Eine von inzwischen 1,5 Millionen PV-Anlagen in Deutschland, die es ermöglichen, selbst als Energieproduzent und nicht nur als Konsument zu agieren. Foto: Urbansky

Wie können Ener­gie­ver­sorger mit Prosumern Geld verdienen

von | 28. August 2017

Prosumer ist das Zauberwort der Ener­giewelt von heute. Oder das Hasswort. Wer selbst Energie erzeugen und nutzen kann, ist kaum mehr im bishe­rigen Umfang auf Ener­gie­ver­sorger (EVU) und Netz­be­treiber ange­wiesen. Nur noch Spit­zen­lasten muss er abdecken – für die EVU ein Schreckensszenario.

Christian Borm. Foto: VDI

Bringt Prosumer und Ener­gie­ver­sorger zusammen: Christian Borm. Foto: VDI

Doch das muss es nicht bleiben. Die VDI-​Konferenz „Smart-​Energy: Prosumer im Umfeld von Markt, Technik und gesetz­lichem Rahmen“ geht am 15. und 16. November unter anderem der Frage nach, wie EVU in dieser neuen Ener­giewelt einen Platz finden. Als Beispiel dienen etwa die Stadt­werke Wunsiedel, die, so VDI-​Projektmanager Christian Borm, den drohenden Verlust von Vertriebs­po­ten­zialen abfedern wollen. „Gerade bei kleinen Stadt­werken ist es ja immer eine Frage, welche Kapa­zi­täten sie für solche Projekte haben“, so Borm.

Gefälle groß

Das Gefälle von großen zu kleinen EVU sei dabei enorm. Aller­dings sehe er für die EVU keine andere Lösung, da sonst ihr Geschäft stetig schrumpfe. Das von den Wunsiedlern geplante zelluläre Ener­gie­system will Bottom-​up statt Top-​Down. Ziel ist die Umwandlung der Stadt­werke in einen regio­nalen Ener­gie­dienst­leister. Dazu gehören die Einbindung von indus­tri­ellen, öffent­lichen und privaten Prosumern in das Ener­gie­system. Zugleich soll der Handel von flexiblen Kapa­zi­täten auto­ma­ti­siert werden, was ja dem Motto der Veran­staltung – Smart Energy – entgegenkommt.

Doch die Sorgen und Nöte der EVU sind das eine, die Wünsche der Prosumer das andere. „Wir lassen auch Wissen­schaftler zu Wort kommen“, so Borm. Das erstaun­liche sei dabei gewesen, dass bei Befra­gungen von Endkunden eine große Affinität zur E‑Mobilität heraus­ge­kommen sei. Wie diese netz­dienlich und smart einge­bunden werden könne, sei ein weiteres Thema der Konferenz, beleuchtet etwa von Ubitricity aus Berlin.

Bilanz­kreise interessant

Borm ist aber durchaus klar, dass im Regel­en­er­gie­markt aktuell kein Geld mit solchen Modellen zu verdienen ist. Chancen sieht er hingegen im Bilanz­kreis­ma­nagement, da auch die Netz­be­treiber froh seien, dass auf dieser unteren Ebene Netz­sta­bi­lität von Dritten garan­tiert werden könne.

Weitere Fragen sind: Was passiert, wenn Einfa­mi­li­en­häuser, Gebäude und kleinere Quar­tieren Strom nicht nur verbrauchen, sondern auch produ­zieren? Wie lassen sich Photovoltaik- und KWK-​Anlagen, Strom­speicher, Wärme­pumpen und Elek­tro­fahr­zeuge so in das Ener­gie­system einbinden, dass alle Betei­ligten davon profi­tieren? Welche tech­ni­schen und regu­la­to­ri­schen Rahmen­be­din­gungen müssen dazu erfüllt werden? Und natürlich, und damit sind wir wieder beim Anfang: Wie können Ener­gie­ver­sorger und Stadt­werke mit Prosumern Geld verdienen?

Das Programm der Veran­staltung findet sich hier.

Ange­meldet werden kann sich hier.

enwipo​.de wird umfang­reich von der Konferenz berichten.


Wie Prosumer ticken, beschreibt Energieblogger-​Kollege Björn Katz hier auf seinem Blog strom​aus​kunft​.de.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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