Was schon im Vorfeld der heutigen Tagung der OPEC in Wien vermutet wurde, ist nun Gewissheit: Das Kartell konnte sich nicht auf eine Kürzung der Förderung einigen. Damit einhergehend vermuten Analysten einen weiteren Preisverfall des Rohölpreises. Seit Juni gab dieser schon um gut 30 % nach. Experten gehen inzwischen von einer Grenze um die 50 US-Dollar aus. So billig war das Öl seit dem Finanzcrash 2008 nicht mehr.
Also werden die Mitglieder des Kartells jeden Tag weiter 30 Millionen Barrel Rohöl aus dem Boden holen und auf den Weltmarkt werfen. Inzwischen schwächelt die Nachfrage auch in China. Von den USA mit seiner üppigen Schieferölproduktion ganz zu schweigen. Der größte Ölverbraucher der Welt wird dadurch als Markt und Abnehmer immer uninteressanter. Allerdings könnte ein weiterer Preisverfall dazu führen, das die Schieferproduktion in den USA nicht mehr rentabel wäre. Sollte tatsächlich ein Preissturz auf 50 Dollar einsetzen, könnte dies der Fall sein. Dann wäre das Öl des Kartells mit Sicherheit günstiger und wieder eine Alternative für Abnehmer auf dem US-Markt.
Noch stärker gilt dies für kanadische Ölsande. Nach den Saudis haben die Kanadier die zweithöchsten Reserven an Erdöl weltweit. Allerdings betrage die Förderkosten hier rund 70 Dollar ja Barrel (zum Vergleich: Saudi Arabien muss je Fass nur 6 Dollar investieren). Damit wird auch eine Crux der Ölpreisdiskussion sichtbar: Würden die kanadischen Reserven wegfallen, reduziert sich perspektivisch das restliche zukünftige Angebot. Das wiederum wird zwangsläufig zu Preissteigerungen führen.
Verbraucher in Deutschland könnte die OPEC-Entscheidung freuen. Denn sowohl bei den Heizölpreisen als auch den Spritkosten an der Tankstelle ist mit einer weiteren Abwärtsbewegung zu rechnen. Auch wenn der Rohstoffpreis nur einen Teil des Gesamtpreises ausmacht, wird er dennoch die Kosten für Mineralölprodukte weiter senken – vorausgesetzt, der Euro gerät gegenüber dem US-Dollar nicht unter Druck. Denn da Rohöl und seine Produkt weltweit in US-Dollar gehandelt werden, sorgt bei hiesigen Preisen ein starker Euro immer für günstigere Kosten.
Gleiches gilt für den Erdgaspreis. Zwar werden die Mengen, die in Deutschland auf Grundlage der Ölpreisbindung gehandelt werden, immer geringer. Doch orientiert sich die Gasbranche logischerwiese am Ölpreis, da ihr Produkt ja zumindest im Wärmemarkt wettbewerbsfähig bleiben muss. Dauerhaft deutlich teureres Gas würde das Image des Wärmeträgers nachhaltig beschädigen und zudem als Brückentechnologie für die Energiewende (Stichwort: KWK-Gaskraftwerke) vollkommen obsolet machen.
Vorschaubild: Ölförderung beim OPEC-Mitglied Libyen. Foto: ENI
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