Das neue Stadion der Forrest Green Rovers, The New Lane, wurde komplett aus nachhaltigen Baustoffen, allen voran Holz errichtet. Foto: Forrest Green Rovers

Forrest Green Rovers – erster CO2-​neutraler Fußball­verein der Welt

von | 22. Juni 2021

Die Forrest Green Rovers machen ihren Namen alle Ehre. Vor einigen Jahren nur den größten Fußballfans bekannt, steht der Verein aus der Stadt Nails­worth im Westen Englands, der in derspielt in der EFL League Two, der viert­höchste Liga in England spielt, aktuell immer wieder im Interesse der Öffent­lichkeit. Das große Interesse hängt dabei nicht direkt mit den Leis­tungen der Spieler zusammen. Vielmehr sind es die Umbau­maß­nahmen zu einem komplett CO2-​neutralen Verein, dir für die vielen Berichte über die Rovers verant­wortlich sind.

Als der Verein vor einigen Jahren wegen schlechter Leis­tungen und durch­wach­sener Bilanzen kurz vor dem Ruin stand, entschied sich Dale Vince, der Inhaber eines lokalen Unter­nehmens für erneu­erbare Energien, den Verein zu über­nehmen und grund­legend umzubauen. So wurden in den letzten Jahren nach und nach Maßnahmen ergriffen, um nach­hal­tiger zu handeln. Diese einzelnen kleinen Schritte haben nun dazu geführt, dass sich der Club offiziell als erster CO2-neutrale Fußball­verein der Welt betiteln darf.

Als Dale Vice in einem mit der CBS durch­ge­führten Interview zu den Maßnahmen äußerte, gab er an, nicht das Ziel gehabt zu haben, komplett CO2-neutral zu werden. Vielmehr sei es rein organisch zum Komplett­umbau gekommen. Insgesamt ging es dem neuen Besitzer darum, den Club vor dem Ruin zu retten. Dass der Verein nun Emis­si­ons­neutral handelt, sei das Ergebnis viele richtiger Entscheidungen.

Großes Vorbild für Klimaaktivisten

Klima­ak­ti­visten sehen die Rovers als großes Vorbild für den Profi­fußball und verlangen auch von den Topclubs Europa, mehr für den Klima- und Umwelt­schutz zu tun. Die großen Fußball­vereine haben ein Vorbild­funktion und können mit nach­hal­ti­gerem Handeln auch ihre Fans zu einem besseren Umgang mit der Umwelt bewegen. Natürlich sind nicht alle Maßnahmen von einem Verein, der nach Einschätzung von bwin Fußball­wetten auch in Zukunft in den unteren Ligen spielen wird, auf einen Topclub hoch­zu­ska­lieren, doch könnten auch die großen Vereine einige Dinge zum Schutz von Umwelt und Klima umsetzen.

So sollte beim Betrieb von Stadion und Vereins­an­lagen ausschließlich auf Ökostrom gesetzt werden. Zudem sollte auf Kunst­stoff­fasern im Rasen verzichtet und auf einen rein orga­ni­schen Spiel­un­ter­grund gesetzt werden. Bei den meisten Profi­ver­einen gibt es auch in der Bewirtung der Stadi­on­be­sucher großes Verbes­se­rungs­po­tenzial. Zwar werden die Fans nicht so schnell auf die Stadi­on­wurst verzichten, trotzdem sollten mehr umwelt­freund­liche, vege­ta­rische und regionale Produkte im Stadion angeboten werden. Einer der wich­tigsten Punkte, die von Umwelt­schützern immer wieder ange­sprochen wird, sind die Plas­tik­becher im Stadion. Zwar stellen immer mehr Vereine von Einweg- auf Mehr­weg­plas­tik­becher um, doch wäre es am besten, auf biolo­gisch abbaubare Becher zu setzen.

Keine Kunst­stoff­asern auf der Brust

All diese und noch andere Maßnahmen wurden bei den Rovers längst umgesetzt. Der Wunsch nach umwelt­ver­träg­lichem Handeln ist bei dem Verein aus dem Westen Englands ist sogar so groß, das auf Kunst­stoff­fasern in den Trikots komplett verzichtet wird. Sogar der Stadi­on­neubau soll möglichst nach­haltig sein. So wird die neue Heim­spiel­stätte der Rovers, die Eco Park heißen soll, haupt­sächlich aus Holz erbaut werden. Vice spricht davon, dass man in Zukunft das Stadion mit dem geringsten CO2-Abdruck der Welt haben wird, seitdem die Römer das Bauen mit Beton erfanden.

Das Streben der Forrest Green Rovers zur Klima­neu­tra­lität ist sehr vorbildlich. Hoffentlich schneiden sich größere Clubs vom engli­schen Viert­li­gisten eine Scheibe ab und versuchen auch, mehr klima­scho­nende Maßnahmen umzu­setzen. Dann würden sie als Vorbild vieler junger Menschen den Klima­schutz noch deut­licher in den Fokus bringen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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