Für Müllverbrennungsanlagen wie hier in Oberhausen wird die Heizwertklausel abgeschafft. Betroffen ist davon vor allem die chemische Industrie. Foto: Falco / pixabay

Müll­ver­brennung: Heizwertklausel-​Aus kostet 55 Mio. Euro jährlich

von | 24. Oktober 2016

Die Heiz­wert­klausel im Kreis­lauf­wirt­schafts­gesetz (KrWG) soll gestrichen werden. Dies sieht ein Gesetz­entwurf der Bundes­re­gierung vor. 

Getroffen wurde diese Entscheidung auf Grundlage eines Gutachtens des von Bundes­um­welt­mi­nis­terium und Umwlt­bun­desamt in Auftrag gegebenen Forschungs- und Entwick­lungs­vor­habens (Еvaluation der ökolo­gi­schen und ökono­mi­schen Auswir­kungen des Wegfalls der Heiz­wert­re­gelung des § 8 Absatz 3 Satz 1 des Kreislaufwirtschaftsgesetzes.

Die Heiz­wert­klausel stellt bislang klar, dass beim Verbrennen von bestimmten Abfällen diese ener­ge­tische Verwertung dann der stoff­lichen Verwertung gleich­rangig ist, wenn der Brennwert mindestens 11.000 Kilojoule pro Kilogramm beträgt und nicht per Verordnung ein anderer Verwer­tungs­vorrang fest­gelegt ist. Diese Regelung war eine Auffang- und Übergangslösung.

Sechs Abfall­ströme neu bewertet

Betroffen sind laut Darstellung der Bundes­re­gierung zum Erfül­lungs­aufwand folgende Abfallströme:

  • gewerb­liche Siedlungsabfälle
  • nicht mine­ra­lische Bau- und Abbruchabfälle
  • Klär­schlämme
  • Altreifen
  • Sperrmüll
  • gefähr­liche Abfälle aus der chemi­schen Industrie

Vor allem chemische Industrie betroffen

Für die drei letzt­ge­nannten Abfall­ströme taxiert die Bundes­re­gierung den jähr­lichen Erfül­lungs­aufwand für die Wirt­schaft auf 55,5 Millionen Euro jährlich, hier insbe­sondere die chemische Industrie für ihre gefähr­lichen Abfälle. Für die Länder bedeutet das Mehr­be­la­sungen von 440.832 Euro jährlich. Einmalig werden für die Umstellung 162,4 Millionen Euro fällig. Bis Ende 2020 soll evaluiert werden, wie die Abschaffung der Heiz­wert­regel sich auswirkt.

Für die drei erst­ge­nannten Abfall­ströme verzichtet die Bundes­re­gierung auf eine Berechnung des Erfül­lungs­auf­wandes. Für sie sollen laut Gesetz­entwurf noch Spezi­al­re­ge­lungen erlassen werden.


Über einen energie­ef­fi­zi­enten Gebäu­de­be­stand berichtet Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Photo­voltaik vom Acker für Anleger

Photo­voltaik vom Acker für Anleger

Die Agri-Photovoltaik könnte kurz davorstehen, vom Pilotprojekt zum Massenmarkt zu werden. Die Kombination aus Landwirtschaft und Solarstromerzeugung nutzt dieselbe Fläche doppelt, eröffnet Landwirten neue Einnahmequellen und lockt Investoren mit stabilen Renditen. In...

Grünes Methanol mit globalem Potenzial

Grünes Methanol mit globalem Potenzial

Grünes Methanol gilt als vielversprechender Kandidat im Rennen um klimaneutrale Energieträger. Es ist flüssig, speicherbar, transportfähig – und kann sowohl aus biogenen Abfällen als auch mithilfe erneuerbarer Energien synthetisiert werden. In Forschung, Industrie und...

Diesel­al­ter­na­tiven für die Landwirtschaft

Diesel­al­ter­na­tiven für die Landwirtschaft

Die Landwirtschaft muss herkömmlichen Diesel ersetzen. Das ist nicht einfach. Doch es gibt zahlreiche Alternativen, die zum Teil seit Jahrzehnten erprobt sind. Die Landwirtschaft in Deutschland verbraucht jährlich rund zwei Milliarden Liter Diesel. Das sind gut fünf...

Photo­voltaik vom Acker für Anleger

Photo­voltaik vom Acker für Anleger

Die Agri-Photovoltaik könnte kurz davorstehen, vom Pilotprojekt zum Massenmarkt zu werden. Die Kombination aus Landwirtschaft und Solarstromerzeugung nutzt dieselbe Fläche doppelt, eröffnet Landwirten neue Einnahmequellen und lockt Investoren mit stabilen Renditen. In...