Über die Ausgeglichenheit des Rohölmarktes haben wir bereits mehrfach berichtet – jetzt kommt womöglich ein zusätzlicher Lieferant aufs Parkett, der die Angebotsseite weiter stärken kann und die Preise weiter stabil hält.
Laut eines Berichtes des Commerzbank-Analysten Eugen Weinberg könnten die USA, bisher eher als potentieller Gasexporteur im Gespräch, künftig auch ultra-leichtes, geringfügig raffiniertes Rohöl exportieren. Bis dato untersagt der Energy Policy and Conservation Act (EPCA) von 1975 den Export von Rohöl mit nur wenigen Ausnahmen. Davon nicht betroffen sind raffinierte Ölprodukte. Nach einer neuen Auslegung des Verbotes wird geringfügig raffiniertes (stabiles) Rohöl nun als solches angesehen und wird damit exportfähig. Zwei US-Unternehmen wurde es erlaubt, dieses stabile Rohöl aus dem Eagle Ford-Schieferölvorkommen zu exportieren.
Nach diesen Maßgaben wären bei einer flächendeckenden Anwendung bis zu 4,5 Millionen Barrel US-amerikanischen, stabilen Rohöls täglich exportfähig, denn neben Eagle Ford könnten weitere Schieferölvorkommen in Nord-Dakota und Texas entsprechendes Öl liefern. Wahrscheinlich ist lediglich ein Exportvolumen von 700.000 Barrel pro Tag ab 2015. Zum Vergleich: Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet für 2015 mit einer steigenden Rohölnachfrage auf 92,7 Millionen Barrel täglich auf dem Weltmarkt.
Hintergrund dieser beginnenden Liberalisierung des US-amerikanischen Ölmarktes ist das starke Überangebot von leichtem Rohöl und eine starke, schwer zu deckende Nachfrage nach schwerem Rohöl in den USA, das immer noch importiert wird, um die inländischen Raffineriekapazitäten auszulasten. Ein häufiges Gegenargument der Marktöffnung ist der befürchtete Preisanstieg in den USA, auch bei Endprodukten wie Autokraftstoffe oder Heizöl. Laut Analyse waren aber die Großhandelspreise in den USA für Benzin, trotz niedrigerer Rohölpreise, leicht höher als in Europa. Diese Preise würden sich dann ebenfalls an den internationalen Börsenpreisen orientieren und damit mindestens stabil bleiben, während der Rohölpreis in den USA vermutlich leicht steigen würde. Die bisher enorme Marge der Raffinerien durch günstige Rohstoffe und teure Produkte würde sich dann verringern – eine beachtliche Motivation für die Branche, diesem Trend entgegen zu wirken. Ohnehin scheint es unwahrscheinlich, dass das Verbot in nächster Zeit aufgehoben wird. Dafür müsste der US-Kongress einen entsprechenden Entschluss fassen. Eher in Reichweite ist eine Ausweitung der neuen Interpretation von Rohölprodukten im Kontrast zu unraffiniertem Rohöl.
Für deutsche Verbraucher ändert sich vorerst also wenig, außer der erfreulichen Aussicht auf potentiell stabile Preise bei Kraftstoffen und Heizöl, sollten alle anderen Faktoren, wie Krisen in den Förderländern ebenfalls unverändert bleiben.
Foto: The Pinedale Field office of the BLM
Autorin: Maren Schiel
Geschrieben für Bund der Energierverbraucher.
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