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Green Controlling – eine neue Dimension der Unternehmenssteuerung

von | 20. Oktober 2017

Controlling ist längst zum Bestandteil erfolg­reicher Unter­neh­mens­führung geworden. Unter dem Begriff wird die syste­ma­tische kenn­zah­len­ba­sierte Über­wa­chung und Steuerung eines Unter­nehmens verstanden. Relativ neu ist dagegen der Terminus „Green Controlling”.

Green Controlling erweitert das „herkömm­liche” Controlling, das rein betriebs­wirt­schaftlich ausge­richtet ist, um die Dimension der Nach­hal­tigkeit. Dabei wird Nach­hal­tigkeit unter­schiedlich verstanden. Primär ökolo­gisch gesehen ist Green Controlling tatsächlich „grün” und es geht um Unter­neh­mens­steuerung im Sinne von Ressour­cen­schonung, Umwelt­freund­lichkeit und Ener­gie­ef­fi­zienz. Nach­hal­tigkeit lässt sich aber weiter – nämlich auch ökono­misch und sozial – defi­nieren. Hier zielt Green Controlling auf lang­fris­tigen Erfolg in einem weiteren Verständnis – unter Beachtung sozialer und ethischer Standards.

Jedes Unter­nehmen ist selbst gefordert

Insofern lässt sich Green Controlling unter­schiedlich begreifen. Da es keine „amtliche” Defi­nition gibt, ist jedes Unter­nehmen letztlich selbst gehalten, den Begriff für sich auszu­füllen und anzu­wenden. Das hängt nicht nur von der Unter­neh­mens­phi­lo­sophie ab, sondern auch von der Bran­chen­zu­ge­hö­rigkeit und dem gewählten Geschäfts­modell. Eins gilt dabei immer: eine grüne Strategie oder ein Nach­hal­tig­keits­konzept kann nur funk­tio­nieren, wenn ein wirksames Steue­rungs­in­stru­men­tarium existiert.

Denn es reicht nicht, Umwelt- und Nach­hal­tig­keits­ziele für ein Unter­nehmen zu defi­nieren und entspre­chende Maßnahmen zu initi­ieren. Es bedarf auch der regel­mä­ßigen Über­prüfung der Ziel­er­rei­chung und der Maßnah­men­ef­fi­zienz. Nur so ist ein Erfolg fest­stellbar und es kann dafür gesorgt werden, dass die Weichen in die richtige Richtung gestellt sind. Insofern unter­scheidet sich Green Controlling nicht vom „klas­si­schen” betriebs­wirt­schaft­lichen Controlling. Nur die Kriterien und die Mess­in­stru­mente zur Steuerung von Nach­hal­tigkeit und Umwelt­ori­en­tieung sind andere. Im Sortiment vom Haufe lässt sich das Buch „Green Controlling“ finden, in dem man genau erfahren kann, wie sich die Nach­hal­tig­keits­ziele inte­grieren lassen und wie die in das Controlling-​System umzu­setzen sind.

Kenn­zahlen für Green Controlling

Dafür gibt es noch kein allgemein akzep­tiertes Kennzahlen-​System. Jedes Unter­nehmen sollte daher für sich die geeig­neten Kenn­zahlen defi­nieren und mitein­ander verknüpfen. Für folgende Themen­be­reiche exis­tieren bereits häufiger ange­wandte Kenn­zahlen:

  • Ener­gie­ef­fi­zienz und CO2-​Emissionen; dabei geht es um die Messung von Ener­gie­ein­sparung und weniger Emis­sionen, ggf. auch des Ausgleichs von Emissionen;
  • Abfälle und Recycling: hier steht die Erfassung von Abfall­re­duktion und der Wieder­ge­winnung im Fokus;
  • Wert­schöp­fungs­ma­nagement: dazu gehören zum Beispiel Kenn­zahlen für fairen Umgang mit Liefe­ranten oder zur Auswahl nach­haltig arbei­tender Lieferanten;
  • Umgang mit Mitar­beitern: hier können Kenn­zahlen einge­setzt werden, die Mitar­bei­ter­zu­frie­denheit, Arbeits­si­cherheit, Gleich­be­handlung oder Diver­sität betreffen.

Controlling mit geld­wertem Vorteil

Nicht immer sind Nachhaltigkeits-​Kennzahlen in Geld­werten ausdrückbar – aber oft schon. So lassen sich zum Beispiel Strom­ein­spa­rungen durch mehr Ener­gie­ef­fi­zienz auch in Euro und Cent messen, bei anderen Kenn­zahlen wie der Messung der Mitar­bei­ter­zu­frie­denheit ist das schwie­riger, obwohl auch hier ein „geld­werter” Zusam­menhang besteht. Nach­hal­tigkeit ist kein Gegensatz zu betriebs­wirt­schaft­lichem Erfolg – im Gegenteil: sie wird immer mehr zu einer entschei­denden Bedingung dafür.

Green Controlling ist dementspre­chend kein „Eigen­ge­wächs”, das neben dem klas­si­schen Controlling existiert, sondern ein inte­graler Bestandteil des betrieb­lichen Controlling-​Systems. Noch gibt es Green Controlling nicht in der Breite. Das wird sich ändern, je mehr vom Markt Nach­hal­tigkeit erwartet wird und auch die Rahmen­be­din­gungen für die Unter­neh­mens­tä­tigkeit entspre­chend ausge­richtet werden.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

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