Anbringen eines Sensors, der das Ankippen des Fensters registriert und daraufhin ein Signal zur Ausschaltung der Heizung sendet. Foto: innogy

Check­liste für Building Management Systems

von | 3. April 2018

Das Mün­che­ner IGT – Insti­tut für Gebäu­de­tech­no­lo­gie gibt monat­lich Tipps heraus, mit denen Mietern, Ver­wal­tern und TGA-​Verantwortlichen die Steue­rung der Haus­tech­nik leicht gemacht werden soll. Im März nun erstellten die Wis­sen­schaft­ler eine Check­liste für Building Management Systems (BMS).

Die Zustän­dig­keiten innerhalb der Ebenen der Gebäu­de­au­to­mation verlagern sich. Schlag­worte wie „Smart Building“ oder „Cognitive Building“ verdeut­lichen, dass es bei der Auto­mation in modernen Gebäuden um weit mehr geht, als die reine Regelung der Raum­tem­pe­ratur, das präsenz­ba­sierte Schalten von Licht oder den ener­gie­op­ti­mierten Betrieb der Anlagentechnik.

Grafik: IGT

Grafik: IGT

Die dazu erfor­der­liche zusätz­liche „Intel­ligenz“ wird über leis­tungs­fähige Software bereit­ge­stellt, die auf Computern in der soge­nannten „Manage­ment­ebene“ läuft. Damit wandelt sich die klas­sische GLT (Gebäude-​Leittechnik) zum BMS (Building Management System).

In Bezug auf BMS-​Software wird von den Herstellern oft viel versprochen – aber bei genauerem Hinsehen ergeben sich sehr schnell Unter­schiede. Mit der in diesem „Tipp des Monats“ vorge­stellten Check­liste können Sie die wesent­lichen Kriterien erfassen und die Anbieter syste­ma­tisch vergleichen.

Wandel der GLT (Gebäude-​Leittechnik) zum BMS (Building Management System)

Gemäß der CEN TC 247 wird die Welt der Gebäu­de­au­to­mation in drei Ebenen unter­teilt. Die wesent­lichen Merkmale dieser Ebenen sind die folgenden:

Management-​Ebene

Über­wa­chung der Gesamtanlage
Opti­mierung oder Steuerung von Betriebsabläufen
Visua­li­sierung (Zustände, Ergebn isse,Statistiken, Auswer­tungen, etc.)

Auto­ma­ti­ons­ebene

Steu­er­geräte wie z.B. Controller oder DDC inkl. einfacher lokaler Bedienung
Signal­ver­ar­beitung inklusive Verknüpfungs- und Ablaufsteuerungen

Feldebene

Sensoren und Aktoren, die wiederum direkt oder kommu­ni­kativ (z.B. über Funk- oder Bussysteme) an die Auto­ma­ti­ons­ebene ange­bunden sind

Die Controller bzw. DDC der Auto­ma­ti­ons­ebene sind für die wesent­lichen Steuerungs- und Rege­lungs­auf­gaben zuständig. Das Einschalten einer Leuchte aufgrund eines Präsenz­si­gnals oder Tasten­drucks kann ein Controller bzw. eine DDC schneller und zuver­läs­siger ausführen, als wenn jede Aktion in der Manage­ment­ebene koor­di­niert wird.

Über­grei­fende Funk­tionen sowie Moni­toring und Visua­li­sierung erfordern mehr „Intel­ligenz“. Verlaufs­kurven für eine HCL-​Beleuchtung (d.h. Regelung von sowohl Inten­sität als auch Licht­farbe der künst­lichen Beleuchtung) unter Berück­sich­tigung von Zeit, Präsenz und Tages­licht lassen sich mit Software in der Manage­ment­ebene intui­tiver program­mieren bzw. bedienen und ändern als über Software für die Automationsebene.

Das gilt insbe­sondere dann, wenn in einem Projekt Controller unter­schied­licher Hersteller zum Einsatz kommen, die die entspre­chenden Funk­tionen unter­schiedlich – wenn überhaupt – unter­stützen. Noch extremer wird es, wenn man Nutzern die Möglich­keiten einräumen möchte,

einiges über das Smart­phone zu steuern – und dieser Trend setzt sich auch zunehmend in Büro­ge­bäuden durch. Oder die Auto­ma­ti­ons­ebene mit anderen IT-​Systemen koppelt (z.B. Raumbuchungssystem).

Dies erfordert eine Software, die weit mehr kann als eine klas­sische GLT. Ein GLT-​System ist ein System, welches eher für das tech­nische Betriebs­per­sonal gedacht ist. Dabei ist es in vielen Fällen auf den Hersteller der konkreten Controller bzw. DDC zuge­schnitten. Wie oben beschrieben, gehen die Anfor­de­rungen an die Auto­ma­ti­ons­ebene deutlich weiter und deshalb wird hier der Begriff „Building Management System (BMS)“ verwendet.

Check­liste

Wie erwähnt, rühmen sich bereits einige Hersteller von Software, diesen zuneh­menden Anfor­de­rungen gerecht zu werden. Aber die Unter­schiede in der echten Funk­tio­na­lität sind enorm. Die hier herun­ter­ladbare Check­liste enthält die elemen­taren Fragen, die man zum Erfassen der echten Leis­tungs­fä­higkeit und bei Bedarf zum Vergleich zwischen unter­schied­lichen Herstellern stellen sollte.

Der Tipp des Monats des IGT kann hier abon­niert werden.


Mit dem Smart Home, ohne dass sich eine moderne TGA-​Anlage kaum sinn­voll steu­ern lässt, befasst sich auch Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf sei­nem Blog Strom­aus­kunft.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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