2020 war ein Erfolgsjahr für die Elektromobilität in Deutschland. Mit einem Plus von 207 Prozent eroberten E‑Autos die deutschen Straßen, obwohl die Gesamtzulassungszahlen einen Minustrend verzeichneten. Der Aufwärtstrend beweist, dass sich sowohl Autohersteller als auch ‑nutzer im Klaren sind, dass die Energiewende für den Umweltschutz unentrinnbar ist. Doch Interessierte zögern oft wegen aufkommender Kosten und fehlender Ladeinfrastruktur. Sind diese Bedenken gerechtfertigt? Hier sind die Vor- und Nachteile der Elektromobilität auf einem Blick.
Vorzüge der E‑Autos
Für E‑Autos wird kräftig Werbung gemacht. Lewis Hamilton, Mercedes Erfolgsfahrer in der Formel 1 und einer der Topverdiener der Sportwelt, ersetzte seinen ehemaligen Benziner durch den Mercedes-Benz EQC nicht nur zwecks Werbung, sondern auch aus ökologischem Bewusstsein. Jürgen Klopp stellte sich vor die Kamera für Opel Corsa‑e und Audi nutzte den Hype um Game Thrones für sich, um für seine zukünftigen Elektromodelle zu promoten.
Der aktuelle Trubel um E‑Autos ist nicht umsonst. Verglichen mit herkömmlichen Automodellen überzeugen sie in puncto Energieeffizienz in voller Länge. Während bei Verbrennungsmotoren nur ein Wirkungsgrad von vierzig Prozent möglich ist, garantieren Elektromotoren einen Wert um neunzig Prozent. Anders erklärt, bei Elektromotoren ist die eingesetzte Energie, um nutzbare Energie zu erzeugen, deutlich niedriger als bei Verbrennungsmotoren. Im Zuge des fortschreitenden Klimawandels ist dies eine deutlich umweltschonende Eigenschaft.
Langfristig schont der Elektroantrieb auch den Geldbeutel. Aufgrund hoher Anschaffungskosten entscheiden sich viele Menschen gegen ein Elektromodell. Dabei sind E‑Autos vergleichsweise günstig im Unterhalt. Die Ausgaben für Strom sind niedriger als Spritkosten und zahlreiche Wartungs- und Reparaturkosten entfallen. Zudem belohnt der Staat Umsteiger mit äußerst vorteilhaften Steuervergünstigungen.
Und schließlich überzeugen E‑Autos mit innovativem Fahrspaß. Hochmodern ist nicht nur der Motor, sondern passend zum digitalen Zeitalter auch die Innenausstattung. Viele Fahrer schwärmen zudem über das geräuscharme Rollen. Die Lärmbelastung im E‑Auto ist auf einem Minimumlevel, wovon nicht nur die Autoinsassen profitieren, sondern alle Menschen, die das Pech haben am Straßenrand zu wohnen. Falls der Aufwärtstrend in den Verkaufszahlen anhält, können wir uns in der Zukunft auf Städte mit geringer Straßenlärmbelastung freuen. Auch wenn E‑Autos sich von heulenden Motoren und quietschenden Reifen verabschiedet haben, kann sich ihre Beschleunigung sehen lassen. Dass E‑Autos nicht richtig Gas geben können, ist schlicht und ergreifend ein Vorurteil.
Die Infrastruktur- und Umweltfrage
Umweltschutz, langfristig sinkende Kosten und innovativer Fahrspaß sind die wichtigsten Argumente, die für den Kauf eines E‑Autos sprechen. Dennoch sollten Umsteiger vor dem Autowechsel folgende Nachteile bedenken.
Im Vergleich zu herkömmlichen Automodellen haben E‑Autos eine geringe Reichweite. Bei kleineren Modellen muss man meist nach 150 Kilometern nachladen. Größere Modelle erreichen nach 200 Kilometern ihre Grenzen. Diese Tatsache wäre grundsätzlich kein Problem, wenn die Ladeinfrastruktur zufriedenstellend ausgebaut wäre. Doch die Elektroausstattungen von vielen Gebäuden sind nicht für diese Aufgabe vorbereitet. Da kommt die Frage, wo das E‑Auto bei der geringen Reichweite aufgeladen werden sollte, wenn nicht zu Hause oder auf der Arbeit.
Entscheidet der Fahrer sich für eine Ladestation, muss er bedenken, dass das komplette Aufladen einen halben Tag dauert. Natürlich gibt es Schnelllade-Stationen. Das Wort „schnell“ täuscht allerdings. Auch da müssen Fahrer für einen hundertprozentigen Batteriestand – natürlich auch abhängig vom Modell – mehrere Stunden in Kauf nehmen. Hinzukommt, dass nicht überall Ladestationen zu finden sind. Je ländlicher die Gegend, desto löchriger wird die Abdeckung. All diese Probleme können vielleicht im Alltag irgendwie gelöst werden. Doch eine Autotour ins Ausland kann bei diesen Voraussetzungen im Desaster enden. Auch eine akribische Reiseplanung garantiert nicht, dass Ladesäulen frei und funktionstüchtig sind oder die Freischaltung einwandfrei klappt. Dies ist jedoch ein Nachteil, der in den folgenden Jahre gelöst werden wird, um die steigende Nachfrage nach E‑Autos frisch zu halten.
Daneben entspricht das grüne Image der E‑Autos nicht der ganzen Wahrheit. Sie sind zwar lokal emissionsfrei, doch zur Ökobilanz eines Fahrzeugs gehören mehrere Komponenten. Sowohl die Autoherstellung als auch der Antrieb frisst Strom. Da der Umstieg auf vollkommen regenerativem Strom noch nicht stattgefunden hat, ist die Elektromobilität folglich auch nicht hundertprozentig grün. Dazu kommen stark umweltbelastende Prozesse bei der Akkuherstellung sowie fehlende Recyclingmöglichkeiten für Altbatterien.
Die Trends zeigen, dass die Zukunft der Automobilbranche in E‑Autos liegen. Für die dringend notwendige Energiewende scheinen sie eine grüne Lösung anzubieten. Doch Käufer sollten bedenken, dass auch die Elektromobilität nicht vollkommen Grün ist. Energieeffizienz und fehlende lokale Emissionsproduktion sind zwar berechtigte Pluspunkte, aber umweltverschmutzende Prozesse bei der Herstellung und beim Antrieb können auch bei E‑Autos nicht verhindert werden. Jenseits der Umweltfrage garantiert Elektromobilität innovative Fahrerfahrung sowie langfristig Kostenersparnisse. Investitionen in die Ladeinfrastruktur werden sicherlich die aktuellen Probleme bezüglich Ladestationen und Ladedauer in den folgenden Jahren beheben.
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