Statt auf dem Feld kann die Gülle auch zur Energieerzeugung eingesetzt werden. Für den Regelenergiemarkt ist dies allerdings noch zu früh. Foto: Wald1siedel / Wikimedia / Lizenz unter CC-BY-SA 4.0

Gülle zu Regel­en­ergie: Markt­schranken zu hoch

von | 18. September 2015

Der Regel­en­er­gie­markt ist für das Gelingen der Ener­gie­wende exis­ten­ziell. Bisher wird er fast ausschließlich von Groß­kraft­werken bedient. Kein Wunder – die Einstiegshöhe liegt für Einspeiser bei 5 MW Leistung. Für eine dezen­trale Ener­gie­wende ist das hinderlich. Deswegen gibt es Bestre­bungen, auch kleinere Anlagen an das Netz zu bringen. An dieser Stelle wurde schon das Power-​to-​Heat-​Projekt vorgestellt.

Anlage klein, Potenzial groß

Nun hat das Fraun­hofer UMSICHT eine weitere Möglichkeit aufge­zeigt. Kleine Biogül­le­an­lagen mit weniger als 75 kW Leistung könnten in den Regel­en­er­gie­markt einge­bunden werden. Das gesamte Potenzial in Deutschland schätzen die Forscher auf etwa 1000 bis 2000 Anlagen. Gebaut sind derzeit aber maximal 500.

Als besonders inter­essant stellte sich dabei der negative Regel­en­er­gie­markt heraus, bei dem die Anlagen vom Netz genommen werden, falls das Strom­an­gebot die Nachfrage über­steigt. Voraus­setzung zur Teilnahme ist dabei eine soge­nannte Fern­wirk­ein­richtung. Dafür werden die Anlagen zu einem virtu­ellen Kraftwerk zusam­men­ge­fasst und zentral gesteuert – sprich die Block­heiz­kraft­werke (BHKW) werden an- und abge­schaltet. Beim Power-​to-​Heat-​Projekt sollen ebenfalls mehrere mit einem Heizstab ausge­rüs­teten Kessel so zusam­men­ge­schaltet werden, um die Einstiegs­hürde von 5 MW zu nehmen. Aller­dings sind diese Kraft­werke noch Zukunfts­musik, auch wenn sie schon jetzt mit Smart Grid Tech­no­logie technisch möglich wären.

Nur Neuan­lagen lohnend

Etwa sechs bis 20 Mal pro Jahr würden die Anlagen vom Netz genommen. Somit könnten je nach Anla­gen­größe Mehr­ein­nahmen von 2700 bis zu 5000 Euro erwirt­schaftet werden. Sind die Fern­wirk­ein­rich­tungen beim Bau der Anlagen direkt inte­griert, halten sich die Aufwen­dungen in Grenzen. Das Nach­rüsten von Altanlagen ist technisch kaum möglich, zu teuer und letztlich wenig rentabel. Zudem sind die Inves­ti­ti­ons­kosten für kleine Gülle­bio­gas­an­lagen in Deutschland relativ hoch. 

Aller­dings – und das Problem hat schon das Power-​to-​Heat-​Projekt, die poli­ti­schen Rahmen­be­din­gungen sind für kleine Gülle­bio­gas­an­lagen wenig förderlich. Durch Anreiz­fi­nan­zierung sollten Ener­gie­händler, so der Vorschlag der Wissen­schaftler, künftig motiviert werden, auch kleine Anlagen in die Regel­en­er­gie­ver­marktung aufzu­nehmen. Doch dazu wird es nach den derzei­tigen Plänen der Bundes­re­gierung kaum kommen.

Vorschaubild: Statt auf dem Feld kann die Gülle auch zur Ener­gie­er­zeugung einge­setzt werden. Für den Regel­en­er­gie­markt ist dies aller­dings noch zu früh. Foto: Wald1siedel /​Wikimedia /​Lizenz unter CC-​BY-​SA 4.0

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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