Kraftwerk Jänschwalde von Vattenfall: Foto J.-H. Janßen / Wikimedia / Lizenz unter CC BY-SA 3.0

Kohle­re­serve zu lahm für den Ernstfall

von | 26. Oktober 2015

1,6 Milli­arden Euro für nix – so liest sich der Refe­ren­ten­entwurf für das neue Strom­markt­gesetz zum Thema Kohle­re­serve. Exakt mit dieser Summe sollen alte Kohle­meiler, oder besser ihre Besitzer alimen­tiert werden, damit sie diese nicht abrüsten, sondern als stille Reserve belassen, sollte die Sonne mal nicht kräftig genug scheinen oder der Wind nicht genug blasen.

Von verschie­densten Akteuren wurden diese Pläne von Anfang an kritisch gesehen. Nun steht indirekt selbst im Refe­ren­ten­entwurf, dass die Reserve komplett sinnlos ist. Denn den Kohle­meilern soll eine 10tägige Karenzzeit einge­räumt werden, um hoch­zu­fahren. Doch die ist viel zu groß. Um halbwegs die Schwan­kungen der Erneu­er­baren bestimmen und ausgleichen zu können, bedarf es viel kürzerer Intervalle. 

Exakte Prognosen für Einstrahlung und Wind­ge­schwin­digkeit sind maximal für 24 Stunden möglich, mit Abstu­fungen für 72 Stunden, also 3 Tage. Die Flexi­bi­lität, um hier Schwan­kungen auszu­gleichen, haben nur moderne Gaskraft­werke, die binnen 24 Stunden hoch­ge­fahren werden können und die diesen Part ja auch jetzt bereits übernehmen. 

Die Zeche für diese idio­ti­schen Planungen (anders, auch wenn man solch dras­tische Worte in diesem Blog nicht gewohnt ist, kann man das nicht bezeichnen), werden die Verbraucher bezahlen. Denn die 1,6 Milli­arden Euro werden unwei­gerlich wie Netz­be­treiber bei ihnen landen.

Vorschaubild: Teile des Kraft­werks Jänsch­walde von RWE verbleiben in der unsin­nigen Kohle­re­serve: Foto J.-H. Janßen /​Wikimedia /​Lizenz unter CC BY-​SA 3.0

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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