BASF betreibt am Standort Schwarzheide, Deutschland, eine der größten kommerziellen Recyclinganlagen zur Herstellung von Schwarzmasse aus Altbatterien und Produktionsabfall in Europa. Foto: BASF

Wie sich der Benzin­preis wirklich zusammensetzt

von | 21. Januar 2014

Beim Heiz­ölkauf und auch an Tank­stellen werden die Verkäufer oft mit der Frage konfron­tiert, warum das entspre­chende Produkt so teuer sei.

Schließlich sei der Ölpreis ja gefallen (was für den Zeitraum Mai bis Mitte Juli 2012 tatsächlich stimmt). Die Produkte hätten sich jedoch nicht in gleicher Weise verbilligt. In dieses Horn stößt vor allem der ADAC, der fast im Wochentakt den Mine­ral­öl­kon­zernen vorwirft, den Sprit entspre­chend der Markt­preise nicht billig genug anzubieten.

Anhand des Benzin­preises wollen wir kurz aufschlüsseln, wie dieser sich zusammensetzt:

Schritt Kosten in Euro-Cent Quelle
Förderung 7,0 Institut HWWI
Transport 0,5 diverse Trans­port­un­ter­nehmen
Marge an Raffinierie 29,5 MWV
Marge von Raffinierie 24,0 MWV
Produkt­preis 61,0
Dazu:
Logistik 11,0 diverse Trans­port­un­ter­nehmen
Marge Tank­stelle* 5,0 diverse Tank­stel­len­un­ter­nehmen
Steuern 90,0 MWV/​Statistisches Bundesamt
gesamt 167,0

* Nicht Gewinn, lediglich Roherlös

Das meiste Geld wird also von der Förderung bis zur Lieferung an die Raffi­nerien verdient (und vom Staat). Bis zur Raffi­nerie fallen derzeit rund 37 Cent Rohöl-​Preis je Liter an. Das sind also rund 22 Prozent vom endgül­tigen Produkt­preis inkl. Steuern. Beim Heizöl ist die Steuer geringer und beträgt, gerechnet auf den 100-​Liter-​Preis, 6,13 Euro bei HEL schwe­felarm. Gemeinsam mit der Umsatz­steuer kommt man so auf einen Produkt­anteil von 43 Prozent. Mit dieser Zahl muss beim Ermitteln des realis­ti­schen Heiz­öl­preises gerechnet werden.

Zudem legt keine deutsche Raffi­nerie ihre Preise selbst fest, sondern richtet sich nach den Produkt­preisen im ARA-​Raum.Mehr dazu hier.

Der zweite große Faktor ist der Kurs des Euro zum Dollar. Heizöl wird – logisch – hier­zu­lande in Euro bezahlt. Sinkt der Euro, so wird Heizöl, trotz stabil blei­benden Rohöl-​Preises, auto­ma­tisch teurer. Steigt der Euro bei gleichem Rohöl­preis, verbilligt HEL sich. Hierzu folgende Übersicht, in der sich auch der Rekord­preis des Jahres 2008 befindet:

Tag Brent in US-​Dollar je Barrel Unter-​schied zu 2008 in % 3000HEL in Euro (100 l) Euro /​Dollar Dollar-​Preis 3000HEL (100 l) Unter-​schied zu 2008 in %
04.07.2006 72,51 - 50,7 63,00 1,2797 80,01 - 48,1
04.07.2008 146,62 0,0 98,35 1,5708 154,41 0,0
04.07.2010 71,76 - 50,8 66,67 1,2550 83,34 - 45,9
04.07.2012 99,77 - 31,7 88,70 1,2524 110,87 - 29,6
13.07.2012 102,04 - 30,1 89,41 1,2246 109,08 - 29,3

Aus dieser Übersicht geht hervor, dass die Produkt­preise etwa zum 4.7.2012 zwar um 31,7 Prozent gefallen waren, der Heiz­öl­preis scheinbar jedoch nur um 29,6 Prozent.

Geschrieben für brenn​stoff​spiegel​.de

Der komplette Origi­naltext ist hier zu lesen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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