In der Kanalisation ist’s feucht und warm. Ratten schätzen das. Aber nicht nur sie. Findige Ingenieure setzen auf die Abwärme der unterirdischen Reiche. Denn wozu für Wärmepumpen tiefe Löcher bohren, wenn deutlich höhere Temperaturen quasi direkt unter den Füßen entlang fließen – ungenutzt, wenn auch nicht gerade gut riechend. Eine Wärmepumpe jedoch stört das nicht.
Auf den Berliner Energietagen wurden mehrere Projekte vorgestellt, die Abwärme von Kanalisationen mittels Wärmepumpentechnik nutzen. Manfred Fricke von Großwärmepumpenbauer Ochsner zeigte anhand von Ikea in Berlin-Lichtenberg, wie sich ein sehr großes gewerblich genutztes Gebäude mit Wärme aus einem Abwasserkanal gut heizen lässt, und das schon seit 2011.
Im Winter wird mit Hilfe von Wärmepumpen dem Abwasser in der Kanalisation Wärme entzogen und für die Gebäudeheizung auf rund 35°C erhitzt. Im Sommer hingegen wird zur Kühlung die Wärme des Einrichtungshauses wiederum ins Abwasser geleitet. Dafür verlegte IKEA unterirdisch eine 200m lange Abwasserdruckleitung, die an das kommunale Abwassernetz angeschlossen wurde. Durch sie strömt eine Abwassermenge von 500.000 bis 1,4 Mio. Litern pro Stunde. IKEA investierte rund 70 Mio. Euro. Die technischen Innovationen, darunter 3 Groß-Wärmepumpen von OCHSNER, bringen eine Einsparung von ca. 1.270 Tonnen CO2.
Technische Daten der Ikea-Anlage in Berlin-Lichtenberg:
- Inbetriebnahme: 2011
- Wärmequelle: Abwasser Drucksystem
- Wärmepumpen Type: 3 x IWWS520ER2
- Kompressor Type: Schraube, R134a
- Quellentemperatur: 10°C
- Vorlauftemperatur: 40°C
- Heizleistung: 3 x 500 kW
Das Potenzial dieser wirklich nicht anrüchigen Energiequelle hat auch die Dena entdeckt und ein entsprechendes Förderprogramm für 10 Leuchtturmprojekte aufgelegt, die sich allerdings nicht nur aus Abwasser-Wärme speisen müssen. Gefördert werden:
- Energieberatung zur Erstellung eines Abwärmekonzepts: 60 % der förderfähigen Beratungskosten
- maximal 3.000 € Zuwendung bei einer nachgewiesenen Endenergieeinsparung von 25 %
- 30 % der zuwendungsfähigen Kosten für kleine und mittlere Unternehmen
- 20 % der zuwendungsfähigen Kosten für sonstige und große Unternehmen
Alle Vorträge des Moduls Wärmerückgewinnung – Chancen und Potenziale bei den Berliner Energietagen finden sich hier.
Über den Aufwand, der für die Wärmeerzeugung generell betrieben werden muss, schreibt Energieblogger-Kollege Olof E. Matthaei hier auf seinem Blog energie effizent sparen.
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