Wesentlich für das Funktionieren von Niedertemperatur-Wärmenetzen sind große Speicher, die verschiedene Temperaturniveaus bedienen können. Foto: Frank Urbansky
Kalte Wärmenetze? Klingt paradox – doch sie sind effizient und rentabel
von Frank Urbansky | 15. Juli 2021
Der Wärmemarkt ist der einzige Sektor, der 2020 trotz Corona seine Klimaziele nicht erfüllen konnte. Die Politik ist alarmiert und fördert, als gäbe es kein Morgen. Davon profitiert auch die Wärmeversorgung via Netze. Die muss jedoch nicht hochtemperaturig jenseits der 100 °C erfolgen. Niedertemperatur- oder gar kalte Wärmenetze haben längst ihre Leistungsfähigkeit bewiesen – und ihre Effizienz.
Die aktuelle Gesetzgebung im Gebäudeenergiegesetz (GEG) und im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) entdeckt das Quartier zwar nicht neu, aber doch als stetigen Quell für Energiesparpotenziale. Doch nicht nur auf Bundesebene tut sich etwas: Zehn Bundesländern haben bereits Quartiergesetze. Zuletzt kam in diesem Jahr Niedersachsen dazu. Zwar dienen sie in erster Linie der Verbesserung der Attraktivität ihres Viertels mittels staatlicher Gelder verbessern können. Doch in Zeiten des Klimawandels ist dies nun einmal nur mit einer wachsenden Energieeffizienz und dem Einsatz erneuerbarer Energien möglich. Die energetische Aufwertung der Quartiere ist also systemimmanent.
Eine Möglichkeit, diese Effizienz deutlich zu steigern, ist die Abkehr von klassischer Energieversorgung, insbesondere der Fernwärme. Die ist immer mit hohen Verlusten verbunden, da die Vorlauftemperaturen über 100 °C betragen, um beim Kunden als heiz- und trinkwarmwasserfähiges Temperaturniveau anzukommen. Auch die dafür benötigten Leitungen und Pumpstationen sind kostenintensiv, da sie zur Vermeidung noch höherer Leitungsverluste stark isoliert sein müssen. Und das Temperaturniveau muss auch im Sommer gehalten werden, wenn es nur Bedarf an Trinkwarmwasser gibt. Das macht die Fernwärme zur zweitteuersten Heizenergie in Deutschland nach Stromdirektheizungen. …
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