Bei der DLR wird weiterhin an Power-to-Liquid-Kraftstoffen geforscht, ohne die es in einigen Branchen nicht gehen wird. Foto: DLR

OPEC lässt es weiter krachen

von | 27. November 2014

Was schon im Vorfeld der heutigen Tagung der OPEC in Wien vermutet wurde, ist nun Gewissheit: Das Kartell konnte sich nicht auf eine Kürzung der Förderung einigen. Damit einher­gehend vermuten Analysten einen weiteren Preis­verfall des Rohöl­preises. Seit Juni gab dieser schon um gut 30 % nach. Experten gehen inzwi­schen von einer Grenze um die 50 US-​Dollar aus. So billig war das Öl seit dem Finanz­crash 2008 nicht mehr.

Also werden die Mitglieder des Kartells jeden Tag weiter 30 Millionen Barrel Rohöl aus dem Boden holen und auf den Weltmarkt werfen. Inzwi­schen schwä­chelt die Nachfrage auch in China. Von den USA mit seiner üppigen Schie­fer­öl­pro­duktion ganz zu schweigen. Der größte Ölver­braucher der Welt wird dadurch als Markt und Abnehmer immer unin­ter­es­santer. Aller­dings könnte ein weiterer Preis­verfall dazu führen, das die Schie­fer­pro­duktion in den USA nicht mehr rentabel wäre. Sollte tatsächlich ein Preis­sturz auf 50 Dollar einsetzen, könnte dies der Fall sein. Dann wäre das Öl des Kartells mit Sicherheit günstiger und wieder eine Alter­native für Abnehmer auf dem US-Markt.

Noch stärker gilt dies für kana­dische Ölsande. Nach den Saudis haben die Kanadier die zweit­höchsten Reserven an Erdöl weltweit. Aller­dings betrage die Förder­kosten hier rund 70 Dollar ja Barrel (zum Vergleich: Saudi Arabien muss je Fass nur 6 Dollar inves­tieren). Damit wird auch eine Crux der Ölpreis­dis­kussion sichtbar: Würden die kana­di­schen Reserven wegfallen, reduziert sich perspek­ti­visch das restliche zukünftige Angebot. Das wiederum wird zwangs­läufig zu Preis­stei­ge­rungen führen.

Verbraucher in Deutschland könnte die OPEC-​Entscheidung freuen. Denn sowohl bei den Heiz­öl­preisen als auch den Sprit­kosten an der Tank­stelle ist mit einer weiteren Abwärts­be­wegung zu rechnen. Auch wenn der Rohstoff­preis nur einen Teil des Gesamt­preises ausmacht, wird er dennoch die Kosten für Mine­ral­öl­pro­dukte weiter senken – voraus­ge­setzt, der Euro gerät gegenüber dem US-​Dollar nicht unter Druck. Denn da Rohöl und seine Produkt weltweit in US-​Dollar gehandelt werden, sorgt bei hiesigen Preisen ein starker Euro immer für güns­tigere Kosten.

Gleiches gilt für den Erdgas­preis. Zwar werden die Mengen, die in Deutschland auf Grundlage der Ölpreis­bindung gehandelt werden, immer geringer. Doch orien­tiert sich die Gasbranche logi­scher­wiese am Ölpreis, da ihr Produkt ja zumindest im Wärme­markt wett­be­werbs­fähig bleiben muss. Dauerhaft deutlich teureres Gas würde das Image des Wärme­trägers nach­haltig beschä­digen und zudem als Brücken­tech­no­logie für die Ener­gie­wende (Stichwort: KWK-​Gaskraftwerke) voll­kommen obsolet machen.

Vorschaubild: Ölför­derung beim OPEC-​Mitglied Libyen. Foto: ENI

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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