Vorschaubild: Aus altem Jutesack mach neuen Dämmstoff. Foto: Benz24

Wie gut ist Jute als Dämmstoff

von | 19. November 2015

Dämmen führt zu mehr Energieeffizienz, da es beim Energiesparen hilft. Doch nicht jedes Material ist für jeden Baukörper geeignet. Ein Material, das viele gar nicht auf der Liste haben, ist Jute. Dabei ist es günstig und nachhaltig in einem.

Für die Herstellung von Dämmstoffen aus Jutefasern hierzulande müssen keine neuen Naturfasern aus den Corchorus-Pflanzen gewonnen werden. Stattdessen basiert die Dämmung auf gebrauchten Jutesäcken, die ursprünglich Kakao und Kaffeebohnen aus aller Welt nach Deutschland transportierten. Normalerweise blüht den ausgedienten Kakao- und Kaffeesäcken das gleiche Schicksal wie Wegwerflaschen: Sie landen in der Müllverbrennung. Dank des sogenannten „Upcycling“-Verfahrens erhalten die Naturfasern einen zweiten Lebenszyklus. Hierzu werden in einer Faseraufbereitungsanlage die Jutesäcke zu hochwertigen Fasern verarbeitet. Anschließend werden die Naturfasern mit einer Art Bindemittel sowie mit einem Brandschutz-Mineral vermischt und am Ende zu einem Vlies verfestigt.

Der Inhalt

Die Jutedämmung setzt sich neben den Jutefasern noch aus PET-Bikofasern (Polyethylenterephthalat) zusammen. Diese Stützfaser dient als Bindemittelleim, um die Fasern fest miteinander zu verbinden. Weiterhin wird bei der Herstellung des Dämmstoffes das Mineral Soda hinzugefügt, welches zwei Aufgaben übernimmt: Es reinigt die gebrauchten Jutesäcke und macht sie brandschutzfähig.

Konkrete Inhaltsstoffe der Jutedämmung:

  • 85 bis 90 Prozent Jutefasern
  • 8 bis 10 Prozent PET-Bikofasern als Bindemittel
  • 2 bis 5 Prozent Soda als Brandschutz

Hitzebeständig

Der neuartige Jutedämmstoff leistet einen ungewöhnlich guten Hitzeschutz. Er kann die Hitze unterm Dach von morgens bis abends in Schach halten, was fast neun Stunden entspricht. Das ist ein großer Unterschied zur Hitzeschutz-Leistung der konventionellen Glaswolle. Diese kann unter den gleichen Bedingungen nur bis zum Mittag die Hitze unterm Dach vertreiben. Genau genommen vier Stunden.

Darüber hinaus bietet die Jutedämmung besten Wärmeschutz dank ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit. Die Wärmeleitfähigkeit gibt an, wie viel Wärme (Watt) durch eine ein Meter dicke Baustoffschicht bei einem Kelvin Temperaturdifferenz verloren geht.
Hier gilt: Je niedriger die Wärmeleitfähigkeit, desto besser die Dämmleistung.
Unter den ökologischen Dämmstoffen dämmen Naturdämmstoffe aus Jute mitunter am besten wie nachfolgende Tabelle beweist:

Naturdämmstoffe Wärmeleitfähigkeit
Jute 0,038
Zellulose 0,042
Hanf 0,040
Holzfaser 0,040

Feuchteausgleichend

Sehr diffusionsdichte Dämmstoffe überziehen ein Gebäude mit einer Art künstlicher Haut. Diese Art der Dachdämmung verhält sich wie eine Plastiktüte, die man über die Hand zieht. Darunter wird es sehr schnell unangenehm nass und stickig. Ein Feuchteausgleich ist so gut wie unmöglich. Der Jutedämmstoff dagegen führt ein gesundes Wohlfühlklima herbei, indem er die Raumluftfeuchte reguliert.

Vorteile:

  • Hautfreundlich: Jute löst kein Jucken oder andere Reizungen aus.
  • Gesundheitlich unbedenklich: Naturdämmstoffe aus Jute sind schadstofffrei und resistent gegen Schimmel.
  • Frei von unwillkommenen Gästen: Insekten und Nager machen sich an dem Jutedämmstoff nicht zu schaffen, da es nicht zu ihrem Nahrungsmittel zählt.

Fazit

Jute ist ein ökologischer Dämmstoff mit besten Hitze- und Wärmeschutz zu einem bezahlbaren Preis. Naturdämmstoffe aus Jute entlasten nicht nur die Umwelt, sondern sorgen auch für ein gesundes Raumklima.

Vorschaubild: Aus altem Jutesack mach neuen Dämmstoff. Foto: Benz24

Text mit freundlicher Genehmigung von Benz24

 

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Die Umgebungswärme von Fließgewässern wird hierzulande noch kaum genutzt. Eine Studie hat nun allein für Bayern erstaunliche Potenziale aufgedeckt. Eine Nutzung der Wärme hätte auch einen positiven ökologischen Effekt durch die Abkühlung der Flüsse. In Bayern könnten...

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Die Umgebungswärme von Fließgewässern wird hierzulande noch kaum genutzt. Eine Studie hat nun allein für Bayern erstaunliche Potenziale aufgedeckt. Eine Nutzung der Wärme hätte auch einen positiven ökologischen Effekt durch die Abkühlung der Flüsse. In Bayern könnten...

„Heizungs­in­ves­tition – kümmert euch jetzt!”

Heizungs­in­ves­tition – kümmert euch jetzt!”

Interview mit Sebastian Herkel, Fraunhofer ISE, Abteilungsleiter energieeffiziente Gebäude. Immobilienwirtschaft: Wie sehen Sie das aktuelle Regelwerk in Bezug auf mehr Effizienz in Immobilien? Sebastian Herkel: Letztes Jahr haben wir ein ziemlich komplexes Regelwerk...