BASF betreibt am Standort Schwarzheide, Deutschland, eine der größten kommerziellen Recyclinganlagen zur Herstellung von Schwarzmasse aus Altbatterien und Produktionsabfall in Europa. Foto: BASF

Russische Export­pläne nach Asien könnten Erdgas verteuern

von | 15. Juli 2014

Deutschland sucht neue Liefe­ranten, um unab­hän­giger von nur einem, und im Spezi­ellen von Russland als Gaslie­ferant zu werden. Auch Russland reagiert auf die Unab­hän­gig­keits­be­stre­bungen und versucht seiner­seits seinen Kunden­stamm zu erweitern, um seinen Gasabsatz zu sichern.

Wie n‑tv und das Wall Street Journal berichten, planen asia­tische Redereien verflüs­sigtes Erdgas per Schiff durch das Nord­po­larmeer zu trans­por­tieren. Das Erdgas soll von West­si­birien in die Ballungs­ge­biete Chinas und Japans gebracht werden. Dort soll der vermehrte Erdgas­einsatz die Kohle als Ener­gie­lie­ferant verdrängen und damit den Smog bekämpfen, unter dem die Asiaten leiden. Außerdem muss in Japan Ersatz für die Atom­kraft­werke gefunden werden, die seit dem Unglück in Fukushima abge­schaltet wurden und von denen nur wenige wieder ans Netz gehen dürfen.

Die Route über das Nord­po­larmeer ist 40 Prozent kürzer als die bisherige Strecke durch den Suezkanal – und sei damit auch sehr viel günstiger, vor allem für die Kunden. Der Arktische Ozean gilt laut dem japa­ni­schen Wirt­schafts­mi­nister Ryo Minami zudem als äußerst rohstoff­reich, was seine Erschließung noch inter­es­santer mache. Das Nord­po­larmeer war lang als nur schwerlich schiffbar angesehen worden und auch die geplanten Erdgas­lie­fe­rungen sollen nur während der wärmeren Monate statt­finden. Trotzdem ermög­licht die durch die Erder­wärmung verur­sachte Eisschmelze die Schiff­fahrt auf dieser Route.

Wie das Wall­street Journal berichtet, haben sich die japa­nische Mitsui O.S.K Lines und China Shipping Deve­lo­pment zusam­men­getan, um in vier Jahren Gas durch den Arkti­schen Ozean zu trans­por­tieren. Dabei sollen 932 Millionen US-​Dollar für drei Flüs­sig­erd­gas­tanker inves­tiert werden, die zusätzlich mit Eisbre­chern ausge­stattet sind, um einen Lini­en­verkehr auf der Strecke zu ermöglichen.

Tenden­ziell dürfte das mittel­fristig den Preis für deutsche Erdgas­kunden stabi­li­sieren, wenn nicht gar verteuern. Denn in Frage kommen als Ersatz auch in diesem Zeitraum nur deutlich teurere Importe von verflüs­sigtem Erdgas (LNG), insbe­sondere aus Nord­afrika, Katar oder den USA, wobei dies bei den letzteren aufgrund fehlender Verflüs­si­gungs­ka­pa­zi­täten noch Zukunfts­musik ist. Zudem werden derzeit und wohl auch in abseh­barer Zukunft in Asien deutlich höhere Preise für Erdgas als in Europa bezahlt. Was den Markt für Produ­zenten und Expor­teure deutlich inter­es­santer macht. Zwar werden sich die Preise aufgrund von Arbitrage-​Effekten langsam angleichen, doch dies kann auch nach oben geschehen. Dass die Preise weltweit gesehen unter das derzeitige euro­päische Niveau sinken, ist nicht zu erwarten.

Autoren: Maren Schiel und Frank Urbansky

Geschrieben für Bund der Energieverbraucher.

Der komplette Origi­nal­beitrag ist hier zu lesen.

Titelbild: VNG

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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