Seit gut einem Dutzend Jahren gibt es Kompakttankstellen. Sie sind deutlich schneller gebaut als herkömmliche Tanken, dadurch deutlich günstiger und die Produktwechsel für den Betreiber einfacher zu handhaben. In Deutschland gibt es jedoch nur 70 davon. Warum eigentlich?
Karl Strenz hat für seine neue Tankstelle nicht viel Platz. Der Geschäftsführer der Bavaria petrol erwarb zwar am idyllischen Phönixsee in Dortmund das Gelände einer alten Station, ein anliegendes, heruntergekommenes Wohnhaus ebenso. Doch selbst mit dessen Abriss würde es eng werden. Denn ein gar nicht mal kleiner Shop, Waschanlage und Staubsauger sollen ebenfalls Platz finden. Deswegen bot es sich an eine Kompakttankstelle zu errichten, zumal er dieses System schon seit einigen Jahren gut kennt.
Der Auftrag ging an die Tokheim-Service-Gruppe. Denn der Tankstellen-Spezialist baut seit 2009 Kompakttankstellen – in Dortmund ist es die Dritte. Der Name KTS 2000 verweist auf das Jahr, als das Bauprinzip vom Patentinhaber Manfred Löw „erfunden“ wurde – auf der Suche nach einer flexiblen und platzsparenden Station, die mit bisherigen Installationsvarianten nicht zu erreichen war. Ende 2009 übernahm Tokheim die Lizenzrechte.
Insgesamt gibt es in Deutschland bereits 70 solcher Tankstellen – fast ausschließlich im Süden. Sie fallen gleich durch mehrere Vorteile auf: Die Bauzeit wird auf eine Woche verkürzt. Strenz rechnet, dass er sonst drei Wochen mehr gebraucht hätte. Zusätzlich fällt die Kosteneinsparung ins Gewicht.
15 Prozent günstiger
Durch die Vormontage von Domschächten und doppelwandigen Bündel-Leitungen verkürzt man die Bauzeit und spart, so Strenz, gut 15 Prozent gegenüber einem konventionellen Bau. Erheblich reduziert wird die sonst übliche Zahl der einzeln verlegten Rohrleitungen. Denn die KTS hat nur eine Bündelleitung mit bis zu fünf Produkt- und GRF-Leitungen zwischen Tanks und Säulen. Bei einer „normalen“ Tankstelle wären es bei gleicher Produktanzahl sechs einzelne Rohre, die vor Ort zu verlegen wären. „Das Verblüffende ist ja die Ordnung, die man hier sieht“, schwärmt Tokheim-Marketingchef Edmund Brück. Und: „Warum baut man nicht jede Tanke so?“ Brück, Urgestein des Tankstellenbaus, stellt im Gespräch mit den Interessenten aus großen und kleinen Mineralölgesellschaften selbstbewusst fest: „Da fällt Ihnen nichts mehr ein, wie Sie das Konzept einer Tankstelle noch verbessern könnten.“
Die Bauweise von Tanks und Leitungen ist so kompakt, dass sie deutlich weniger Platz in der Tiefe benötigen –sprich: der Bodenaushub ist geringer. Zudem sind die flexiblen Leitungen, die die zwei Tanks mit je 100 Kubikmeter Fassungsvermögen bzw. drei und zwei Kammern verbinden, bei Verdichtungsarbeiten deutlich widerstandsfähiger.
Flexibel kombinierbar
Der größte Vorteil für den Betreiber jedoch liegt in der Kombinierbarkeit. „Man kann jede Kammer mit jeder der sechs Zapfsäulen verbinden – auch wenn die nicht direkt über den Tanks liegen“, erläutert Reinhold Sippel. Der Vertriebsleiter von Tokheim-Göhler erklärt die einwöchigen Installationsarbeiten der Tankanlage , den interessierten Gästen, die aus halb Europa anreisten, um sich über die KTS zu informieren.
Und die hören erstaunt folgendes. „Der Betreiber kann die Produkte nicht nur in den Domschächten umstellen, sondern auch direkt im Schacht vor den Zapfsäulen“, so Sippel. Die Vorrichtungen dafür wiederum sind so ausgelegt, dass später auch Zapfsäulen von jedem beliebigen Hersteller mit wenigen Handgriffen installiert werden können. Bunte Markierungen an den Schächten und den flexibel ausgeführten Rohrleitungsanschlüssen, etwa vergleichbar mit den verschieden farbigen Leitungen beim Wechselstrom, sorgen dafür, dass nicht versehentlich z.B. die Benzin und Dieselleitungen in der Endphase der Installation verwechselt werden, so dass Benzin in ein Dieselauto gepumpt würde.
Zentraler Füllschacht
Doch nicht nur der Betreiber hat seine Vorteile, der Tkw-Fahrer ebenso. Vor den Domschächten sorgt eine flexible Abdeckung für Arbeitserleichterung beim Befüllen. Die muss man nur aufklappen und schon liegen alle Befüllstutzen und die Grenzwertgeberanschlüsse übersichtlich „über Tage“ (und nicht versteckt und umständlich erreichbar im Füllschacht). Besonderer Nebeneffekte: Die vorgeschriebenen doppelwandigen Füllleitungen sind hier überflüssig, da sie direkt im Tank verlaufen. Zudem sind die Domschächte armaturenfrei – für Revisionen eine deutliche Erleichterung. Denn der Wegfall der Dichtheitsprüfung der GRF-Rohrleitungen und die Funktionsprüfung von Doppelwand-Armaturen entfällt bei der wiederkehrenden Prüfung. Insgesamt kann man mit den verschiedenen Maßnahmen einige Hundert Euro Betriebskosten einsparen, abgesehen davon dass man nur noch ein Viertel der bisherigen Kosten in Falle einer für Tankraum-Umbelegung benötigt, rechnet Tokheim vor.
Geschrieben für Brennstoffspiegel. Der vollständige Beitrag ist nur in der Ausgabe 08/2012 zu lesen. Zum kostenfreien Probeabo geht es hier.
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