Solarthermie ist eine gute Erfüllungsoption für Erneuerbare Energien bei Bestandssanierungen. Foto: Urbansky

Solare Trink­was­se­r­er­wärmung ist eigentlich „ein Muss“

von | 18. Oktober 2016

Der Absatz an Solar­ther­mie­an­lagen geht weiter zurück. Durch neue Tech­no­logien sowie durch Ände­rungen aus der Politik, wie z.B. eine CO2-​Steuer auf fossile Ener­gie­träger, und Wirt­schaft könnten wichtige Anreize geschaffen werden. 

Interview mit Bernhard Weyres-​Borchert, Präsident der Deutschen Gesell­schaft für Sonnenenergie.

SBZ: Nach Schät­zungen des BDH ist der flächen­mäßige Absatz an Solar­ther­mie­an­lagen 2015 um 13 % zurück­ge­gangen. Woran liegt das?

Foto: DGS

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Bernhard Weyres-​Borchert: Seit einiger Zeit haben wir einen Ölpreis auf niedrigem Niveau. Das ist nicht gerade ein Treiber für die Anschaffung einer solar­ther­mi­schen Anlage. Zudem sah man die Ener­gie­wende lange Zeit als reine Strom­wende, sodass erneu­erbare Wärme kaum präsent war. Dies ändert sich langsam, braucht aber seine Zeit, bis es vom Verbraucher wahr­ge­nommen wird. Hinzu kommt, dass es allen Wärme­er­zeugern derzeit nicht besonders gut geht, wie die aktuellen BDH-​Zahlen zeigen.

SBZ: Was muss sich in Politik und Wirt­schaft ändern, damit der Absatz wieder steigt?

Weyres-​Borchert: Ein einfaches Rezept dafür gibt es wohl nicht. Die Förder­be­din­gungen sind derzeit ja ausge­sprochen attraktiv. Mein Eindruck ist aller­dings auch, dass dies beim Verbraucher nicht so ankommt. Hier könnte man über eine bundes­weite Infor­ma­ti­ons­kam­pagne à la „Solar – na klar“ nach­denken. Dies würde die Nachfrage vermutlich erhöhen. Und es fehlt uns ein richtig gutes Instrument, das die Folge­kosten des Verbrennens fossiler Energien berück­sichtigt, wie etwa eine CO2-Steuer auf fossile Ener­gie­träger. Diese hätte den Vorteil, dass die klas­si­schen Nachteile von Förder­pro­grammen wie Aufwand und fehlende Planungs­si­cherheit wegfielen.

SBZ: Welche Tech­no­logien könnten zudem zur höheren Attrak­ti­vität von Solar­ther­mie­an­lagen beitragen?

Weyres-​Borchert: Durch den Einsatz preis­wer­terer Mate­rialien etwa im Kollek­tor­be­reich sollten die Produktions- und dann auch die Anschaf­fungs­kosten sinken. Gleiches gilt für den Instal­la­ti­ons­aufwand, der ja immer noch ein Drittel der Gesamt­kosten ausmacht. …

SBZ: Wie sieht nach Ihrer Über­zeugung die ideale Wärme­ver­sorgung eines Ein- oder Zwei­fa­mi­li­en­hauses aus?

Weyres-​Borchert: Unab­hängig vom Baujahr ist die solare Trink­was­se­r­er­wärmung ideal und eigentlich ein Muss. Inwieweit die Solar­thermie noch die Raum­heizung unter­stützt oder auch – wie im Sonnenhaus – zu mehr als 50 % abdeckt, ist eine Frage der Ausgangs­si­tuation und des Heiz­wär­me­be­darfs. Liegt er, wie im Neubau nach EnEV gefordert, relativ niedrig oder noch deutlich unter den gesetz­lichen Anfor­de­rungen, ist der Bedarf sehr gering und konzen­triert sich auf die einstrah­lungs­schwachen Monate. Eine solar­ther­mische Kombi­anlage nach klas­si­scher Art mit 10 m2 Kollek­tor­fläche und 700 l Speicher macht dann tatsächlich relativ wenig Sinn. Für den zu deckenden Rest­wär­me­bedarf kommen Gasbrennwert‑, Wärmepumpen- oder Holz­lö­sungen in Frage. …


Geschrieben für SBZ. Der voll­stän­dige Beitrag ist hier zu lesen. Zum kos­ten­freien Probeabo geht es hier.

Ein Beitrag, wie die Zukunft der Wärme­netze aus­sehen könnte – etwa mit der Befüllung via Solar­thermie, haben meine Energieblogger-​Kollegen von Ecoquent Positions hier ver­fasst.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

2 Kommentare

  1. Sonnnenplaner Roland Neumann

    Solare Wasse­r­er­wärmung – ja, aber nicht zwingend über Solar­thermie. Die Sonnen­planer bieten seit vielen Jahren beides an – Solar­thermie und Solar­strom. Zunehmend kippt die Kosten /​Nutzen-​Rechnung in Richtung Solar­strom – ist nahezu schon die Regel. Denn mit Solar­strom in Kombi­nation mit einer Wärme­pumpe kann ich ähnlich gut Wärme erzeugen, wie mit Solar­thermie. Nur dass ich den „übrigen” Strom noch sinnvoll nutzen kann, die „übrige” Wärme der Solar­thermie hingegen nicht. Und ein wesent­licher Faktor ist, dass viele Einfa­mi­li­en­häuser nur über begrenzte nutzbare Solar-​Ernteflächen verfügen. Diese sollten daher möglichst optimal „bestellt” werden. Dummer­weise nimmt Solar­thermie oft soviel Platz weg, dass sich eine Ergänzung mit Photo­voltaik fast nicht mehr lohnt. Daher heißt es abwägen – eine Photo­vol­ta­ik­anlage, welche die Fläche optimal nutzt und relativ kosten­günstig ist, oder eine Solarthermie- und eine Mini-​PV-​Anlage, die in der Anschaffung deutlich höher liegen bei vergleich­barem oder gar besserem Nutzen.

  2. Mick Steibeck

    Im Altbau ist der Ener­gie­anteil der Brauch­was­se­r­er­wärmung erfah­rungs­gemäß oft unter 10 Prozent. Wer darauf hofft eine ener­ge­tische Sanierung mit einer Wärme­dämmung, die sich bei gesun­kenen Heiz­ener­gie­preisen kaum rechnet, würde sich durch­setzen liegt nach meiner Meinung falsch. Heizungs­un­ter­stützung ist die Technik die angepeilt werden sollte.
    Da gibt es aber noch eine Menge Schu­lungs­bedarf auch und gerade bei den Ener­gie­be­ratern. Denen schwimmen wegen der geringen Ölpreise inzwi­schen auch ihre Berech­nungen weg.

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