Moderne Heiztechnik hat es bei den derzeitigen politischen Rahmenbedingungen schwer. Foto: Buderus

Das Elend mit der Ener­gie­wende im Heizungskeller

von | 21. Mai 2014

Die heute zu Ende gegan­genen Berliner Ener­gietage machten es einmal mehr deutlich: Während der Staat mittels EEG im Strom­markt mehr oder weniger passende Lösungen für die Ener­gie­wende findet, passiert im Wärme­markt, der mit 40 Prozent des Endener­gie­ver­brauchs in Deutschland den deutlich größeren Part darstellt, wenig bis gar nichts. Die Sanie­rungs­quote bei Ölhei­zungen liegt laut BDH-​Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke bei gerade mal ein Prozent, bei Gas sind es drei Prozent. Wenn das so weitergehe, so Lücke, brauche man 100 Jahre, um mit der Sanierung im Heizungs­keller fertig zu werden.

Aktuell wirkt die Diskussion durch die Ukraine-​Krise. Würde man mit einem Schlag den Sanie­rungsstau im Keller beheben, könnten das jährlich 13 Mrd. Euro einsparen – was etwa den Ener­gie­im­porten aus Russland entspräche. Doch das ist natürlich unmöglich.

Was hat die Regierung bisher probiert? Bekann­testes Mittel dürfte das Markt­an­reiz­pro­gramm (MAP) sein. Das steht Sanierern offen, die im Heizungs­keller erneu­erbare Energien einbinden wollen. 1,8 Mrd. Euro stellt der Bund in dieser Legis­la­tur­pe­riode zur Verfügung. 2010 war das mal so erfolg­reich, dass Finanz­mi­nister Wolfgang Schäuble es kurzerhand stoppte, weil die Töpfe zu schnell leer waren. An sich eine Erfolgs­ge­schichte. Bei Licht betrachtet aber eher nicht, weil die Auswirkung auf die Sanie­rungs­quote nur kurz­fristig und nicht nach­haltig war. Seit der Wieder­ein­führung 2012 hat sich hier nichts Wesent­liches getan. Zu unsicher erscheint die Reus- und Rein-​Politik den Sanie­rungs­wil­ligen. Weiterhin stellt die KfW Kredite zur Verfügung. Doch bei der derzei­tigen Nied­rig­zinslage bewirken die kaum etwas.

In Baden-​Württemberg wurde es mit Zwang probiert. Das landes­eigene EWärmeG schrieb Sanierern im Haus­be­stand bestimmte Quoten bei den Erneu­er­baren vor. Das Land liegt in zwischen am Ende der Sanie­rungs­quote von allen Bundesländern.

Bleiben noch steu­er­liche Erleich­te­rungen. Die wurden bereits von der letzten Regierung versucht, schei­terten jedoch im Bundesrat an den Ländern, die Angst vor Minder­ein­nahmen hatte. Die derzeitige Bundes­um­welt­mi­nis­terin Barbara Hendricks, die übrigens die Berliner ener­gietage eröffnete, lehnt diese derzeit ab. Heißt: Auch diese Regierung wird sich daran nicht versuchen. Holger Lösch vom BDI, der bei den Ener­gie­tagen den Part „Die Ener­gie­wende als Ener­gie­ef­fi­zienz – Mammut­aufgabe für die neue Bundes­re­gierung“ einleitete, kam sich bei der dies­jäh­rigen Rede schon so vor wie „… und täglich grüßt das Murmeltier“. Denn die derzei­tigen Probleme sind die alten. Und wie es aussieht, werden es auch die für das nächste Jahr sein.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Filter imitieren Bäume zum Einfangen von CO2

Filter imitieren Bäume zum Einfangen von CO2

Forscher wollen mit Hilfe neuer Filter, die wie Bäume wirken, gegen den Klimawandel vorgehen. CO₂ soll mit Luftfeuchtigkeit eingefangen werden. CO₂-Speicherung direkt aus der Luft klingt erst mal gut. Doch bislang scheitert die sogenannte Direct Air Capture (DAC) an...

Kommu­naler Wärmeplan: Finan­zierung bleibt kompliziert

Kommu­naler Wärmeplan: Finan­zierung bleibt kompliziert

Die kommunale Wärmeplanung ist ein entscheidender Baustein der Wärmewende. Sie erfordert umfangreiche Investitionen. Während große Städte vor allem die Fernwärme ausbauen, müssen kleinere Kommunen Alternativen zu Erdgas und Heizöl finden. Doch diese Vorhaben sind...

Nord-​Stream-​Leck größte jemals gemessene Methanfreisetzung

Nord-​Stream-​Leck größte jemals gemessene Methanfreisetzung

Die Explosion der Pipeline Nord Stream im Jahr 2022 war die bisher größte jemals gemessene Methanfreisetzung eines Einzelereignisses. Das wiesen Wissenschaftler mit Flügen über der Ostsee nach. Ende September 2022 traten durch die Beschädigung der Nord-Stream-Pipeline...

Serielles Bauen: Recht­liche Hürden bremsen großes Potenzial

Serielles Bauen: Recht­liche Hürden bremsen großes Potenzial

Auch die neue Regierung wird das serielle und modulare Bauen in der einen oder anderen Form forcieren, also Entwicklung und Anwendung fördern. Die Potenziale sind in der Tat groß. Es gibt aber auch deutliche Grenzen in der Anwendung dieser neuen, eigentlich jedoch...