Der Regelenergiemarkt ist für das Gelingen der Energiewende existenziell. Bisher wird er fast ausschließlich von Großkraftwerken bedient. Kein Wunder – die Einstiegshöhe liegt für Einspeiser bei 5 MW Leistung. Für eine dezentrale Energiewende ist das hinderlich. Deswegen gibt es Bestrebungen, auch kleinere Anlagen an das Netz zu bringen. An dieser Stelle wurde schon das Power-to-Heat-Projekt vorgestellt.
Anlage klein, Potenzial groß
Nun hat das Fraunhofer UMSICHT eine weitere Möglichkeit aufgezeigt. Kleine Biogülleanlagen mit weniger als 75 kW Leistung könnten in den Regelenergiemarkt eingebunden werden. Das gesamte Potenzial in Deutschland schätzen die Forscher auf etwa 1000 bis 2000 Anlagen. Gebaut sind derzeit aber maximal 500.
Als besonders interessant stellte sich dabei der negative Regelenergiemarkt heraus, bei dem die Anlagen vom Netz genommen werden, falls das Stromangebot die Nachfrage übersteigt. Voraussetzung zur Teilnahme ist dabei eine sogenannte Fernwirkeinrichtung. Dafür werden die Anlagen zu einem virtuellen Kraftwerk zusammengefasst und zentral gesteuert – sprich die Blockheizkraftwerke (BHKW) werden an- und abgeschaltet. Beim Power-to-Heat-Projekt sollen ebenfalls mehrere mit einem Heizstab ausgerüsteten Kessel so zusammengeschaltet werden, um die Einstiegshürde von 5 MW zu nehmen. Allerdings sind diese Kraftwerke noch Zukunftsmusik, auch wenn sie schon jetzt mit Smart Grid Technologie technisch möglich wären.
Nur Neuanlagen lohnend
Etwa sechs bis 20 Mal pro Jahr würden die Anlagen vom Netz genommen. Somit könnten je nach Anlagengröße Mehreinnahmen von 2700 bis zu 5000 Euro erwirtschaftet werden. Sind die Fernwirkeinrichtungen beim Bau der Anlagen direkt integriert, halten sich die Aufwendungen in Grenzen. Das Nachrüsten von Altanlagen ist technisch kaum möglich, zu teuer und letztlich wenig rentabel. Zudem sind die Investitionskosten für kleine Güllebiogasanlagen in Deutschland relativ hoch.
Allerdings – und das Problem hat schon das Power-to-Heat-Projekt, die politischen Rahmenbedingungen sind für kleine Güllebiogasanlagen wenig förderlich. Durch Anreizfinanzierung sollten Energiehändler, so der Vorschlag der Wissenschaftler, künftig motiviert werden, auch kleine Anlagen in die Regelenergievermarktung aufzunehmen. Doch dazu wird es nach den derzeitigen Plänen der Bundesregierung kaum kommen.
Vorschaubild: Statt auf dem Feld kann die Gülle auch zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Für den Regelenergiemarkt ist dies allerdings noch zu früh. Foto: Wald1siedel /Wikimedia /Lizenz unter CC-BY-SA 4.0
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