Vorschaubild: Das gesamte BHKW passt in einen Container. Fotos: Entrade

Kleines BHKW verbrennt Abfälle direkt vor Ort

von | 19. Dezember 2015

Eine Anlage, die regional verfügbare Abfälle wie Auto­reifen, Plastik und anderes mehr in Strom, Wärme und Kälte verwandelt und gleich dezentral vor Ort Strom und Wärme erzeugt, erschien bisher kaum vorstellbar. Solche Tech­no­logien werden meist von Stadt­werken in der Müll­ver­brennung reali­siert, die dafür den Abfall ihres Einzugs­ge­bietes sammeln und aufwändig trans­por­tieren müssen.
Der E3 trig­e­ne­ration des Düssel­dorfer Unter­nehmens Entrade Ener­gie­systeme soll genau dass können. Gedacht ist das Kraftwerk als kleine KWK-​Lösung zur Versorgung von Mikro-​Netzen, um etwa Diesel­ge­ne­ra­toren vor Ort abzulösen

entradeBei der Vorstellung gestern im LA Kretz Inno­vation Center in Los Angeles zeigte das Unter­nehmen, wie ein solches Mikro-​Netz – bestehend aus einer Solar­anlage, Batte­rie­spei­chern und Generator – zur netz­un­ab­hän­gigen Ener­gie­ver­sorgung eines größeren Gebäudes beiträgt.

Stellen Sie sich vor, Sie könnten ihre Produk­ti­ons­ab­fälle in saubere Energie verwandeln – direkt vor Ort. Das neue E3-​Kraftwerk senkt die Ener­gie­kosten und verbessert nach­haltig den CO2-​Fußabdruck“, schwärmt Entrade-​Chef Julien Uhlig.

Das E3-​Kraftwerk basiert auf der vom Inge­nieursteam in Pfaf­fen­hofen a.d. Ilm entwi­ckelten hoch­ef­fi­zi­enten Hochtemperatur-​Vergasungstechnologie. Durch den Einsatz fester Biomasse wird preis­günstig und konti­nu­ierlich rege­ne­rative Energie erzeugt. Derzeit können mehr als 100 Arten fester Rest­stoffe einge­setzt werden. Die Anlage im LA Kretz Inno­vation Campus wird beispiels­weise mit Nuss­schalen und anderen regional verfüg­baren Biomasse-​Abfällen betrieben.

Die schlüs­sel­fertig gelie­ferte E3-​Anlage ist so klein, dass sie einfach trans­por­tiert werdenentrade container 2 kann. Ein E3-​Kraftwerk produ­ziert genug Strom (30 kW), Wärme (60 kW) und/​oder Kälte (bis zu 30 kW), um in Europa 30 Einfa­mi­li­en­häuser, eine kleine Fabrik oder ein Dorf in einem Schwellen- oder Entwick­lungsland zu versorgen. Die Kälte­pro­duktion erfolgt dabei auf Basis der erzeugten Wärme mithilfe der Adsorp­ti­ons­käl­te­ma­schine der SorTech AG. Nach Angaben von Uhlig ist die KWK-​Lösung nun bereit für die Massen­pro­duktion, die im nächsten Jahr starten soll. Der Preis soll für Europa unter 200.000 Euro liegen.

Vorteile nach Angaben des Unter­nehmens sind

  • kosten­günstige Ener­gie­pro­duktion und kurz­fris­tigen ROI
  • 8.000 Voll­last­stunden pro Jahr
  • wetter­un­ab­hängig und rege­ne­rativ Lieferung von grund­last­fä­higem Strom
  • mit regional verfüg­baren Rest­stoffen zu betreiben
  • schlüs­sel­fertige Lieferung (im Container, ca. 6 m lang)
  • fern­über­wacht
  • reduziert den CO2-​Fußabdruck eines Unternehmens

Vorschaubild: Das gesamte BHKW passt in einen Container. Fotos: Entrade

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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