Die Wärmewende stockt. Immerhin gibt es zaghafte Anzeichen einer Erholung. Wärmepumpen bleiben im Absatz stabil, Öl-Brennwertheizungen legten 2015 deutlich zu, sicher auch auf eine Folge des im April neu aufgelegten Markteinreizprogramms, das in Folge des Scheiterns der steuerlichen Absetzbarkeit (mehr hier) mit mehr Finanzmitteln ausgestattet wurde. Dazu drei Fragen an Frederic Leers, Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH).
Glauben Sie, dass die Steuervergünstigungen für energetische Sanierungen ein probates Mittel gewesen wären, um den Sanierungsstau im Keller aufzulockern?
Die steuerliche Abschreibung für energetische Modernisierungsmaßnahmen hätten bei richtiger Ausgestaltung sicherlich positive Effekte auf Wärmemarkt gehabt. Der BDH hat hierzu unter anderem gemeinsam mit dem ZVSHK entsprechende Vorschläge unterbreitet.
Aber auch wenn nun die steuerliche Abschreibung nicht umgesetzt worden ist, so räumt die Politik dem Thema der Energieeffizienz und damit dem Wärmemarkt einen bisher nicht gekannten Stellenwert ein. Der Nationale Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE) adressiert in starkem Maße den Wärmemarkt und beinhaltet viele aus unserer Sicht richtige Ansätze. So begrüßen wir die weitestgehend marktwirtschaftlichen Ansätze und den Verzicht auf Ordnungsrecht im Bestand. Ordnungsrecht kommt lediglich im Neubau zum Tragen. Viele derzeit in der Umsetzung befindliche Maßnahmen, wie zum Beispiel das ab Anfang dieses Jahres gestartete Labeling der Altanlagen gehen auf Initiativen des BDH zurück. Auch die verbesserten Fördermodalitäten über die KfW und im Rahmen des Marktanreizprogrammes (MAP) begrüßen wir.
Tatsache ist, dass der deutsche Anlagenbestand veraltet ist und dass die Modernisierung zu langsam voran geht. Rund 70 % der 21 Millionen Zentralheizungen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Hier liegen enorme CO2-Minderungs- und Energieeinsparpotenziale brach. Würde der Anlagenbestand Deutschlands auf den Stand der Technik gehoben, die Technologien dafür sind längst im Markt vorhanden, könnten rund 13 % des deutschen Endenergieverbrauchs eingespart werden.
Wie entwickeln sich die Verkaufs und Installationszahlen von Wärmeerzeugern durch das modifizierte MAP (ich weiß nur von den Wärmepumpenleuten, dass die nicht allzu unglücklich sind über die derzeitige Entwicklung)?
Das modifizierte MAP mit attraktiveren Fördersätzen seit März 2015 dürfte tatsächlich einen positiven Effekt auf den Markt für Wärmepumpen haben. Nach einem anfänglichen Minus in den ersten drei Quartalen erholte sich der Markt leicht im vierten Quartal. Hingegen können wir noch keinen durchschlagenden Effekt bei der Solarthermie feststellen. Ebenso wenig zeigt sich eine stärkere Dynamik beim Absatz von Festbrennstoffheizungen.
Welche Mittel könnten aus Ihre Sicht noch greifen, um die Wärmewende zu beheben?
Wichtig ist neben der richtigen Ausgestaltung der politischen Rahmenbedingungen eine stringente Kommunikation aller Beteiligten pro Wärmemarkt. Es sollte den potenziellen Investoren in höhere Energieeffizienz ihrer Heizungsanlagen vermittelt werden, dass sie mit dem Austausch der Altanlage nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz, sondern auch zum Werterhalt ihrer Immobilie und zur Kostensenkung leisten. Dabei sollte die politische Kommunikation auf eine völlig unnötige Diskreditierung einzelner Energieträger im Wärmemarkt verzichten und stattdessen eine Doppelstrategie aus Energieeffizienz und erneuerbaren Energien für Investoren in Neuanlagen empfehlen.
Morgen gibt es an dieser Stelle eine Prognose zu den Absatzzahlen 2015 der verschiedenen Wärmeerzeuger.
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