Im Markt für alternative Antriebe gibt es kaum Bewegung. Platzhirsch Autogas (LPG) verteidigt locker seine Führungsposition. Erdgas erwacht langsam und unter großer medialer Anteilnahme.
Weit abgeschlagen – weil noch immer deutlich zu teuer und mit eingeschränkten Leistungseigenschaften – rangiert Elektro-Mobilität. Und die Brennstoffzelle bleibt Zukunftsmusik. Doch wie entwickelte sich der Markt für Deutschlands Alternativtreibstoff Nummer 1?
Obwohl in den Medien meist nur von neuen Elektro-Autos zu lesen ist, wartete pünktlich zur IAA der asiatische Autogigant KIA mit der Meldung auf, erstmals in der Firmengeschichte ein Autogas-Modell auf den Markt zu bringen. Der Picanto mit einem 1‑Liter-Motor soll 6,2 Liter LPG auf 100 Kilometer brauchen. Damit tummeln sich bereits 15 Hersteller, die ihre 91 Fahrzeugtypen ab Werk mit LPG ausrüsten, auf den deutschen Markt. Insgesamt rollen derzeit etwas mehr als 500.000 Autogas-Fahrzeuge über die Straßen des Landes.
Die Koreaner satteln damit auf einen ungebrochenen Trend, der Deutschland und fast alle seine Nachbarländer schon seit Jahrzehnten erfasst hat. Hier ist LPG vor allem in den Beneluxländern, Polen und Italien überproportional vertreten. In Frankreich ist es zumindest ausreichend vorhanden (siehe Karte). Auch die ausländischen Fahrer nutzen das gut ausgebaute deutsche LPG-Netz mit rund 6.600 Tankstellen auf Transitrouten. Im Gegenzug kann sich der Deutsche Autogasnutzer darauf verlassen, in Europa sicher versorgt ans Ziel zu gelangen.

Übersicht der LPG-Tankstellen in den einzelnen Bundesländern und bei Deutschlands Nachbarn. Quelle: EU European LPG Sector Overview 2012, DVFG
Die Verfügbarkeit von Autogas wurde nach einer ADAC-Studie von den Autofahrern als sehr gut bezeichnet. Und die EU geht in ihrer im Januar 2013 vorgestellten Strategie für umweltfreundliche Kraftstoffe davon aus, dass die Autogas-Infrastruktur bereits bedarfsgerecht ausgebaut ist.
Die Beliebtheit hat einen wesentlichen Grund: Autogas, das zeigt schon ein Blick auf die Preistafeln der Tankstellen, ist deutlich günstiger als Benzin oder Diesel. Selbst die zusätzlichen Kosten für die Umrüstung auf Autogas rentieren sich durch diese niedrigeren Kraftstoffpreise schnell. Derzeit kostet ein Liter Autogas etwa 75 Cent, Diesel und Benzin sind deutlich teurer. Der Preisunterschied entsteht vor allem durch die steuerliche Begünstigung. Für einen Liter Autogas werden nur rund 10 Cent an Energiesteuer fällig, bei Otto-Kraftstoffen sind es rund 65,5 Cent und beim Diesel rund 47 Cent pro Liter. Der Preisvorteil macht auch den Mehrverbrauch von rund 15 bis 20 Prozent wett, der durch die geringere Energiedichte von Autogas entsteht.
Zudem emittiert LPG 16,6 Prozent weniger CO2 als ein Benziner. Für 2011 wurde allein durch die LPG-Fahrzeuge eine Einsparung von 300.000 Tonnen des Klimagases Kohlendioxid ermittelt. Für 2012 rechnet der Deutsche Verband Flüssiggas (DVFG) mit 325.000 Tonnen. Aktuell hat der TÜV Bayern-Sachsen alternative Kraftstoffe detailliert geprüft und miteinander verglichen. Die Experten stellen Autogas eine hervorragende Umweltbilanz aus. Vergleichbare Resultate erreichen lediglich Wasserstoff und Erdgas.
In Zeiten der Energiewende ist dies ein Faustpfand. „Mit Autogas kann man quasi über Nacht Kosten und CO2 reduzieren“, bringt es Autopapst Ferdinand Dudenhöffer auf den Punkt. Die Autogas-Steuererleichterung läuft denn auch noch bis 2018. Und die Pläne für danach sehen bisher allenfalls eine stufenweise Anhebung vor (siehe dazu auch Brennstoffspiegel 2/2013, Seite 32).
Der Beliebtheit des alternativen Treibstoffs – immerhin macht LPG 80 Prozent in diesem Bereich aus – hat das bisher kaum geschadet. Binnen von fünf Jahren hat sicher der Absatz quasi verfünffacht (siehe Tabelle).
Ein weiterer Vorteil, der LPG im Markt halten dürfte, ist das einfache Handling. Verflüssigt wird es schon bei 8 bar und einer Umgebungstemperatur von 15 Grad Celsius. Dafür reicht ein leichter Zusatztank mit in der Regel lediglich 5 Kilogramm Zusatzgewicht. Bei Erdgas, das erst bei 200 bar ausreichend komprimiert ist (CNG), benötigt man einen Spezialtank, der gut 30mal so schwer ist, also gut 150 Kilogramm wiegt.
Deswegen findet Autogas nicht nur Freunde unter den Autofahrern, sondern auch in einer Branche, der es eigentlich egal sein könnte, was sie reparieren – dem Kfz-Handwerk. Der Verband des Kraftfahrzeuggewerbes Baden-Württemberg empfiehlt Vielfahrern ganz offen, sich ein Autogas-Fahrzeug zuzulegen.
Für die Tankstellenbranche ist Autogas seit vielen Jahren aus den gleichen Gründen ein interessantes Geschäftsmodell. Nach Angaben des DVFG hat die vorwiegend mittelständische geprägte Flüssiggaswirtschaft bisher 400 Millionen Euro in den Ausbau des Autogasnetzes investiert.
Fazit:
Der Autogasmarkt ist stabil. Selbst nach einer eventuellen Steuererhöhung 2018 wird sich daran nicht viel ändern, da der Treibstoff deutlich günstiger ist und das Handling, verglichen mit anderen alternativen Antrieben, erheblich einfacher.
Kleine Gas-Begriffs-Lehre
LPG als Abkürzung vom Autogas kommt aus dem Englischen und steht für Liquefied Petroleum Gas – nicht zu verwechseln mit LNG (Liquefied Natural Gas) für Flüssigerdgas und CNG (Compressed Natural Gas) für verdichtetes Erdgas.
Geschrieben für Brennstoffspiegel und Mineralölrundschau. Der komplette Beitrag ist in der Ausgabe 9/2013 oder hier zu lesen.
Titelbild: Westfalen AG
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