In Zeiten des Rückgangs fossiler Energieträger werden elektrische Infrarotheizungen immer wieder als ökologischere Alternative dargestellt. Infrarotsysteme besitzen eine Wärmeplatte aus Keramik, Glas oder Aluminium, die elektrisch aufgeheizt wird und dann Wärmestrahlung abgibt.
Von Herstellern wird betont, dass Strahlungswärme eine besonders gesundheitsfördernde Art des Heizens darstellt. Doch für wen lohnt sich eine Infrarotheizung wirklich und wie sieht es mit ihrer Umweltbilanz aus?
Wie funktionieren Infrarotheizungen?
Infrarotheizungen sind Heizungen, die Wärme vorwiegend über Strahlung abgeben. Generell kann ein Heizsystem Wärme auf folgende Arten transportieren:
- Wärmeleitung (Wärme fließt in einem Feststoff vom wärmeren zum kälteren Teil)
- Wärmestrahlung (Wärme wird über elektromagnetische Wellen übertragen)
- Konvektion (die vorbeiströmende Luft wird erwärmt)
Alle Heizungsarten übertragen Wärme sowohl über Wärmestrahlung als auch Konvektion, entscheidend ist jedoch die anteilsmäßige Verteilung. Infrarotheizungen geben einen vergleichsweise großen Teil ihrer Wärme über Strahlung ab, das heißt, sie haben einen großen „Strahlungswirkungsgrad“. So hat ein Radiator beispielsweise einen Strahlungswirkungsgrad von nur 10–30 %, während ein Infrarotpaneel einen Strahlungswirkungsgrad von 40–90% hat.
Eine Eigenschaft von Strahlungswärme ist es, Personen und Festkörper direkt zu erwärmen. Bei Heizungen durch Konvektion wird zunächst die Umgebungsluft angewärmt, die dann nach oben steigt und sich über Luftverwirbelungen im ganzen Raum verteilt. Strahlungswärme ist hingegen direkt auf der Haut spürbar – wie zum Beispiel bei einem Lagerfeuer. Auch Kamin- und Kachelöfen haben einen hohen Anteil an Strahlungswärme. Ähnlich wie bei Kachelöfen wird die Wärme aus Infrarotheizungen von vielen Menschen als besonders behaglich empfunden.
Grundsätzlich kann eine Infrarotheizung mit unterschiedlichen Energiequellen betrieben werden: Es gibt etwa auch gasbetriebene Infrarotheizungen, die vor allem im Outdoor-Bereich eingesetzt werden (etwa der klassische „Heizpilz“ am Weihnachtsmarkt). Im Wohnbereich handelt es sich bei Infrarotheizungen aber fast immer um elektrische Widerstandsheizungen. Dabei wird das Infrarotpaneel mithilfe von Strom auf eine Temperatur von 80–100 °C aufgeheizt.
Infrarotheizung – Heizen mit umweltfreundlicher Energie?
Beim Heizvorgang selbst erzeugen elektrische Infrarotheizungen kaum CO², deshalb werden sie häufig als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Heizsystemen vorgestellt. Allerdings stimmt dies nur bedingt: Der zusätzliche Strom, der zum Heizen herangezogen wird, stammt häufig zu großen Teilen aus der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas. Besonders im Winter – der Haupteinsatzzeit einer Heizung – müssen Nachfragespitzen oft durch Strom aus fossilen Energieträgern abgedeckt werden. Infrarotheizungen wären also theoretisch umweltfreundlich, wenn der Strom aus erneuerbaren Energien (etwa einer Photovoltaik-Anlage) gewonnen würde. In der Mehrzahl der Fälle ist es aber umwelttechnisch noch nicht sinnvoll, die Komplettheizung eines Gebäudes durch elektrische Infrarotstrahler abzudecken.
Nein, danke: Hier nicht mit Infrarot heizen
Vom Einbau einer Infrarotheizung ist vor allem in schlecht isolierten Gebäuden abzuraten: Denn in ungedämmten oder schlecht gedämmten Bauwerken kann eine behagliche Raumwärme mit Infrarotheizung nur schwer erreicht werden. Strom ist zudem die teuerste Energieform zum Heizen. Trotz zuletzt steigender Gaspreise sind die Kosten pro kWh bei Gas noch wesentlich niedriger als bei Strom, weshalb elektrische Heizungen mit höheren Betriebskosten zu Buche schlagen. Generell zeichnen sich Infrarotheizungen durch geringe Anschaffungskosten, aber höhere Betriebskosten aus. Für Räume mit laufend hohem Heizbedarf eignen sie sich daher nur bedingt. Vor der Entscheidung für eine elektrische Infrarotheizung sollte in jedem Fall eine Berechnung des Energiebedarfs der Räume gemäß EnEV durchgeführt werden.
Ja, bitte: Hier lohnt sich die Infrarotheizung
Gut geeignet sind Infrarotheizungen hingegen für Hallen mit großer Raumhöhe: Eine Konvektionsheizung würde dort viel Energie verschwenden und unnötigerweise die Luft unter der Decke erwärmen. Infrarotstrahler sind in diesem Fall besonders energieeffizient, da sie es ermöglichen, gezielt einzelne Bereiche und Arbeitsplätze zu heizen.
In Räumen, die nur ab und zu genutzt werden (wie Hobbykeller, Vereinslokal oder Zweitwohnsitz), sind Infrarotheizungen ebenfalls eine sehr sinnvolle Alternative. Denn hier kommen die niedrigen Anschaffungskosten der Infrarotheizung voll zum Tragen und die höheren Betriebskosten fallen weniger ins Gewicht. Außerdem lassen sich Räume mit Infrarotsystemen flexibler heizen als mit andere Heizsystemen, da sich Infrarotpaneele sehr schnell aufheizen und in kurzer Zeit Wärme liefern.
Sinnvoll sind Infrarotpaneele zudem in einzelnen Zimmern als Zusatzheizung. Wenn der Wärmebedarf in bestimmten Räumen höher ist als im restlichen Wohnbereich, dann können diese zusätzlich mit Infrarot beheizt werden. Zum Beispiel könnte ein Infrarotpaneel als Spiegelheizung im Badezimmer zum Einsatz kommen und als Unterstützung der Zentralheizung dienen.
In sehr gut gedämmten Häusern mit geringem Wärmebedarf, etwa Passivhäusern, kann sich ein Infrarotheizsystem auch als Hauptheizung lohnen. Hier sind die Kosten für den Einbau eines wassergeführten Systems vergleichsweise hoch in Relation zur danach benötigten Wärmemenge und eine elektrisch betriebene Infrarotheizung kann ökonomisch sinnvoll sein.
Für Allergiker, Asthmatiker oder besonders empfindliche Personen birgt eine Infrarotheizung gesundheitliche Vorteile gegenüber Konvektions-Heizsystemen. Da bei Konvektionsystemen die warme Luft mitsamt von Staub und Pollen aufgewirbelt wird, ist hier die Belastung mit Allergenen erhöht. Infrarotheizungen arbeiten hingegen stark über die Wärmestrahlung, wodurch die Luftmassen weniger bewegt werden – was für Allergiker vorteilhaft ist.
Darauf kommt es an: Dämmung und zeitliche Nutzung
Elektrische Infrarotheizungen sind in der Anschaffung wesentlich günstiger als herkömmliche Heizsysteme, durch den hohen Strompreis sind sie allerdings meist teurer im Betrieb. Überall dort, wo regelmäßig ein hoher Wärmebedarf besteht, sind Infrarotheizungen also weniger empfehlenswert: in schlecht gedämmten Gebäuden und in Räumen, wo sich ständig Personen aufhalten. Für Häuser mit sehr effizienter Wärmedämmung und Räume mit eingeschränkter zeitlicher Nutzung stellen sie jedoch eine lohnende Alternative dar.
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