Interview mit Wolfgang Frey, Architekt und Inhaber von Frey Architekten aus Freiburg.
DW: Gibt es ein übergeordnetes soziales Vorbild für die Gestaltung eines sozialen Quartieres?
Frey: Ja, es ist das Dorf. Es ist kein Lebensort, sondern eine Lebensform. Man kann es auch als dörfliche Lebensgewohnheiten beschreiben, die in städtische Quartiere implementiert werden. Wenn man sich dörfliche Strukturen anschaut, gab es da immer eine Vielfalt mit Oma, Opa, Pflegebedürftigen, Papa, Schwester und Tante. In modernen Gesellschaften besteht das so nicht mehr. Sie sind oft monostrukturiert. Was man in Monstercities in Asien etwa erlebt, ist folgendes: Ein Kind wird geboren und kommt in die Babygruppe, dann in die dreijährigen-Gruppe, Dann in die Ü‑3 ‑Gruppe und so weiter. Es wächst also immer nur unter seinesgleichen auf. Dann kommt die Kleinfamilie. Es lernt also nie Behinderte, Reiche oder Arme oder Schwache kennen. Woher soll so ein Kind lernen, dass das Leben auch anders sein kann? Und dass Markus der Mensch ist, der im Rollstuhl sitzt – nicht der Behinderte, der wie nochmal… Markus? heißt? …
Was gab für Sie den Ausschlag, in Heidelberg oder Freiburg stark auf ein soziales Quartier zu setzen?
Anfangs war es meine persönliche Überzeugung, dass wir eine soziale Herausforderung meistern müssen. Wenn es uns nicht gelingt, Lebensräume für die speziellen individuellen Bedürfnisse des Einzelnen zu generieren und dabei doch für alle gleichermaßen Lebensraum zu schaffen, dann haben wir ein massives Zukunftsproblem. Der Gewinn kann nicht höher bewertet werden als Glück und eine frohe Zukunft.
Haben Sie schon in anderen Quartieren einige Erfahrungen dazu gesammelt?
Das für mich wichtigste und zugleich auch mein erstes Projekt ist der Schwanenhof in Eichstetten. Er wurde ab 1993 geplant und 1996 fertiggestellt. Das war eine Kommune, die an all den modernen infrastrukturellen Krankheiten litt. Das Stadtquartier starb aus, die Menschen zogen in Trabantengebiete an den Rand, …
Gekürzt. Geschrieben für DW Die Wohnungswirtschaft. Der vollständige Beitrag erschien in der Nummer 09/2020. Zum Abonnement der Zeitschrift Die Wohnungswirtschaft geht es hier.
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