Das Außenwandelement für die Lüftung ist oben neben dem Fenster zu erkennen. Fotos: Schulze / WoBa

Lüftung: Mehr Komfort, weniger Schimmel, gleiche Kosten

von | 29. März 2017

Der aktuell disku­tierte und für die Neben­kosten günstige Nied­rigst­ener­gie­hau­standard gibt die Tech­no­logien für den Wohnungs­neubau und die Sanierung vor. Gut gedämmte Häuser brauchen wenig Wärm­energie, aber dafür eine Lüftung. Die braucht mehr Strom,verhindert aber Schimmel.

Lüftungen sind auch in älteren Bestands­bauten, etwa bei den in der ehema­ligen DDR weit­ver­brei­teten Plat­ten­bauten WBS 70, keine Unbe­kannten. Nur waren sie dort meist passiv. Ein einfacher Schacht reichte, um den in den Wohnungen entste­henden Unter­druck zu nutzen und so verbrauchte Luft abzu­führen. Dafür bedurfte es jedoch auch einer nicht ganz dichten Gebäu­de­hülle, durch die ausrei­chend Luft nach­strömte. Denn auf regel­mä­ßiges Lüften der Mieter konnte man sich nicht verlassen.

Moderne Lüftungen funk­tio­nieren mecha­nisch. Das braucht Strom. Wie viel davon, bleibt vage, denn der Ener­gie­bedarf für die Lüftung bleibt vom Nutzer abhängig und ist schwer beein­flussbar. Der tech­nische Vorstand der Wohnungs­ge­nos­sen­schaft Freiberg, Jürg Kriesten, schätzt, dass die Kosten dennoch nur im unteren einstel­ligen Bereich für den gesamten Mieter­strom liegen.

Zentrale Lüftungen gut umzusetzen

Im Wohnungsbau technisch gut umsetzbar sind nach wie vor die zentralen Lüftungs­an­lagen. „In Plat­ten­bauten nutzen wir dafür nach wie vor die vorhan­denen Instal­la­ti­ons­schächte“, so Cai-​Patric Schulze, Tech­ni­scher Leiter der WoBa Orani­enburg. Auf dem Dach sorgen dann Venti­la­toren am Schacht­ausgang für die Fort­führung der verbrauchten Luft. Teils waren diese schon seit DDR-​Zeiten vorhanden, wurden aber komplett neu instal­liert oder nachgerüstet. …

Durch die dann dichtere Gebäu­de­hülle komme man um eine mecha­nische Lüftung nicht herum. Deren Standards wiederum sind technisch durch die DIN 1946 vorge­geben. Zum Einsatz­kommen bei ihm zentrale und dezen­trale Anlagen, aber auch solche mit Wärmerückgewinnung. …

Abluft­wärme zurückgewinnen

Aktuell baut sein Unter­nehmen fünf Wohn­häuser am Schloss­hafen in Orani­enburg – alle mit Abluft­rück­ge­winnung. Zwar ist auch Schulze klar, dass die Lüftung mal mehr Strom braucht. Aber bei den Wärme­kosten könnte das wieder einge­spart werden. Exakte Daten kann er dafür noch nicht nennen, denkt aber, dass es insbe­sondere bei den Neubauten auf eine positive ener­ge­tische Lüftungs­bilanz hinausläuft.

Doch die Ener­gie­ein­sparung ist ja nicht nur das Hauptziel, sondern auch das verbes­serte Wohn­raum­klima“, so Schulze. Insbe­sondere die Schim­mel­gefahr, übrigens auch einer der Haupt­punkte in der DIN 1946, sei geringer, auch durch hygro­sta­tische Mess­fühler in den Wohnungen. …


Gekürzt. Geschrieben für Die Wohnungs­wirt­schaft. Der voll­stän­dige Beitrag erschien in der Nummer 03/​2017. Zum Abon­nement der Zeit­schrift Die Wohnungs­wirt­schaft geht es hier.

Ein Beitrag, wie die Zukunft der Wärme­netze aus­se­hen könnte, haben meine Energieblogger-​Kollegen von Ecoquent Positions hier ver­fasst.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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