VNG-Stammsitz. Foto: Urbansky

Wie weiter mit der VNG

von | 18. Oktober 2015

EnBW beendet eine lange Zitter­partie um Deutsch­lands dritt­größten Gasim­porteur VNG. Das in Leipzig ansässige Unter­nehmen ist mit einer Bilanz­summe von fast 10 Mrd. Euro auch das einzige ostdeutsche Unter­nehmen unter den 100 größten des Landes.

EnBW kann damit sein bisher margi­nales Gasge­schäft aufbauen. Bisher handelten die Schwaben vor allem mit Gas des größten russi­schen Privat­för­derers Novatek. Der Deal wurde im letzten Jahr einge­fädelt und ist ungefähr 600 Millionen Euro jährlich wert. Verglichen mit den Umsatz­mengen de VNG sind dies jedoch Peanuts. Gleich­zeitig wird EnBW sich aus der EWE zurück­ziehen, von der sie die VNG-​Anteile erwirbt. Ein entspre­chender Anteils­tausch wurde zwischen beiden Unter­nehmen vereinbart.

Was die EnBW mit der VNG machen wird, ist noch offen. Vier Geschäfts­be­reiche betreiben die Leipziger:

  1. Groß­handel inklusive Import sind zwar umsatz­mäßig der größte Anteil, der leidet jedoch unter geringen Margen. Dennoch wird die EnBW diesen beahlten, weil er letztlich Grundlage für das Endkun­den­ge­schäft ist. 
  2. Das Spei­cher­ge­schäft fährt seit Jahren Verluste ein. Gut möglich dass dies reduziert wird. Ganz wird sich die EnBW nicht davon trennen. Eine starke Reduktion ist jedoch denkbar.
  3. Das Trans­port­ge­schäft ist das profi­ta­belste und wird über die Konzern­tochter Ontras abge­wi­ckelt. Es ist sozusagen das Sahne­häubchen. Davon wird sich EnBW kaum trennen
  4. Schließlich wäre noch das Explo­ra­ti­ons­ge­schäft. Dieses ist das riskan­teste, weil extrem inves­ti­ti­ons­ver­schlingend. Dieser Bereich hat bisher durchweg rote Zahlen geschrieben. Einige Kommunen, die Anteile an der VNG hielten, haben auch wegen dieser für sie nicht einschätz­baren Risiken sich davon getrennt. Gut möglich,dass EnBW, die in diesem Bereich Null Erfah­rungen hat, sich davon trennen, auch wen die VNGler letztens mit enormen Funden vor der norwe­gi­schen Küste aufwarten konnten.

Letztlich wird EnBW eine solide Grundlage für ihr bisher margi­nales Endkun­den­ge­schäft erwerben. Zudem verfügt die VNG-​Tochter Goldgas über lang­jährige Erfah­rungen im Vertrieb. Gerade in diesem Bereich wird EnBW wohl seine Neuerwerbung posi­tio­nieren – mit einem profitblen Trans­port­ge­schäft und einer flexiblen Handelssparte.

Vorschaubild: VNG-​Stammsitz. Foto: Urbansky

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

„Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Wir ziehen immer häufiger Abwärme oder Abwasser in Betracht“

Seit diesem Jahr gilt das Gesetz zur kommunalen Wärmeplanung und Dekarbonisierung der Wärmenetze. Bis 2028 müssen alle Kommunen eine solche Planung vorlegen. Im Interview erklärt Jannik Hartfil, Fachgebietsleiter Kommunale Wärmeplanung bei dem Energienetzbetreiber EWE...

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Smart Meter Rollout: Noch rollt wenig

Der Smart Meter Rollout soll helfen Strom zu sparen und Lasten zu kappen. Das könnte Mietern und Verwaltern deutliche finanzielle Vorteile bringen. Doch der Ausbau geht nur schleppend voran. Zudem wären bei einer Einbindung der Wärmeversorgung in den Rollout die...