Müssen kein Widerspruch sein: Grüne und blaue Dächer. Foto: BuGG

PV-​Anlage auf dem Gründach – eine mögliche Kombination

von | 24. August 2020

Sie werten nicht nur die Optik einer Immobilie auf, sondern steigern auch deren Nach­hal­tigkeit: Grün­dächer bringen zahl­reiche Vorteile mit sich. 

Doch wie sieht es mit einer Kombi­nation mit Solar­energie aus? Ob sich die beiden Konzepte mitein­ander verbinden lassen und welche weiteren Vorteile sich daraus ergeben, beant­worten wir im folgenden Gast­beitrag des Mieter­strom­spe­zia­listen Solarimo aus Berlin.

Gründach: Vorteile für Gebäude, Umgebung und Natur

Grün­dächer sind echte Alles­könner. So verbessern sie zum einen die Wärme­dämmung, was die Klima­ef­fi­zienz eines Hauses enorm steigern kann und schaffen es gleich­zeitig, die Lebens­dauer einer Dach­ab­dichtung nahezu zu verdoppeln. Darüber hinaus verbessern Grün­dächer das Raumklima innerhalb der Gebäude. Im Winter kühlen die Räume weniger schnell aus, während sie im Sommer langsamer erhitzen. Doch auch außerhalb der Gebäude zeigen Grün­dächer ihre Wirkung: So tragen sie stark zur Verbes­serung des Stadt­klimas bei. Nicht nur, dass sie die Schad­stoffe und den Staub aus der Luft heraus­filtern, weniger versie­gelte Beton­flächen Beton- und Stein­flächen bedeuten auch eine geringere Aufheizung des urbanen Raums. Ein Gründach kann darüber hinaus bei Regen einen Teil der anfal­lenden Feuch­tigkeit aufnehmen. Dies entlastet die kommu­nalen Abwasserleitungen.

Blaudach: PV-​Module auf dem Mehrfamilienhaus 

Die zahl­reichen, viel­fäl­tigen Vorteile führen zu einer immer größeren Beliebtheit des Gründaches. Parallel wächst die Popu­la­rität der Photovoltaikanlage.

In Zeiten der globalen Erder­wärmung, in denen der Klima­wandel uns allen eine klare Haltung abver­langt, sind unsere Dächer schon lange nicht mehr nur rein funk­tionale Hülle. PV-​Anlagen auf dem Mehr­fa­mi­li­enhaus redu­zieren die CO2-​Emissionen und Strom­kosten der Mieter und zeigen aktives Enga­gement für das Klima.

Eine reprä­sen­tative Umfrage des Markt­for­schungs­in­stituts Innofact ergab, dass 78 Prozent der Mieter in Deutschland PV-​Strom vom eigenen Dach beziehen würden, würde er ihnen angeboten werden. Gerade das soge­nannte Mieter­strom­konzept erfreut sich daher an großem Zuspruch unter Mietern.

Gründach vs. Blaudach – Wie sich die Konzepte verein­baren lassen 

Sowohl Photo­vol­ta­ik­an­lagen als auch die Dach­be­grünung sind eine sinnvolle Nutzung der vorhan­denen Flächen. Dies muss jedoch nicht bedeuten, dass sie sich gegen­seitig ausschließen. Entgegen der Annahme vieler Immo­bi­li­en­be­sitzern, ist eine nach­haltige Kombi­nation von Gründach und Photo­vol­ta­ik­anlage möglich. Solange darauf geachtet wird, dass die Bepflanzung die einzelnen PV-​Module nicht verschattet, kann sich das Gründach sogar positiv auf den Ertrag der Solar­anlage auswirken.

Das liegt an der Wärme­ab­strahlung: Durch die Dach­be­grünung ist die Strah­lungs­tem­pe­ratur des Daches viel geringer als bei Dächern mit Kies oder reiner Abdichtung. Dadurch steigt die Effizienz der Solar­module. Der kühlende Effekt der Pflanzen hält also nicht nur die Tempe­ratur innerhalb der Gebäude konstant, sondern steigert auch den Wirkungsgrad der Solaranlage.

Einige Regionen bieten darüber hinaus eigene Förde­rungen für Grün­dächer. So können Berliner bei der Inves­ti­ti­onsbank Berlin das Förder­pro­gramm “GründachPLUS” bean­tragen, bei dem bis zu 10.000 EUR Planungs- und Bera­tungs­kosten in Anspruch genommen werden können. Die Förderung gilt für alle Grund­ei­gen­tümer und Verfügungs- und Erbbau­be­rech­tigte in Berlin, die ihr Dach nach­haltig begrünen möchten. Darüber hinaus können auch Initia­tiv­gruppen, Inter­es­sen­gruppen, Vereine, Begeg­nungs­stätten oder Senio­ren­heime einen Förder­antrag stellen, insofern sie die Erlaubnis der Gebäu­de­be­sitzer haben.

Ganz nebenbei unter­stützt das Gründach darüber hinaus die städ­tische Biodi­ver­sität. Es kann als ein Ersatz­ha­bitat fungieren und neuen Lebensraum für selten gewordene Tier- und Pfan­zen­arten schaffen. In Berlin wurden auf Grün­dä­chern so bereits mehr als 50 verschiedene Honig- und Wild­bie­nen­arten gezählt.

Fazit

Gründach und Photo­voltaik ergeben eine echte Powerkombi, wenn es ums Thema Nach­hal­tigkeit geht. Gemeinsam können sie die Ener­gie­bilanz eines Gebäudes enorm verbessern und einen merk­lichen Beitrag zum Klima­schutz beitragen.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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