­gungs­an­teile aus Australien und den USA, wird wahr­scheinlich dazu führen, dass ein weltweit inte­grierter Gasmarkt entsteht, dessen Preis­findung durch die US-​Gaspreise bestimmt wird.

Kohle

Der Kohle­ver­brauch wird Mitte der 2020er Jahre seinen Höchst­stand erreichen. Haupt­grund ist die Tatsache, dass China zunehmend sauberere, CO2-​ärmere Ener­gie­träger einsetzt. Indien ist der größte Wachs­tums­markt für Kohle, sein Anteil an der globalen Kohle­nach­frage wird sich von ungefähr 10 % im Jahr 2015 auf 20 % bis 2035 verdoppeln.

Erneu­erbare Energieträger

Sie werden als die am schnellsten wachsende Ener­gieart einge­stuft, die durch­schnitt­liche Wachs­tumsrate wird mit jährlich 7,6 % angegeben. Ihr Anteil wird sich im Betrach­tungs­zeitraum vervier­fachen, bedingt durch die verbes­serte Wett­be­werbs­fä­higkeit von Wind- und Solar­energie. China wird in den nächsten 20 Jahren das größte Wachstum bei erneu­er­baren Energien erzielen, und mehr Strom mit erneu­er­baren Energien erzeugen als die EU und USA zusammen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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