Foto: The Pinedale Field office of the BLM

Neue US-​Ölexporte beein­flussen deutschen Heizöl-Preis

von | 16. Juli 2014

Über die Ausge­gli­chenheit des Rohöl­marktes haben wir bereits mehrfach berichtet – jetzt kommt womöglich ein zusätz­licher Lieferant aufs Parkett, der die Ange­bots­seite weiter stärken kann und die Preise weiter stabil hält.

Laut eines Berichtes des Commerzbank-​Analysten Eugen Weinberg könnten die USA, bisher eher als poten­ti­eller Gasex­porteur im Gespräch, künftig auch ultra-​leichtes, gering­fügig raffi­niertes Rohöl expor­tieren. Bis dato untersagt der Energy Policy and Conser­vation Act (EPCA) von 1975 den Export von Rohöl mit nur wenigen Ausnahmen. Davon nicht betroffen sind raffi­nierte Ölpro­dukte. Nach einer neuen Auslegung des Verbotes wird gering­fügig raffi­niertes (stabiles) Rohöl nun als solches angesehen und wird damit export­fähig. Zwei US-​Unternehmen wurde es erlaubt, dieses stabile Rohöl aus dem Eagle Ford-​Schieferölvorkommen zu exportieren.

Nach diesen Maßgaben wären bei einer flächen­de­ckenden Anwendung bis zu 4,5 Millionen Barrel US-​amerikanischen, stabilen Rohöls täglich export­fähig, denn neben Eagle Ford könnten weitere Schie­feröl­vor­kommen in Nord-​Dakota und Texas entspre­chendes Öl liefern. Wahr­scheinlich ist lediglich ein Export­vo­lumen von 700.000 Barrel pro Tag ab 2015. Zum Vergleich: Die Inter­na­tionale Ener­gie­agentur (IEA) rechnet für 2015 mit einer stei­genden Rohöl­nach­frage auf 92,7 Millionen Barrel täglich auf dem Weltmarkt.

Hinter­grund dieser begin­nenden Libe­ra­li­sierung des US-​amerikanischen Ölmarktes ist das starke Über­an­gebot von leichtem Rohöl und eine starke, schwer zu deckende Nachfrage nach schwerem Rohöl in den USA, das immer noch impor­tiert wird, um die inlän­di­schen Raffi­ne­rie­ka­pa­zi­täten auszu­lasten. Ein häufiges Gegen­ar­gument der Markt­öffnung ist der befürchtete Preis­an­stieg in den USA, auch bei Endpro­dukten wie Auto­kraft­stoffe oder Heizöl. Laut Analyse waren aber die Groß­han­dels­preise in den USA für Benzin, trotz nied­ri­gerer Rohöl­preise, leicht höher als in Europa. Diese Preise würden sich dann ebenfalls an den inter­na­tio­nalen Börsen­preisen orien­tieren und damit mindestens stabil bleiben, während der Rohöl­preis in den USA vermutlich leicht steigen würde. Die bisher enorme Marge der Raffi­nerien durch günstige Rohstoffe und teure Produkte würde sich dann verringern – eine beacht­liche Moti­vation für die Branche, diesem Trend entgegen zu wirken. Ohnehin scheint es unwahr­scheinlich, dass das Verbot in nächster Zeit aufge­hoben wird. Dafür müsste der US-​Kongress einen entspre­chenden Entschluss fassen. Eher in Reich­weite ist eine Ausweitung der neuen Inter­pre­tation von Rohöl­pro­dukten im Kontrast zu unraf­fi­niertem Rohöl.

Für deutsche Verbraucher ändert sich vorerst also wenig, außer der erfreu­lichen Aussicht auf poten­tiell stabile Preise bei Kraft­stoffen und Heizöl, sollten alle anderen Faktoren, wie Krisen in den Förder­ländern ebenfalls unver­ändert bleiben.

Foto: The Pinedale Field office of the BLM

Autorin: Maren Schiel

Geschrieben für Bund der Energierverbraucher.

Origi­nal­beitrag hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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