Prosumer ist das Zauberwort der Energiewelt von heute. Oder das Hasswort. Wer selbst Energie erzeugen und nutzen kann, ist kaum mehr im bisherigen Umfang auf Energieversorger (EVU) und Netzbetreiber angewiesen. Nur noch Spitzenlasten muss er abdecken – für die EVU ein Schreckensszenario.
Doch das muss es nicht bleiben. Die VDI-Konferenz „Smart-Energy: Prosumer im Umfeld von Markt, Technik und gesetzlichem Rahmen“ geht am 15. und 16. November unter anderem der Frage nach, wie EVU in dieser neuen Energiewelt einen Platz finden. Als Beispiel dienen etwa die Stadtwerke Wunsiedel, die, so VDI-Projektmanager Christian Borm, den drohenden Verlust von Vertriebspotenzialen abfedern wollen. „Gerade bei kleinen Stadtwerken ist es ja immer eine Frage, welche Kapazitäten sie für solche Projekte haben“, so Borm.
Gefälle groß
Das Gefälle von großen zu kleinen EVU sei dabei enorm. Allerdings sehe er für die EVU keine andere Lösung, da sonst ihr Geschäft stetig schrumpfe. Das von den Wunsiedlern geplante zelluläre Energiesystem will Bottom-up statt Top-Down. Ziel ist die Umwandlung der Stadtwerke in einen regionalen Energiedienstleister. Dazu gehören die Einbindung von industriellen, öffentlichen und privaten Prosumern in das Energiesystem. Zugleich soll der Handel von flexiblen Kapazitäten automatisiert werden, was ja dem Motto der Veranstaltung – Smart Energy – entgegenkommt.
Doch die Sorgen und Nöte der EVU sind das eine, die Wünsche der Prosumer das andere. „Wir lassen auch Wissenschaftler zu Wort kommen“, so Borm. Das erstaunliche sei dabei gewesen, dass bei Befragungen von Endkunden eine große Affinität zur E‑Mobilität herausgekommen sei. Wie diese netzdienlich und smart eingebunden werden könne, sei ein weiteres Thema der Konferenz, beleuchtet etwa von Ubitricity aus Berlin.
Bilanzkreise interessant
Borm ist aber durchaus klar, dass im Regelenergiemarkt aktuell kein Geld mit solchen Modellen zu verdienen ist. Chancen sieht er hingegen im Bilanzkreismanagement, da auch die Netzbetreiber froh seien, dass auf dieser unteren Ebene Netzstabilität von Dritten garantiert werden könne.
Weitere Fragen sind: Was passiert, wenn Einfamilienhäuser, Gebäude und kleinere Quartieren Strom nicht nur verbrauchen, sondern auch produzieren? Wie lassen sich Photovoltaik- und KWK-Anlagen, Stromspeicher, Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge so in das Energiesystem einbinden, dass alle Beteiligten davon profitieren? Welche technischen und regulatorischen Rahmenbedingungen müssen dazu erfüllt werden? Und natürlich, und damit sind wir wieder beim Anfang: Wie können Energieversorger und Stadtwerke mit Prosumern Geld verdienen?
Das Programm der Veranstaltung findet sich hier.
Angemeldet werden kann sich hier.
enwipo.de wird umfangreich von der Konferenz berichten.
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