Lastkraftwagen gelten ob ihres hohen Dieselverbrauchs als Dreckschleudern. Hersteller, Flottenbetreiber und Wissenschaftler arbeiten an sauberen Lösungen. Die reichen von Erdgas über Hybrid bis hin zu reinen E‑Lkw. Eine Übersicht.
Forschungen, den Dieselverbrauch bei Lastkraftwagen zu senken, gibt es schon lange, allein schon aufgrund der hohen Treibstoffkosten. Bei einem Verbrauch von etwa 40 Litern je 100 Kilometern ist auch noch der sparsamte voll beladene 36-Tonner ein Schluckspecht vor dem Herren. Dabei machten weder Techniker noch Wissenschaftler und auch nicht die Hersteller vor bestimmten Treibstoffen halt. In Frage kommt tendenziell vieles, wenn auch nicht alles: (Autogas), verflüssigtes Erdgas (LNG), Hybride mit Diesel- und Elektromotor oder reine E‑Lkws sowie Brennstoffzellen, deren Antrieb auf dem gleichen Prinzip fußen.
Autogas – schwierig in der Umsetzung
Das ein halbes Jahr laufende Projekt „Verringerung der CO2 Emissionen und Kraftstoffkosten im Gütertransport durch die Verwendung von Dual-Fuel Systemen“ testete LPG-Anlagen in Diesel LKW. Die technische Lösung liegt hierbei in der direkten Einspritzung von LPG in den Verbrennungsraum, LPG Dual Fuel genannt. Vorteil: Man braucht nur einen Antrieb. Nachteil: Man braucht einen Flüssiggas-Tank, der jedoch technisch keine Herausforderung darstellt. Das Projekt lief bis Ende 2013. Die Auswertung findet derzeit statt. Brennstoffspiegel wird darüber ausführlich berichten.
„Durch die Beimischung von Autogas zum Diesel vollzieht sich der Verbrennungsprozess sauberer als bei reinem Diesel“, so Prof. Dr. Hartmut Reinhard von der Fachhochschule Köln, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. „Das hat zur Folge, dass Emissionen deutlich gesenkt werden. Zudem bewirkt die Substitution von Diesel durch kostengünstigeres Gas eine Senkung der Kraftstoffkosten.“
Dabei werden unterschiedliche Einsatzszenarien und Streckenprofile ebenso getestet wie verschiedene Fahrzeugkombinationen, also Sattelzug und Gliederzug, und diese wiederum mit Schalt- oder Automatikgetriebe. Im Dual Fuel Betrieb gilt es zudem, mit leicht erhöhter Drehzahl zu fahren, damit es seine volle Wirkung entfalten kann. „Wir erwarten eine Reduzierung der Emissionen um ca. 12% und eine Ersparnis von ca. 8% bis 15% bei den Kraftstoffkosten“, erklärt Reinhard.
Doch die Technologie hat Tücken. Scania stellte kürzlich einen seit 2011 laufenden Versuch mit LPG ein.
LNG – die Zukunft?
Vielversprechender, vor allem seitens des Verbrauchs, ist das Betanken mit LNG. Analog der LPG Dual Technologie wird das verflüssigte und tiefgekühlte Erdgas direkt in den Verbrennungsraum eingespritzt. Auf diese Weise können bis 75 Prozent des Diesels substituiert werden – da Erdgas als Treibstoff nur etwa halb so teuer ist wie Diesel, ein ordentliches Einsparpotenzial. Zudem emittiert fossiles Erdgas 25 Prozent weniger CO2. Beim Einsatz von Bioanteilen sind sogar noch größere Reduktionen möglich.
Wermutstropfen: Die Umrüstkosten für den LNG-Tank, der das Gas bei ‑162 °C tiefgekühlt halten muss, und die Einspritzanlage liegen je Truck bei 35.000 bis 40.000 Euro. Das schreckte eine der größten deutschen Speditionen nicht ab, genau auf dieses technologische Pferd zusetzen.
Der Logistikdienstleister Hellmann hat 2013 fünf Fahrzeuge in Betrieb genommen, die mit LNG angetrieben werden. Sie hätten nach Unternehmensangaben keine Nutzlast-Einschränkungen und Reichweiten bis zu 1.000 Kilometer, was den Praxiseinsatz erleichtere. Noch ist der Kraftstoff LNG in Deutschland so gut wie nicht verfügbar, so dass Hellmann eine eigene LNG-Tankstelle auf seinem Betriebsgelände errichtete. „Diese Tankstelle wird uns als Anlaufstelle für Verkehre in Norddeutschland erst einmal genügen”, sagte Klaus Hellmann gegenüber dem Branchenmagazin trans aktuell. Auch Volvo unternimmt seit 2010 vielversprechende Versuche.
Möglich wäre hier auch der Einsatz der komprimierten Erdgasvariante CNG. Doch ist dieses aufgrund seiner Volumenausdehnung und des hohen Kraftstoffverbrauchs der Lkw zu ineffektiv.
Titelbild: Volvo FM mit Methan-Diesel-Motor. Foto: Auto-Medienportal.Net/Volvo
Geschrieben für Brennstoffspiegel und Mineralölrundschau. Erschienen in der Ausgabe 4/2014. Der vollständige Text ist nur dort zu lesen. Zum kostenfreien Probeabo geht es hier.
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