An dieser Stelle wollen wir – pünktlich zum morgigen Sommerbeginn – uns an einer Prognose für das Sommerwetter wagen. Das ist für Energieverbraucher zwar nicht so entscheidend wie das Winterwetter. Für Eigenerzeuger von Photovoltaik-Strom oder Nutzer von Solarthermie ist es jedoch schon wichtig zu wissen, ob die Sonne den Sommer über scheint oder sich eher versteckt.
(Titelbild: Foto: USDA/Wikimedia)
Wie immer hilft uns dabei der renommierte Leipziger Agrarmeteorologe Dr. Jurik Müller. Hier nun seine Analyse, bei der er sich auf Bauernregeln stützt. Diese werden zwar oftmals belächelt. Dennoch geben sie jahrhundertelange Beobachtungen des Wetters wieder und treffen mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent zu.
Hier nun die Analyse von Dr. Müller:
Nach der mit reichlichem Sonnenschein verbundenen Juniglut um Pfingsten, – es war das wohl wärmste Pfingstfest seit Aufnahme regelmäßiger meteorologischer Messungen -, erscheint eine Sommerprognose gar nicht so schwierig. So lässt ein Reim wissen:
„Zeigt häufig kühl im April und Mai sich die Zeit,
hält sie auch von Juni bis November viel Kühle bereit,
doch wenn April und Mai sich zu warm gestalten,
wird auch von Juni bis November viel Wärme walten“.
Die Regel kann sich durchaus blicken lassen. Liegt das Zweimonatsmittel der Lufttemperatur für den zweiten und dritten meteorologischen Frühlingsmonat unter dem Normwert, dann liegt das aus dem meteorologischen Sommer und dem meteorologischen Herbst resultierende Sechsmonatsmittel der Lufttemperatur in zwei von drei Fällen auch unter dem langjährigen Durchschnittswert. Einem zu hohen Zweimonatsmittel für April und Mai folgt ebenfalls in zwei Drittel aller Fälle ein über der Norm liegendes Sechsmonatsmittel für die Zeit von Juni bis November. Immerhin waren sowohl der Monat April als auch der Mai deutlich zu warm. Mit durchschnittlich 10,9 °C in Deutschland war der April 3,5 K wärmer als im Mittel der internationalen Referenzperiode 1961–90. Damit erwies sich der April 2014 als der viertwärmste seit Messbeginn 1881. Im Vergleich mit der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 fiel auch der Mai mit durchschnittlich 12,5 °C um 0,4 K wärmer aus. Damit lag das Zweimonatsmittel für den April und Mai knapp 2 K über dem Normalwert.
Da die Aussage obiger Regel sich auf einen Halbjahreszeitraum bezieht, lässt sie allerdings keine detaillierte Prognose für kürzere Zeitabschnitte innerhalb desselben zu. Allerdings ist die mit der Regel verbundene Prognose für den Zeitraum Juni bis November nicht von untergeordneter Bedeutung, deckt sie doch die als Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Vollherbst und Spätherbst bezeichneten phänologischen Jahreszeiten ab. Das betrifft die Zeit von der Margeriten- und Klatschmohnblüte über die Johanniskrautblüte, die Fruchtreife der Eberesche, die Blüte des Heidekrauts, die Winterweizenernte, die Fruchtreife des Schwarzen Holunders sowie der Rosskastanie bis hin zum Blattfall der Rotbuche und zum Auflaufen des neu gedrillten Winterweizens. Natürlich kann an dieser Stelle nur ein kleiner Teil der phänologischen Entwicklungsphasen genannt werden.
Hier helfen weitere Bauernegel:
„Wenn der Frühling Wärme bringt, bis weit in den Herbst die Grille singt“.
Da auch der März überwiegend warm und trocken ausgefallen war, – die Monatsmitteltemperatur für Deutschland lag mit rund 7,0 °C um 3,5 K über dem Sollwert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990 -, stehen die Chancen auf einen warmen Sommer gar nicht so schlecht. In diesem Zusammenhang sei beispielsweise an die Jahre 1976 und 2003 erinnert. Grillen können als lebende Thermometer angesehen werden. Je mehr Zirptöne pro Zeiteinheit, desto wärmer die Luft in der Umgebung der Grille.
„Lässt Norbert (06.06.) der Sonne freien Lauf, folgt ein heißer Sommer drauf“.
Erinnern wir uns. Zum Namensfest des heiligen Norbert von Xanten, der als Schutzpatron Böhmens gilt, begann mit einsetzendem Temperaturanstieg und vielerorts reichlichem Sonnenschein. Die erste größere Hitzewelle dieses Jahres.
„Hält die Sonne um Adalar (07.06.) die Wolken in Schach, sorgen Hitzegewitter im Juli für Krach“.
Adalar, der als erster Bischof von Erfurt, Glaubensbote und Märtyrer verehrt wird, bescherte dank eines Hochdruckgebietes mit der Bezeichnung „Wolfgang“ herrliches Wetter, gebietsweise mit Höchsttemperaturen über 30 °C.
„Wie’s Wetter auf Medardus (08.06.) fällt, es bis zum Mondes Schluss anhält“, „Was Sankt Medardus für Wetter hält, solch’ Wetter auch in die Ernte fällt“ und „An Sankt Medardus wird ausgemacht, ob vierzig Tag’ die Sonne lacht“.
Als ein bedeutender Lostag im Jahresverlauf gilt Sankt Medardus. Er ließ „Klärchen“ unbarmherzig vom Himmel brennen und damit für Bullenhitze sorgen. Rechnet man genau nach, wird man feststellen, dass der Medardustag exakt auf den hundertsten Tag nach dem alten römischen Jahresanfang am 01. März fällt. Mitunter wird gesagt, dass Medardus das Tor zum Sommer aufstößt. Meist aber liegt sein Tag vor der sogenannten „Schafskälte“, die sich normalerweise erst in der dritten Junihalbdekade einzustellen pflegt.
„Macht Morgentau an Margarete (10.06.) nass die Schuhe, erfreut sich der Sommer sonniger Ruhe“.
Auch Margarete von Schottland, die in der Kunst in königlichem Gewand mit Krone zu Füßen oder als Nonne mit kranken Menschen dargestellt wird, um 1046 im ungarischen Reska als Tochter des dorthin verbannten englischen Königs Eduard Atheling und der ungarischen Prinzessin Agathe zur Welt kam, sich aufopfernd um Arme und Kranke gekümmert haben soll und im Jahre 1093 in Edinburgh starb, zeichnete sich vielerorts durch „Backofenhitze“ bis zu 38 °C aus. Morgentau deutet auf Hochdruckwetter hin. Hoch „Wolfgang“ hatte sein Pulver noch nicht verschossen. Ob angesichts möglicherweise vorangegangener „tropischer“ Nacht es wirklich zur Taubildung kam, sei allerdings dahingestellt.
„Wenn Barnabas (11.06.) bringt Regen, so gibt es viel Traubensegen“.
Um und an Barnabas gab es teils ergiebige Schauer und Gewitter. Ein reicher Segen an qualitativ hochwertigen Trauben ist aber nur zu erwarten, wenn sich die darauffolgenden Sommerwochen sich überwiegend heiter bis sonnig und warm gestalten.
Also alles in Butter für einen sonnigen und warmen Sommer? Fast, doch es gilt noch die Siebenschläferregelung zu beachten:
„Wenn die Sieben Brüder (10.07.) Regen kochen, regnet’s vier bis sieben Wochen“.
Wie sich das Wetter um Siebenbrüder gestaltet, so wird es in den nördlichen Binnenlandregionen in zwei von drei und im Süden in vier von fünf Jahren im Hochsommer sein. Während Niederschlagsarmut um Siebenbrüder in den sieben Folgewochen meist eine unterdurchschnittliche Zahl an Regentagen beschert, hat regnerische Witterung um den Siebenbrüdertag häufig eine überdurchschnittliche Anzahl an Tagen mit Niederschlag zur Folge. Das hängt damit zusammen, dass sich das Starkwindband in den höheren Atmosphärenschichten, der sogenannte Jetstream, im Laufe der ersten Julidekade auf seine endgültige mittlere sommerliche Lage eingependelt hat. Befindet sich diese weit im Norden, so bewegen sich die mit der starken Höhenströmung vom Atlantik nahenden Tiefs auf einer von Mitteleuropa weiter entfernten Zugbahn, so dass hiesige Gefilde in stärkerem Maße in den Einflussbereich hohen Luftdrucks (Azorenhoch) geraten. Weist jedoch das Starkwindband eine südlichere Lage auf, so wandern die atlantischen Tiefs über die Nordsee und das Baltische Meer ostwärts. Ihre Fronten sorgen dann hierzulande für wechselhafte, zu Niederschlägen neigende Witterung und lassen eine nachhaltige Wetterberuhigung nicht zu.
FAZIT:
Der Sommer wird sich, was den restlichen Juni, den Juli, August und September angeht, zu warm und verhältnismäßig sonnig gestalten. Die Niederschläge werden für eine ausreichende Wasserversorgung der Pflanzenwelt sorgen. Diese Schlussfolgerung wird auch durch die nachfolgenden Bauernregeln gestützt:
„Dem Golde gleich ist Märzenstaub, er bringt uns Korn und Gras und Laub“.
„Wenn trocken sich das Frühjahr zeigt, das Feld zu reicher Ernte neigt“.

Dr. Jurik Müller:
Die beste Bauernregel für jeden Tag. 365 Regeln, die wirklich stimmen. Grafik: BLV Verlag
Gerade wurde im BLV Verlag München das neue Buch von Dr. Jurik Müller veröffentlicht:
Die beste Bauernregel für jeden Tag. 365 Regeln, die wirklich stimmen
- 160 Seiten
- 123 Farbfotos, 16.7 x 22.0 cm,
- Broschiert
- ISBN: 978−3−8354−1205−7
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