Moderne Heiztechnik hat es bei den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen schwer. Foto: Buderus

Handwerk – fit für die Energiewende

von | 24. Februar 2014

Die Ener­gie­wende kann nur gelingen, wenn sie auch im Heizungs­keller ankommt. Der Staat tut einiges –reichlich Gesetze und verschiedene Förder­pro­gramme. Entscheidend aber bleibt das Enga­gement von Eigen­tümern, Herstellern und Hand­werkern. Letzteren wird oft nach­gesagt, lieber das einzu­bauen, was sie schon kennen. So wendet sich wenig. Aber trifft das zu?

Eine Gasheizung ist vertraute Technik und schnell instal­liert. Eine Ölheizung ebenso. Mit Wärme­pumpen und Pellet­hei­zungen sieht das schon anders aus – erst recht mit Hybrid-​Systemen, die mehrere Wärme­quellen zu einer flexiblen Einheit mit fossilen und rege­ne­ra­tiven Energien verknüpfen. Oftmals schrecken Häus­le­bauer oder Eigen­tümer allein schon vor den Mehr­kosten zurück. Doch die gesetz­lichen Vorgaben zwingen Archi­tekten und Bauplaner immer mehr dazu, auf Erneu­erbare Energien auch zur Wärme­er­zeugung im Einfa­mi­li­enhaus zu setzen. Eine Schlüs­sel­rolle in diesem Prozess spielt das SHK-​Handwerk. Die Heizungs­bauer sind erster Ansprech­partner ihrer Kunden und letztlich der Vertrieb für Heiz­geräte aller Art. Sind sie nicht in der Lage, ein geeig­netes Wärme­system zu empfehlen und – viel wichtiger – zu instal­lieren, wird es meist klassisch auf Gas und weniger oft auf Öl hinaus­laufen. Beide Ener­gie­träger befeuern derzeit 85 Prozent aller deutschen Heizungen, woran sich nach Exper­ten­meinung auch in den kommenden Jahren wenig ändern wird. Um die Kompetenz der Instal­la­teure zu verbessern bieten die großen deutschen Heiz­ge­rä­te­her­steller zahl­reiche Schu­lungen an – auch im Umsatz-​Interesse der Handwerker.

Druck kommt jedoch vor allem, und in Zeiten des Internets wenig verwun­derlich, vor der Kund­schaft. Die ist nicht nur aufge­schreckt von ständig stei­genden Heiz­kosten für Fossile, sondern kennt sich zumindest beim Neubau auch ganz gut mit den gesetz­lichen Rahmen­be­din­gungen aus. „Die schreiben den Fach­hand­werkern regel­recht vor, moderne Heiz­technik anzu­bieten“, weiß Jens-​Ulrich Jung, der für Vaillant die Trainings der Hand­werker leitet.

Recht­liches ist Grundlage

Dem Kunden kann man nicht mehr einfach den neuesten Gaskessel anbieten“, pflichtet Christian Orthum bei. Beim Heizungs­spe­zialist Wolf für Schu­lungen zuständig, weiß er auch, dass nicht nur die jungen Hand­werker sich für neue Technik im Heizungs­keller inter­es­sieren: „Auch die etablierten Firmen arbeiten immer mehr mit den Ener­gie­trägern Sonne, Erdwärme, Luftwärme oder Biomasse. Die müssen in den Markt rein. Die Nachfrage ist da, es fehlt aber immer wieder ausrei­chendes Wissen beim Handwerk.“ Mit ihren Trai­nings­pro­grammen in den firmen­ei­genen Akademien soll hier nach­ge­holfen werden. Dabei stehen nicht nur tech­nische Unter­wei­sungen und Vorstel­lungen der Produkte auf dem Programm, sondern auch recht­liche Themen, die bis zu 20 Prozent der Schu­lungen ausmachen. Auf Grundlage der gesetz­lichen Ausfor­mungen in EnEV, EEWärmeG und Normie­rungen soll letztlich die neue Technik im Heizungs­keller Einzug halten und auf klima­neu­trale Häuser bis 2050 hinauslaufen.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, vor allem für Hersteller und Hand­werker. „Von unseren 33 Semi­nar­themen in diesem Jahr beschäf­tigen sich 22 Kurse mehr oder weniger intensiv mit dem Themen­be­reich rege­ne­rative Energien“ stellt Hans-​Georg Kring, Leiter Buderus Schulung und Infor­mation, seine Weiter­bil­dungen um. Das Spektrum reiche dabei von ther­mi­schen Solar­an­lagen über Wärme­pumpen und Biomas­se­an­lagen bis hin zu Hybrid­sys­temen, aber eben auch „normalen“ Gas- und Ölkesseln. „Besonders wichtig ist uns dabei immer der System­ge­danke. Denn nur wenn das System als Ganzes funk­tio­niert, arbeitet die Anlage ener­gie­ef­fi­zient und zur Zufrie­denheit des Betreibers“ so Kring. Und funk­tio­nieren könne es nur, wenn die Hand­werker die Technik in- und auswendig kennen und instal­lieren könnten.

Wert­schöpfung wichtig

Doch das SHK-​Gewerbe würde sich wohl nicht in diesem Umfang auf die neue Heiz­technik einlassen, spränge nicht etwas dabei heraus. „Da sind tolle Umsätze möglich, weil immer ein ganzes System dranhängt. Für den Hand­werker ist eine Wert­schöpfung um das drei bis vierfache gegenüber klas­si­scher Technik drin“ schätzt Orthum. „Dazu gehört eben nicht nur ein Wärme­er­zeuger und ein Warm­was­ser­speicher oder ein Puffer­speicher, sondern eben auch Solar­thermie und eine intel­li­gente Regelung“, bestätigt Jung diese Rechnung. Das sorge auto­ma­tisch für höhere Umsätze.

Auch Kring sieht einen deut­lichen monetären Vorteil, wenn sich die Hand­werker via Schu­lungen mit der neuen Heiz­technik befassen: „Unser Ziel ist es, dass unsere Hand­werks­partner aus den Schu­lungen einen direkten Nutzen ziehen. Deshalb haben unsere Schu­lungen einen sehr prak­ti­schen Ansatz. Dies hat konkrete Auswir­kungen auf eine reibungslose Instal­lation, die sichere Inbe­trieb­nahme und später auf die Wartung der Heiz­systeme. In Summe stellt ein Schu­lungstag für Heizungs­fach­be­triebe eine sehr gute und lohnende Inves­tition dar.“

Hand­werker muss überzeugt werden

Umsatz ist das eine, in die Gänge kommen das andere. „Die Heizungs­bauer müssen erst mal von der Technik überzeugt werden“, so Wolf-​Mann Orthum. Der spezia­li­sierte Groß­handel im drei­stu­figen Vertriebs­system könne das nicht (s. Kasten). Deswegen sind die Handwerker-​Akademien natürlich immer auch ein Vertriebs­kanal, wenn auch, von Buderus abgesehen, kein direkter. Bei Vaillant, die ebenfalls den drei­stu­figen Verkaufsweg nutzen, stützt man sich auf rund 10.000 Premi­um­partner im gesamten Bundes­gebiet. Die sorgen für immerhin 80 Prozent des Umsatzes und sind Stamm­gäste in den Schu­lungen. Wie wichtig dieses Thema ist, zeigt auch Buderus. Damit die Hand­werker nicht länger als eine Stunde zu einem der 52 Schu­lungsorte fahren müssen, können sie ein mobiles Schu­lungs­zentrum buchen.

Titelfoto: Buderus

Geschrieben für Brenn­stoff­spiegel und Mine­ral­öl­rund­schau. Erschienen in der Ausgabe 10/​2013. Der voll­ständige Beitrag ist nur dort zu lesen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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