Nachdem unser Beitrag „No Future für Power to Gas“ sowohl hier als auch in den sozialen Medien einiges an Echo erfuhr – hier noch eine Einschätzung der Regierung zur derzeitigen, von Greenpeace Energy befeuerten Diskussion um diese umstrittene, weil äußerst ineffiziente (max. 30 % Wirkungsgrad) und teure (6 x so hoher Preis je kWh gegenüber herkömmlichen Erdgas) Technologie.
In ihrer Antwort auf eine Anfrage der Grünen, in der es allgemein um Strommarktdesign und Kapazitätsreserven ging, sieht die Bundesregierung den Einsatz von PtG erst dann sinnvoll, wenn 70 % des hier erzeugten Stromes aus erneuerbaren Quellen stammt. Die Regierung, gestützt auf die Aussagen von Wissenschaftlern, schreibt:
Langzeitspeicher können saisonale Schwankungen bei der Erneuerbaren-Erzeugung oder längere Windflauten überbrücken. Unter neuartige Langzeitspeicher fällt insbesondere die Speicherung von Strom in Wasserstoff und Methan, auch Power-to-Gas genannt. Die Speicherung erfolgt dann im Gasnetz oder in Kavernen. Diese Technologie ist derzeit noch vergleichsweise teuer. Die Arbeitsgruppe (AG) 3 „Interaktion“ der Plattform Erneuerbare Energien, in der auch verschiedene Wissenschaftler vertreten waren, ist zum Ergebnis gekommen, dass zusätzliche Langzeitspeicher erst ab einem Anteil von etwa 70 Prozent erneuerbarer Energien am gesamten Stromverbrauch sinnvoll sind, da andere Flexibilitätsoptionen bis dahin kostengünstiger sind.
Sprich: Nach den Energiewendeplänen wäre dies so ziemlich genau im Jahr 2045 der Fall, also in 30 Jahren. Bis dahin dreht sich nicht nur die Erde einige Male um sich selbst. Es ist auch zu vermuten, dass bis dahin deutlich andere und vor allem effizientere Speichermöglichkeiten zur Verfügung stehen, auch wenn der Gedanke, den Strommarkt mit dem Gasnetz zu verbinden, natürlich einen gewissen Charme hat, wie das Fritz Vorholz in der Zeit konstatierte.
Ähnliche Unsicherheiten bei der Beurteilung dieses langen Zeitraumes gesteht auch die Bundesregierung ein:
Wann genau neuartige Speichertechnologien wirtschaftlich werden, kann von der Bundesregierung nicht prognostiziert werden. Dies hängt von der technologischen Entwicklung dieser Technologien, der Entwicklung in anderen Sektoren und von der Entwicklung anderer Flexibilitätsoptionen ab, mit denen Speicher im Wettbewerb stehen.
Welche Flexibilitätsoptionen, also andere Speichermöglichkeiten nun könnten dies sein? Das Oeko-Institut nennt in der erwähnten Studie folgende (ab Seite 36):
- Biomassekraftwerke und Biogasanlagen für Spitzenlastproduktion
- Einbindung europäischer Wasserkraftwerke (Alpen und Skandinavien) Strom mit besseren Wirkungsgrad speichern
- Strom in Zeiten niedriger Preise zur Wärmeproduktion einsetzen (Power-to-Heat) – so eingespartes Erdgas später zur Stromproduktion oder für andere Anwendungen wie im Verkehr nutzen
- Wasserstoffeinsatz in energieintensiven Industrien (Raffinerien, Ammoniakherstellung und andere Prozesse) komplett auf erneuerbaren Wasserstoff (aus Elektrolyse) umstellen – dafür gebrauchter Strom in Abhängigkeit des EE-Angebots flexibel beziehen
- Beimischung von Wasserstoff ins Erdgasnetz weitgehend ausschöpfen
- EE-Wasserstoff- statt EE-Methanspeicherung intensivieren, da Umwandlungsverluste geringer sind
Was nun in 30 Jahren die Sicherheit des Stromnetzes garantieren wird, weiß derzeit niemand. Es werden viele Technologien sein. Einen Königsweg gibt es nicht. Und Power-to-Gas wird, wie an dieser Stelle geschrieben, entweder gar nicht dazu gehören oder nur marginal. Denn eine Umwandlung von Strom in Wasserstoff zu Methan und dann wieder zu Strom wird auch in 30 Jahren nicht effizient sein. Und auch für Erneuerbare Energien sollte der Effizienzgrundsatz gelten.
Vorschaubild: Gasspeicher, Biogasanlage und Windkraftanlage im Hybridkraftwerk Prenzlau. Foto: Hannob /Wikimedia /Lizenz unter CC0
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