Manchem Mineralölhändler stellen sich beim Thema Wärmepumpe die Nackenhaare auf. Doch warum eigentlich? Ein Berliner Mineralölhändler zeigt, wie man damit Geld verdienen kann.
Betrachtet man die Heizungsanlagen in Neubauten nach Brennstoffen, kann einem klassischen Mineralölhändler nur noch gruseln: Ganz vorn Erdgas (immerhin mit 49,8 Prozent dabei), gefolgt von der Wärmepumpe (24,5 Prozent), Fernwärme (16,6 Prozent) und Holzpellets/Holz mit 6,0 Prozent. Unter ferner liefen – sehr zum Verdruss des Handels – kommt dann Heizöl mit 0,9 Prozent. Schlechter ist nur Strom mit 0,6 Prozent (siehe Grafik).
Doch den Kopf muss ob dieser Zahlen niemand in den Sand stecken. Im Gasverkauf sind einige Mineralölunternehmen bereits erfolgreich unterwegs (siehe Brennstoffspiegel 10/2011, Seite 12 und 8/2012, Seite 12). Doch auch für das Geschäft mit der Wärmepumpe lassen sich erfolgreiche Beispiele finden. Und der mittelständische Energiehändler ist der ideale Ansprechpartner, denn schließlich erwarten seine Kunden von ihm eines: Wärme! Wie die entsteht, kann erst einmal egal sein.
„Das wichtigste Kapital ist die Kundenbeziehung. Mein Anspruch: Kunden zu bedienen, egal welchen Wärmeträger er will“, bringt es Bert Leuendorff, Chef des gleichnamigen Mineralölhandels aus Berlin, auf den Punkt. Ihm kommt dabei sein Studium zugute. Neben Betriebswirtschaft befasste er sich mit Umwelttechnik. Zudem sah er schon vor zehn Jahren kommen, wohin die Reise mit dem Öl geht. Sein klassisches Geschäft, der Mineralölhandel, ist in seinem Vertriebsgebiet Berlin-Brandenburg hart umkämpft. Deswegen stellte er sich breiter auf, baute zum seit 106 Jahren existierenden Brennstoffhandel einen Installationsbetrieb mit inzwischen 18 Mitarbeitern auf, verkauft so Heizungen – und eben seit nunmehr drei Jahren Wärmepumpen.
Kundenwunsch ist Motivation
Anders lief es bei der BayWa. Allerdings war die Motivation die gleiche wie bei Leuendorf. „Für die BayWa Haustechnik gehört es zu den ureigenen Aufgaben, neue technische Entwicklungen im Bereich Haustechnik – sei es Solarthermie, Pelletsheizungen, Brennwerttechnik oder Wärmepumpentechnologie – ihren Kunden anzubieten. Seit Wärmepumpen auf dem Markt sind, zählen diese auch zum Angebotsspektrum des Haustechnikbereichs“, so Maria Crusius vom in München ansässigen Handels- und Dienstleistungskonzern, zu dessen Kerngeschäften neben Agrar Energie und Bau zählen. Also auch hier: Ganz oben steht die Kundenerwartung. Die BayWa-Haustechnik – im ganz klassischen Sinne ein gewerblicher Anbieter für Installation, Wartung und Reparatur von Heizungs‑, Lüftungs- und Sanitärtechnik – existiert seit den 90er Jahren, und zwar unabhängig vom Energiehandel. Seit 2009 gehört dieser Haustechnik-Bereich zur Sparte Baustoffe, ist also ein Bereich, der unabhängig vom Energiegeschäft operiert. Bei beiden Unternehmen macht die Wärmepumpe einen soliden Teil des Umsatzes aus.
Kunden positiv überrascht
„Das Geschäft mit Wärmepumpen hat sich beim Haustechnikbereich der BayWa aufgrund des Booms in den letzten Jahren gut entwickelt“, bestätigt Crusius.
„Wir waren eher positiv überrascht, hatten am Anfang auch keine Erwartungshaltung“, erinnert sich Leuendorff. Vor allem, weil die Kunden eben nicht dachten: „Ihr wollt uns nur beim Öl halten.“ Durch Veranstaltungen und Marketingmaßnahmen habe man Interessenten die neue Technologie nahegebracht und bewiesen, dass „wir nicht nur die Ölbrille aufhaben.“ Zu diesem Prozess gehöre auch, das Kundenvertrauen nicht zu missbrauchen. Denn nicht zu jedem passe eine Wärmepumpe, wie auch nicht in allen Fällen eine Ölheizung passt.
Qualifizierte Mitarbeiter nötig
Leuendorff warnt Neueinsteiger jedoch: „Die dicke Kohle ist damit nicht gleich am Anfang zu verdienen.“ Und: Bei der derzeitigen Situation am Arbeitsmarkt sei es schwer, geeignetes Personal insbesondere für die Installation zu gewinnen, was auch sein weiteres Wachstum in diesem Bereich stagnieren lässt. Denen müsse man was bieten, so der Berliner. Und meint damit nicht nur einen attraktiven Lohn.
Sowohl der Haustechnikbereich der BayWa als auch Leuendorff setzen auf ständige Schulungen, die Installateure und Verkäufer auf dem Stand der Technik halten. Unterstützung gibt es dabei von den Herstellern der verschiedenen Heizgeräte. Bei Leuendorff ist das im Bereich der Wärmepumpe Stiebel Eltron, von dem die Berliner sogar zum Premiumpartner geadelt wurden. Auf Kundenwunsch werden aber auch Geräte von Viessmann und Wolf installiert.
Welches Produkt geht
Überhaupt ist die Wahl des richtigen Produktes entscheidend. BayWa hat aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung im Heizung- und Lüftungsbau sowie bei Sanitär, im Gegensatz zu Leuendorff, mehrere anerkannte Lieferanten. Schwerpunkt liegt hier bei Luft-Wärme-Pumpen, die durch die technische Entwicklung langsam ihren Ruf als Stromfresser verlieren und durch die geringen Investitionskosten im Vergleich zu Erdwärme nutzende Pumpen bei Häuslebauern äußerst beliebt sind. Die Münchener haben denn auch logischerweise mehrere Kooperationsverträge mit Fertighausanbietern, die diese standardmäßig mit anbieten. Das sichert natürlich den Absatz.
Schwerpunkt sowohl bei Leuendorff als auch bei BayWa ist das Segment der Ein- bis Zweifamilienhäuser und einer Leistung bis 30 kW. Hier können durchschnittlich ausgelegte Wärmepumpen ihren ganzen Vorteil ausspielen. Leuendorff sieht allerdings einige kleine, dunkle Wolken am Horizont aufziehen: „Durch den stabilen und recht günstigen Gaspreis wählen aus meiner Sicht mehr Eigenheimbauer wieder diese Energie statt einer Wärmepumpe.“
Service für Installateure interessant
Nicht nur im Verkauf, sondern auch im nachgelagerten Service lassen sich gute Umsätze erzielen, etwa durch Wartungsverträge. Bei BayWa-Haustechnik als SHK-Handwerksbereich ist diese Position zwangsläufig ein fester Bestandteil. Auch bei Leuendorff werden Wartungsverträge gern angenommen, auch wenn Wärmepumpen – das liegt in der Natur der Sache – eher zu den wartungsarmen Heizgeräten zählen.
Eine weitere Möglichkeit wäre ein spezieller Stromtarif. Strom bieten sowohl BayWa (hier nur die Öko-Variante) als auch Leuendorff an, allerdings keine Wärmepumpentarife. Die könnten sich aber lohnen, werden doch diese Verträge analog denen von Nachtspeicheröfen von den örtlichen Versorgern immer mehr abgeschafft. Leuendorff will ein solches Paket aber in den nächsten Jahren anbieten.
Arten der Wärmepumpe
Luftwärmepumpe: nutzt Außenluft zum Heizen und Aufbereiten des Warmwassers. Bei kalten Außentemperaturen nimmt der Wirkungsgrad stark ab. Sie eignet sich besonders für die Erwärmung von Fußbodenheizungen und Radiatoren.
Erdwärmepumpe: nutzt Wärme eines Erdkörpers als Energiequelle. Üblich sind Erdwärmekollektoren, die in geringer Tiefe (1 bis 1,5 Meter) unter dem Erdboden verlegt werden, oder Erdwärmesonden bis zu mehreren 100 Metern Tiefe (üblich in Deutschland sind bei Einfamilienhäusern Tiefen bis zu 80 Metern). Letztere versprechen den höchsten Wirkungsgrad, sind aber auch im Vergleich mit anderen Lösungen am teuersten.
Darüber hinaus gibt es Wasserwärmepumpen. Diese werden jedoch seltener installiert.
Alle Wärmepumpen laufen nach dem gleichen Grundprinzip: Ein Kühlmittel, dessen Gefrierpunkt deutlich unter dem von Wasser liegt, entzieht dem Medium (Luft, Erde, Wasser) Wärme, verwandelt sich dadurch in Gas, wird mittels Pumpe (daher der Name) zusammengepresst und damit wieder rückverflüssigt, dabei abgekühlt und erneut in den Kreislauf eingeleitet. Die so abgegebene Wärme wird in den Heizungskreislauf eingespeist.
Entscheidend für die Effizienz ist die Jahresarbeitszahl (JAZ). Sie ermittelt den Wert aus abgegebener Wärmeenergie durch aufgenommene Strommenge für den Pumpenbetrieb. Eine JAZ ab 4 gilt als wirtschaftlich, also eine Wärmepumpe, die viermal mehr kWh an Wärme abgibt, als sie an Strom aufnimmt.
Wärmepumpen können im monovalenten Betrieb (nur Wärmepumpe), aber auch mit einem Brennstoffkessel oder Solarkollektoren im bivalenten Betrieb laufen. Meist sehr preiswerte Modelle funktionieren monoenergetisch. Hier wird eine elektrische Zusatzheizung zugeschaltet. Dies kann auf Dauer ins Portmonee gehen, da Strom die teuerste Heizenergie in Deutschland ist.
Foto: Das Haus nach KfW30-Standard wurde 2011 bezogen und hat einen Heizenergiebedarf von nur noch etwa 15 kWh/m² im Jahr. Quelle: BWP
Beitrag geschrieben für Brennspoffspiegel und Mineralölrundschau. Der vollständige Beitrag ist nur in der Printaugabe (10÷2013) zu lesen.
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