Kohle trägt nach wie vor zu einem großen Teil zur heimischen Stromproduktion bei, auch wenn ihr Anteil 2016 leicht zurückging. Foto: darkmoon1968 / pixabay

Wie weiter mit der Braunkohle

von | 27. Mai 2016

Die großen Proteste gegen die Braun­kohle im Rhei­ni­schen und im Lausitzer Revier zielten nur auf den Stopp der Braun­koh­le­för­derung ab. Denn deren ener­ge­tische Nutzung ist halt einfach schlecht für die Umwelt.

Dieser Protest zielt auf einen Total­stopp der Förderung ab und trifft damit auch den Nerv der Anwohner, die dem braunen Brenn­stoff eventuell weichen müssen oder deren Lebens­qua­lität dauerhaft einge­schränkt wird. Denkbar wäre jedoch auch eine weitere, eben stoff­liche Nutzung, die aller­dings eine weitere Förderung voraussetzt.

Doch die wird kaum ermög­licht. Die Umwand­lungs­pro­zesse, etwa hin zu flüssigen Kohlen­was­ser­stoffen, sind wenig effizient und unwirt­schaftlich – besonders wegen der derzeit niedrigen Erdgas- und Erdöl­preise – und belasten ebenfalls die Umwelt. Aber auch die Bundes­re­gierung sieht hier kaum Potenzial.

Auf eine Anfrage der Grünen, ob an eine stoff­liche Nutzung überhaupt zu denken sei, antwortet die Regierung:

Die stoff­liche Nutzung der Braun­kohle als Anwen­dungs­gebiet der Kohle­chemie ist kein prio­ri­tärer Förder­schwer­punkt der Bundesregierung.

Der Grund ist einfach: Von den derzeit pro Jahr geför­derten 170 bis 180 Millionen Tonnen Braun­kohle würden 10 % stofflich zur Herstellung von Vered­lungs­pro­jekten genutzt.

Immerhin: Im Bereich der Ener­gie­for­schung wurden drei Förder­pro­jekte an der TU Berg­aka­demie Freiberg ermittelt, die sich mit dem inho­mo­genen Anwen­dungs­gebiet einer energetisch-​stoffliche Nutzung (Poly­ge­neration) als Forschungs­thema beschäf­tigen. Insgesamt fließen dahin 5,5 Millionen Euro. Und das BMWi-​Förderprojekt „Fabiene“, ange­siedelt an der TU Darmstadt, dient ebenfalls der Poly­ge­neration, also einer kombi­nierten energetisch-​stofflichen Nutzung von Brenn­stoffen in entspre­chenden Anlagen. Aller­dings bezieht sich das nicht nur auf Braunkohle.

So oder so: Die Braun­kohle hat, so scheint es, hier­zu­lande keine Zukunft, weder ener­ge­tisch noch stofflich.


Mit den Verwer­fungen am Arbeits­markt, die ein Kohle­aus­steig mit sich bringt, beschäftigt sich Energieblogger-​Kollege Kilian Rüfer hier auf seinem Blog Sustainment.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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