Power-to-Heat funktioniert ähnlich wie ein Tauchsieder. Foto: Simon. A. Eugster/Wikimedia

Power-​to-​Heat braucht Strommarkt-Reform

von | 22. Januar 2015

Viele Möglich­keiten gibt es, um der Ener­gie­wende zum Erfolg zu verhelfen. Seit einiger Zeit in der Diskussion ist Power-​to-​Heat. Damit sollen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Die erste wäre der Heizöl-​oder Erdgas­ver­brauch, die zweite über­schüs­siger Ökostrom.

Kurz gesagt geht es dabei um folgendes: Der Warm­was­ser­speicher, über den jede Heizöl- oder Erdgas­heizung verfügt, wird mit einer Art Tauch­sieder ausge­stattet. Immer, wenn genügend oder zu viel Ökostrom aus Wind und Sonne zur Verfügung steht, zieht dieser Tausch­sieder genau jene Energie aus dem Netz, heizt so den Speicher auf und mindert damit den Verbrauch des jewei­ligen fossilen Brennstoffs.

Das Problem bisher: Wie bindet man die vielen Öl- und Gashei­zungen in das Stromnetz ein und stattet sie so intel­ligent aus, dass sie von allein wissen, wann sie Strom aus dem Netz ziehen sollen und wann nicht. Darauf versuchte das Institut für Wärme und Oeltechnik (IWO) während einer Halb­tags­ver­an­staltung zu den Berliner Ener­gie­tagen Antworten zu geben. Ganz konkret unter­suchte Prof. Dr. Ralf Simon von der FH Bingen, wie eine Ölheizung in den Strom­kreislauf einge­bunden werden kann. Dazu fertigte er eine komplette Ausrüstung für die Ölheizung und eine entspre­chende Regelung. Zudem wurde die Heizung nicht in den normalen Strom­markt einge­bunden, sondern in den Regel­en­er­gie­markt, also jenen Bereich des Strom­marktes, der bei unvor­her­seh­baren Ereig­nissen per Netz­an­pas­sungen dafür sorgt, dass jeder Verbraucher die Ener­gie­menge bekommt, die er braucht.

Über die Teilnahme an diesem Regel­en­er­gie­markt wäre sogar eine Refi­nan­zierung des Projektes möglich. Am Regel­en­er­gie­markt können Anbieter ab 5 MW Leistung teil­nehmen. Eine einzelne Heizung kann dies nicht, da sie in der Regel um die 20 kW oder sogar weniger hat. Deswegen müssten immer mehrere Heizungen zu einem virtu­ellen Kraftwerk zusam­men­ge­schlossen werden.

Eine weitere und deutlich weniger aufwän­digere Möglichkeit wäre die Nutzung von selbst erzeugtem Photovoltaik-​Strom. Dieser könnte direkt für die Heizung genutzt werden.

Simon Jastrzab vom IWO erläu­terte noch eine Modell­anlage, die in Berlin steht. Hier läuft derzeit ein Feld­versuch, der auch die Einspa­rungen an Heizöl ermitteln soll, die mit Power-​to-​Heat möglich sind.

Derzeit ist Power-​to-​Heat jedoch noch Zukunfts­musik, da die Preise für fossile Brenn­stoffe (7 bis 10 Eurocent je kWh) deutlich unter denen für Strom (25 bis 30 Eurcent je kWh) liegen. Erst ein refor­mierter Strom­markt würde Power-​to-​Heat auch flächen­de­ckend wirt­schaftlich machen.

Geschrieben für Bund der Ener­gie­ver­braucher. Origi­nal­beitrag hier.

Frank Urbansky

Freier Jour­na­list und Fach­au­tor, unter anderem für die Fach­ma­ga­zine und Portale Brenn­stoff­spie­gel, Uniti; DW Die Woh­nungs­wirt­schaft und Immo­bi­li­en­wirt­schaft; Haufe-Lexware; Energie&Management; IVV, Huss Medien; Motor­tech­ni­sche Zeit­schrift und Sprin­ger­Pro­fes­sio­nal; Sprin­ger Fachverlag; SHK Profi und tab, Bau­ver­lag; stadt+werk, k21

0 Kommentare

EnWiPo
EnWiPo
Wie man Hopfen klima­ge­recht trocknet

Wie man Hopfen klima­ge­recht trocknet

Forscher des Fraunhofer IGCV untersuchen nachhaltige Alternativen zur Hopfentrocknung. Für sie beginnt der Klimaschutz auch bei der Bierproduktion. Der Klimawandel macht auch vor Bayerns Hopfenbauern nicht Halt: Während Hitzeperioden, Wetterextreme und Trockenheit den...

Backbone oder Baustelle der Energiewende?

Backbone oder Baustelle der Energiewende?

Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende – überall dort, wo Elektronen an ihre physikalischen oder wirtschaftlichen Grenzen stoßen und Moleküle unverzichtbar werden. Politische Programme sprechen vollmundig von einem Wasserstoffzeitalter. Der...

Backbone oder Baustelle der Energiewende?

Backbone oder Baustelle der Energiewende?

Grüner Wasserstoff gilt als Hoffnungsträger der Energiewende – überall dort, wo Elektronen an ihre physikalischen oder wirtschaftlichen Grenzen stoßen und Moleküle unverzichtbar werden. Politische Programme sprechen vollmundig von einem Wasserstoffzeitalter. Der...

„Es entsteht ein echter Markt für Speicher”

Es entsteht ein echter Markt für Speicher”

Ein Gespräch mit Arne Weinig, Geschäftsführer von Tauber Energy, über Marktdynamik, Netzengpässe und pragmatische Wachstumsstrategien. springerprofessional.de: Sie sind eigentlich Spezialist für großflächige Photovoltaik – inzwischen spielen Batteriespeicher bei Ihnen...