Erdgas, hier ein Gasspeicher in Etzel, ist der Gewinner der Halbjahres-Enrgiebilanz. Foto: Gazprom Germania

Regierung: Gasver­sorgung sicher – Reserve kommt wohl nicht

von | 27. August 2015

Deutsch­lands Gasver­sorgung ist sicher, da ist sich die Bundes­re­gierung sicher. In einer Antwort auf eine Anfrage der Grünen, über die an dieser Stelle schon berichtet wurde und die sich auf eine Studie des BMWi stützt, heißt es:

Die genannte Studie unter­stützt die Einschätzung der Bundes­re­gierung, dass unsere Erdgas­ver­sorgung heute bereits sehr sicher ist. Sie zeigt auf, durch welche Maßnahmen die Gasver­sor­gungs­si­cherheit zukünftig weiter gestärkt werden könnte.

Alle in der Studie beschrie­benen Maßnahmen werden derzeit sorg­fältig geprüft und mit allen rele­vanten Akteuren disku­tiert. Mögliche neue Instru­mente zur Verbes­serung der Gasver­sor­gungs­si­cherheit müssen auf Basis einer Kosten-​Nutzen-​Analyse erfolgen, da damit Markt­aus­wir­kungen und lang­fristige Kosten verbunden sind.

Eine dieser Maßnahmen ist die stra­te­gische Erdgas­re­serve, etwa nach dem Vorbild des Erdöl­be­vor­ra­tungs­ver­bandes. Die Kosten hierfür beliefen sich je nach Ausformung auf 1 bis 1,6 Mrd. Euro pro Jahr kosten und würde die Endkunden mit 0,6 bis 2,4 % Mehr­kosten, bezogen auf den Gaspreis, belasten. 

Eine weitere Maßnahme, die in der Studie empfohlen wird, ist die Spei­cher­ver­pflichtung. Dabei wird den Markt­teil­nehmern die Pflicht auferlegt, eine bestimmte Menge Gas zu einem oder mehreren spezi­fi­schen Zeit­punkten einzu­spei­chern oder schon zu lagern. „Dadurch soll sicher­ge­stellt werden, dass stets ausrei­chend Gas zur Krisen­vor­sorge einge­spei­chert ist. Die Spei­cher­ver­pflichtung wirkt damit – anders als eine stra­te­gische Reserve – im Vorfeld einer Krise“, so die Autoren.

Liest man die Stel­lung­nahme der Bundes­re­gierung genau, so bedeutet sie wohl das Aus für eine stra­te­gische Gasre­serve. Diese wurde auch bereits von der Branche, namentlich von Bundes­kanz­lerin Merkels früherer Staats­mi­nis­terin und heutigen BDEW-​Chefin Hildegard Müller, abgelehnt.

Eine Spei­cher­ver­pflichtung der Branche existiert bisher indirekt, und zwar als Selbst­auflage. Eventuell wird die Bundes­re­gierung dies in Geset­zesform gießen. Für die Branche wäre das nicht nur das kleinere Übel, sondern wohl das kleinste Übel.

Vorschaubild: Gasspeicher, wie hier der in Etzel, sind das Rückgrat der deutschen Gaswirt­schaft und poten­zielle Träger einer stra­te­gi­schen Reserve. Foto: Gazprom Germania

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Zu hohe Preise, zu viel Regu­la­torik für Power-​to‑X

Zu hohe Preise, zu viel Regu­la­torik für Power-​to‑X

Power-to-X(PtX)-Technologien ermöglichen die Umwandlung regenerativen Stroms in Wasserstoff, Methan oder synthetische Kraftstoffe. Doch Projekte in Deutschland scheitern immer wieder – durch bürokratische Hürden, hohe Produktpreise oder eine hinderliche Regulatorik....

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Kommunale Wärme­pläne starten – mit vielen Unsicherheiten

Das Gesetz zur Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze (WPG) legt ehrgeizige Ziele fest: Bis 2045 sollen Raumwärme, Warmwasser und Prozesswärme treibhausgasneutral werden. Städte ab 100.000 Einwohnern müssen bis 2026 Wärmepläne vorlegen, kleinere Kommunen bis...