Heizkraftwerk Heilbronn. Foto: Daniel Meier-Gerber / EnBW

Kapa­zi­täts­re­serve kostet diesen Winter 122 Mio. Euro

von | 8. Dezember 2015

Die umstrittene Kapa­zi­täts­re­serve, die bei unre­gel­mäßig produ­zierten erneu­er­baren Strom das Stromnetz ausgleichen soll, kostet allein für den kommenden Winter 122 Millionen Euro. Das geht aus einer Antwort der Bundes­re­gierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Zur Finan­zierung werden die Strom­kunden mit einer Erhöhung von bis zu 0,055 Eurocent je kWh belastet. 

Genaue Kosten kann die Regierung derzeit nicht beziffern, die würden sich erst „als Ergebnis eines trans­pa­renten und diskri­mi­nie­rungs­freien Ausschrei­bungs­pro­zesses ergeben.“ Alle Anlagen, die die tech­ni­schen Spezi­fi­ka­tionen erfüllen, könnten an der Ausschreibung teil­nehmen. Der Zuschlag erfolge anhand des Preises, bei Preis­gleichheit anhand der Gebots­größe. Ist auch die Gebots­größe identisch, entscheide der höhere Nettowirkungsgrad.

Dabei würden die ange­bo­tenen Kraft­werke, die Anzahl der Bieter und deren betriebs­wirt­schaft­liche Erwä­gungen eine zentrale Rolle spielen. Für die Folge­jahre wird er mit 5 % der Jahres­höchstlast geschätzt, das könnten 130 bis 260 Millionen Euro pro Jahr sein.

Ähnlich vage bleiben die Kosten­schät­zungen für die Netz­re­serve. Auch hier wird es eine wett­be­werb­liche Ausschreibung geben. Für die dafür nötigen Neuan­lagen mit einer Kapazität bis zu 2 GW schätzt die Regierung 50 bis maximal 100 Millionen Euro je GW und Jahr.

Die Gesamt­kosten der Sicher­heits­be­reit­schaft von Braun­koh­le­kraft­werken belaufen sich, wie an dieser Stelle schon geschrieben, auf eine Größen­ordnung von rund 230 Mio. Euro pro Jahr über sieben Jahre bzw. einen Anstieg der Netz­ent­gelte um rund 0,05 Cent pro Kilo­watt­stunde. Dabei ist es fraglich, ob diese überhaupt benötigt wird oder die Gesamt­summe von 1,6 Mrd. Euro eher ein Trost­pflaster für die sie betrei­benden Ener­gie­kon­zerne ist. Schließlich muss auch die Bundes­re­gierung einge­stehen, dass es weder 2014 noch im ersten Halbjahr 2015 Engpässe infolge Minder­pro­duktion der Erneu­er­baren Energien gab. Und die wären ja letztlich die Begründung für diese Extra-​Reserve.

Vorschaubild: Das Heiz­kraftwerk Heilbronn der EnBW bleibt mit seinen 125 MW als Reser­ve­kraftwerk erhalten. Foto: Daniel Meier-​Gerber /​EnBW

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Die Umgebungswärme von Fließgewässern wird hierzulande noch kaum genutzt. Eine Studie hat nun allein für Bayern erstaunliche Potenziale aufgedeckt. Eine Nutzung der Wärme hätte auch einen positiven ökologischen Effekt durch die Abkühlung der Flüsse. In Bayern könnten...

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Fluss­wärme als weiterer Baustein für die Energiewende

Die Umgebungswärme von Fließgewässern wird hierzulande noch kaum genutzt. Eine Studie hat nun allein für Bayern erstaunliche Potenziale aufgedeckt. Eine Nutzung der Wärme hätte auch einen positiven ökologischen Effekt durch die Abkühlung der Flüsse. In Bayern könnten...

„Heizungs­in­ves­tition – kümmert euch jetzt!”

Heizungs­in­ves­tition – kümmert euch jetzt!”

Interview mit Sebastian Herkel, Fraunhofer ISE, Abteilungsleiter energieeffiziente Gebäude. Immobilienwirtschaft: Wie sehen Sie das aktuelle Regelwerk in Bezug auf mehr Effizienz in Immobilien? Sebastian Herkel: Letztes Jahr haben wir ein ziemlich komplexes Regelwerk...