Foto: VNG

VNG mit Rekord­verlust von 260 Millionen Euro

von | 16. Februar 2012

Trotz Rekord­um­satzes ein dickes Minus – der Schuldige für die Misere der letzt­jäh­rigen Bilanz für die Verbundnetz Gas AG Leipzig, der Nummer 3 unter Deutsch­lands Gasgroß­händlern und ‑impor­teuren, ist schnell ausgemacht.

Es sind die Einkaufs­preise. Was vor Jahren noch als sicheres Geschäfts­modell galt – Lang­frist­ver­träge mit Liefe­ranten aus Russland und Norwegen – verkehrt sich in Zeiten billiger und billigster Spot­markt­preise ins Gegenteil. Denn in Rotterdam und an anderen Handels­plätzen ist das Preis­niveau teils bis zu 50 Prozent günstiger als in den lang gebun­denen Verträgen. Das verha­gelte die Bilanz.

In Zahlen (bezogen auf VNG AG):

2011 2010
Gasabsatz Mrd. kWh 234,9 220,3
Umsatz­erlöse Mio € 6.392 5.293
Jahres­über­schuss Mio. € -260 59

Die Hoch­preis­po­litik norwe­gi­scher und russi­scher Liefe­ranten kürzte schon im Vorjahr den Gewinn der VNG, die als Trader und Vorlie­ferant für zahl­reiche Stadt­werke und Ener­gie­händler auftritt, auf gut ein Drittel gegenüber 2009. Dieses Jahr schlägt ein Verlust von 260 Millionen Euro zu Buche. Der fällt vor allem in Deutschland, also im Kenge­schäft an. Denn Auslands­ge­schäft und die vor allem auf gasnahe Dienst­leis­tungen spezia­li­sierten Töchter wirt­schaf­teten durchaus positiv und redu­zierten den Verlust der gesamten VNG Gruppe auf 211 Millionen Euro. Ein weiterer Licht­blick: Inzwi­schen bezieht die VNG 41 Prozent ihres Gases von den deutlich güns­ti­geren Spot­märkten. 2010 waren es noch etwas über 30 Prozent gewesen. Für den Vorstand ein ausge­wo­gener Mix. Ein weiterer Ausbau des Port­folios in diese Richtung scheint jedoch nicht ausgeschlossen.

Neue Verhand­lungen mit Lieferanten

Vorstandschef Dr. Karsten Heuchert redet denn nicht auch lang auf der heutigen Bilanz­pres­se­kon­ferenz um den heißen Brei herum. Die Haupt­aufgabe sieht er für die nächste Zeit in Verhand­lungen mit den eigenen Vorlie­fe­ranten. Im Falle der Gazprom-​Tochter WIEH scheint dies auch geglückt. Hier kam es zu einer preis­lichen Anpassung. So wurde der zum Jahres­wechsel kolpor­tierte Verlust von 350 Millionen Euro, für den sich seitens der VNG nie eine Bestä­tigung fand, zumindest um 90 Millionen Euro (bezogen auf die AG) minimiert.

Sollten die Gespräche glücken, rechnet Heuchert fürs kommende Jahr wieder mit Gewinnen, aller­dings in Höhe des mageren Jahres 2010. Diese würden umgehend in die Auffüllung der Gewinn­rück­lagen gesteckt. Aus denen wurden die 2011 Verluste komplett bezahlt, so dass da Eigen­ka­pital des Unter­nehmens von 734 Millionen Euro auf 423 Millionen Euro sank. Sowohl für 2011 als wohl auch 2012 müssen die VNG-​Aktionäre darunter zahl­reiche Kommunen, ohne Dividende auskommen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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