Dämmen bleibt wesentlich auch im neuen Gebäudeenergiegesetz. Foto: Urbansky

Hausbau nach neuer EnEV – was ist noch effizient, was nicht

von | 15. August 2016

Das Jahr 2016 ändert den Baumarkt. Gesetze der Bundes­re­gierung insbe­sondere zum Ener­gie­ver­brauch dringen dabei zur Immo­bi­li­en­wirt­schaft, zum Handwerk und zu den Endver­brau­chern durch. 

Am einschnei­dendsten sind die Verschär­fungen der Ener­gie­Ein­spar­Ver­ordnung (EnEV). Sie fordert nicht nur Austausch­pflicht für Uralt-​Heizkessel im Bestand, sondern eben auch deutlich strengere Ener­gie­ver­brauchs­normen bei Neubauten. Diese dürfen nun noch ein Viertel weniger Energie verbrauchen als zuvor.

Was von den einen als böse Intrige der Baustoff­wirt­schaft gesehen wird, sieht die andere Seite als längst fälligen Baustein für die ach so schlep­pende Wärme­wende. Doch wie soll man nun in Zeiten der neuen EnEV bauen? Kommt man um eine Styro­por­dämmung drumherum, wenn es auch preiswert bleiben soll? Wenn nicht, wie stark sollte diese minimal sein? Und welche Wärme­quellen sind für die Wohnungs­wirt­schaft überhaupt noch sinnvoll?

EnEV soll kein Kosten­treiber sein

Diese immer auch finan­zi­ellen Fragen hat sich auch die Baukos­ten­sen­kungs­kom­mission gestellt. Von der Bundes­re­gierung einge­setzt sollte sie ermitteln inwieweit die staat­lichen Vorgaben das Bauen hier­zu­lande verteuern. Dort heißt es „Die EnEV ist nicht der der eigent­liche Kosten­treiber. Viel entschei­dender ist die Kapa­zi­täts­aus­lastung im Baugewerbe.

Ange­sichts des erwar­tenden Anstiegs durch die Flücht­lings­si­tuation müssen Lösungen gefunden werden, die kosten­güns­tiges und schnelles Bauen bei hohen Effi­zi­enz­stan­dards ermög­lichen. Die tech­ni­schen Lösungen, etwa durch modulares Bauen und Digi­ta­li­sierung, sind da. Wichtig ist, dass wir Planer und Hand­werker schnell fit machen, diese auch anzuwenden.“

Dem pflichtet auch Christian Noll, Geschäfts­führer des der Deutschen Unter­neh­mens­in­itiative Ener­gie­ef­fi­zienz (DENEFF) bei: „Die EnEV verpflichtet niemanden, mehr in Ener­gie­ef­fi­zienz zu inves­tieren als an Ener­gie­kos­ten­ein­spa­rungen wieder zurück fliest. Dies regelt das Wirt­schaft­lich­keits­gebot gemäß Energieeinspargesetz.“

Dennoch stößt die EnEV in der Praxis auf viele Wider­stände und noch mehr Unver­ständnis. „Zwei Drittel der seit dem Jahr 2000 erfolgten Kosten­stei­ge­rungen sind eine direkte Folge der EnEV“, schätzt Dietmar Walberg, Geschäfts­führer Arbeits­ge­mein­schaft für zeit­ge­mäßes Bauen.

Mehr Kosten für die Bürger

Auch die Bundes­re­gierung muss Kosten­stei­ge­rungen einge­stehen: „Bürge­rinnen und Bürgern entsteht durch die Anhebung der Neubau­stan­dards für Wohn­ge­bäude ein Erfül­lungs­aufwand als einma­liger Inves­ti­ti­ons­aufwand von etwa 220 Millionen Euro jährlich; das bedeutet Mehr­kosten pro Wohn­ge­bäude von bis zu etwa 1,7 Prozent. … Ab dem Jahr 2016 wird durch eine weitere Anhebung der Neubau­stan­dards ein zusätz­licher Erfül­lungs­aufwand in Höhe von etwa 264 Millionen Euro entstehen.“

Eine weitere Verschärfung gegenüber dem jetzigen Standard, wie er hier und da schon von der Politik disku­tiert wird, sieht Thomas Dorant kritisch. „Das führt zu einer weiteren deut­lichen Stei­gerung der Baukosten bei gleich­zeitig stark abneh­menden ökolo­gi­schen Grenz­nutzen. Dies steht eindeutig im Wider­spruch zu dem Bedarf an bezahl­baren Wohnraum und dem Anspruch nach gestal­te­ri­scher und archi­tek­to­ni­scher Vielfalt“, so der Geschäfts­führer der Deutschen Wohnwerte aus Heidelberg.

Neben den Finanzen ist auch ein höherer plane­ri­scher Aufwand auszu­machen. „Man muss schlicht und einfach mehr nach­denken“, bringt es der Berliner Architekt Bernd Tibes auf den Punkt. Der Abgleich zwischen den Maßnahmen in der Haus­technik und denen am Gebäude werde inten­siver, ebenso die inte­grative Planung. „Auch hier brauchen wir eine ganz­heit­liche Planung und Abstimmung, insbe­sondere in den Bereichen Gebäu­de­hülle wegen der Wärme­brücken und bei der Heizungs- und Lüftungs­technik“, pflichtet ihm Investor Dorant bei.

Immerhin, der vom Staat gewollte bauliche Mehr­aufwand wird auch wiederum gefördert. Allein im neuen Markt­an­reiz­pro­gramm (MAP) stehen dafür 165 Millionen Euro zur Verfügung (siehe auch Zuschüsse für Ener­gie­ef­fi­zienz). Darüber hinaus gibt es bei KfW und BAFA noch weitere Programme, die teils mit dem MAP kombi­nierbar sind.


Gekürzt. Geschrieben für Immo­bi­li­en­wirt­schaft. Der voll­ständige Beitrag erschien in der Nummer 05/​2016. Er ist auch hier online ab Seite 58 zu lesen. Zum Abon­nement der Zeit­schrift Immo­bi­li­en­wirt­schaft geht es hier.

Über den klima­neu­tralen Gebäu­de­be­stand, den ja auch die EnEV und ihre weiteren Reformen im Blick haben, berichtet Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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